Siebenmal um die Kirche - mit Pauken und Trompeten

Gulu / Kitgum / Norden, 17. Januar 2013

3. Uganda-Begegnungsreise - Buntes Programm - Machbarkeits-Studien vor Ort

Zu Gast bei Partnern, Freunden, Brüdern und Schwestern: Eine 18-köpfige Delegation des Kirchenkreises Norden reiste 14 Tage lang durch Uganda, um die Partnerschaft mit den beiden Diözesen von Nord-Uganda (Gulu) und Kitgum zu stärken, neue Eindrücke zu sammeln, Projekt-Ideen aufzunehmen und das Verständnis füreinander zu vertiefen.

Unter der Leitung von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein reisten 5 Frauen und 12 Männer, darunter auch Helmut Fischer vom Medienzentrum Norden, der die gesamte Reise im Film festhielt, und als sachkundiger Afrika-Experte Dr. Volker Waffenschmidt von der GOSSNER MISSION (Berlin). In Kitgum stieß der Veterinär-Mediziner und Tropen-Experte Dr. Bernhard Thimm (Bad Zwischenahn) zur Reisegruppe - er hielt sich insgesamt 4 Monate lang im Auftrag des Norder "Freundeskreis Uganda" in dem ostafrikanischen Land auf, um "Feasibilty-Studies" (Machbarkeits-Studien) für zwei große Projekte durchzuführen, deren Finanzierung die ugandischen Diözesen bei BROT FÜR DIE WELT beantragen werden.

So nahm die Reisegruppe das Gelände für eine kirchlich betriebene Muster-Farm (Gulu) in Augenschein und diskutierte vor Ort die Vorbereitungen auf eine Technische Oberschule (Paloga). Beide Projekte könnten nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung von Ernährung und Bildung in der Region bekommen, die durch jahrzehntelange Kriegswirren traumatisiert ist. Einblicke in die aktuelle gesellschaftliche und humanitäre Situation erlangte die Norder Delegation beim Gedankenaustausch mit lokalen Politikern, etwa dem Landrat des Distrikts Pader oder dem Bürgermeister der zweitgrößten ugandischen Stadt Gulu. Gelungene Beispiele kirchlichen Engagements zeigten sich bei Gesprächen mit einer US-amerikanischen missionarischen Hilfsorganisation (ganzheitliche Schulung von Verantwortungsträgern, die ihr Wissen weitergeben) und dem erfolgreichen Hilfsprogramm des Lutherischen Weltbunds (LWF) in Pader zur Förderung von Jugendlichen und Frauen (Kreditvergabe zur Unterstützung der Selbständigkeit).

Einen besonderen Schwerpunkt der Reise bildete die Beteiligung an kirchlichen Festivitäten: In Kitgum nahm man an der feierlichen Konfirmation von 60 Kindern und Jugendlichen durch Bischof Benjamin Ojwang teil. In Padibe besuchte die Delegation eine Evangelisations-Veranstaltung christlicher Studenten ("Crusade"), die durch populäre Musik und aufrüttelnde Predigt Menschen neu für den Glauben gewinnen wollen. In Paloga feierten die Norder mit ca. 5.000 Menschen die festliche Einweihung der neu erbauten - auch mit Geld aus Norden unterstützten - St.Barnabas-Kirche; ein Umzug mit Militärkapelle und die siebenmalige Umrundung des Kirchengebäudes in sengender Hitze gehörten dazu. Besonders festlich gestaltete sich auch der Gottesdienst in der neu erbauten All-Saints-Kirche von Agung, die innerhalb eines Jahres entscheidend mit finanzieller Hilfe aus Norden errichtet wurde. Stets wurde Superintendent Dr. Kirschstein gebeten, mit Predigt oder biblischem Grußwort zu den gottesdienstlichen Veranstaltungen beizutragen. Gemeinsam mit Pastorin Annette Lehmann (Osteel) und afrikanischen Geistlichen zelebrierte er auch wiederholt die Abendmahlsliturgie in ihrer feierlichen, anglikanischen Weise. Mehrfach trat auch die gesamte Norder Delegation als Chor auf, der - teils verstärkt durch Querflöte und Gitarre - sich zur Freude der ugandischen Gastgeber sogar an vierstimmigen Chorälen versuchte ("Nun danket alle Gott").

Fasziniert waren die Norder immer wieder von der "unglaublichen Herzlichkeit" ihrer Partner: Vor allem jene Ugander, die im Sommer 2012 den Kirchenkreis Norden besucht hatten und hier in Familien untergebracht waren, zeigten geradezu familiäre Nähe: Da wurde in großer Runde aufgetischt, die Familienmitglieder stellten sich durch Tanz und Gesang vor, Häuser und Hütten wurden bereitwillig für die deutschen Gäste geöffnet. Unvergesslich wird die afrikanische Hochzeit des Hoteliers Francis Mawa bleiben, der während seines Besuchs in Norden zu der Erkenntnis gekommen war, die Mutter seiner 5 Kinder nun endlich christlich heiraten zu sollen: Francis hatte den Hochzeitstermin extra nach dem Besuchsprogramm seiner deutschen Freunde eingerichtet. In den Festgottesdienst zog er gemeinsam mit seinem Trauzeugen Patrick (auch er in Norden gut bekannt) Fähnchen-schwingend ein - mit einer Deutschland-Fahne und einer Norder Stadt-Fahne, die zusätzlich den Altar schmückte! Die Ausstaffierung von Braut und Bräutigam, ihres "Hofstaats" mit Brautjungfern und Freunden des Bräutigams, die eindringliche Predigt des Bischofs von Gulu, der Jubel im bis auf den letzten Platz gefüllten Gotteshaus - all das machte den gut zweistündigen Gottesdienst zum Auftakt einer "Hochzeit des Jahres", zu deren Festprogramm am Nachmittag rund 1.000 Menschen eingeladen waren. Die Norder "Ehrengäste" wurden in Ansprachen und Grußworten mehr als einmal herzlich bedacht - und revanchierten sich gerne mit dem gemeinsamen Vortrag norddeutscher Liebes-Lyrik: "Dat du mien Leevsten büst..."

Trotz des eng getakteten Programms blieb die Zeit zum Stadt- und Markt-Besuch in Gulu und zu ausführlichen Gesprächen mit Bischof Johnson Gakumba. Im vertrauensvollen Miteinander wurden auch heikle Fragen der Partnerschaft besprochen, und eine ganze Reihe weiterführende Projekte konnte in Angriff genommen werden.

Aber auch Einblicke in die faszinierende Natur Ugandas und das Kennenlernen weiterer Landesteile gehörte dazu: Der Besuch des Kidepo-Nationalparks im äußersten Norden mit Jagd-Beobachtung von vier jungen Löwen, die Reise in den Südosten zu den beeindruckenden Sipi-Wasserfällen, eine Bootsfahrt zum Übergang des Victoria-Sees in den Nil ("Nilquelle") und das Kennenlernen einer letzten Regenwald-Vegetation in dieser Region (Mabira-Forest) stellten die faszinierende Schönheit des Landes vor Augen und bewirkten eine buchstäbliche Horizont-Erweiterung.

Vorbei an Tee- und Zuckerrohr-Plantagen standen schließlich noch zwei konträre gesellschaftliche Projekte auf dem Programm: In einem ärmlichen Ortsteil der Stadt Jinja besuchte die Norder Delegation jene Frauen-Initiative, der sie den Schmuck zum Verkauf auf dem Ostfriesischen Kirchentag im letzten Sommer verdankte. Die Norder erfuhren zu ihrer Überraschung, dass sich die Initiative aus kriegsvertriebenen Frauen Nord-Ugandas überhaupt erst aufgrund der Norder Anfrage gebildet hatte! Mittlerweile hat diese Initiative so viel Schmuck und Stofftaschen fabriziert, dass an eine Ausweitung des Geschäfts zu denken ist (mit dem die engagierten Frauen die Zukunft ihrer zahlreichen Kinder sichern). Ein beeindruckender Einsatz! Zugunsten der häufig HIV-positiven Frauen und ihrer Familien ließen die Norder eine Spende zurück und werden alles versuchen, um Vertriebswege (Eine-Welt-Läden!) über den Kirchenkreis Norden hinaus zu eröffnen. - Am anderen Ende des gesellschaftlichen Spektrums setzt die Kampala Diplomatic School ein, deren Gründer Johnson Nyeko zusammen mit seiner Familie als Initiator der Uganda-Partnerschaft gelten kann: Die erst vor anderthalb Jahren in der ugandischen Hauptstadt gegründete Schule basiert auf dem christlichen Menschenbild und möchte zu verantwortlichem gesellschaftlichen Handeln erziehen. Durch den Norder Freundeskreis wurden bereits zwei junge Frauen an diese Schule vermittelt, um dort nach ihrem Abitur als Hilfslehrerinnen Deutsch-Unterricht zu erteilen.

Einer von vielen Ansatzpunkten, um die Partnerschaft immer wieder mit neuen Impulsen zu versehen! Der zweiwöchige Besuch der Norder Delegation hat mit Sicherheit dazu beigetragen und wird lange nachwirken. In den kommenden Wochen und Monaten werden zahlreiche Denkanstöße weiter verfolgt, neue Projekte und Hilfs-Initiativen auf den Weg gebracht werden.

 

TERMINE für Reiseberichte mit zahlreichen Bildern (Sup. Dr. Kirschstein):

  • Donnerstag, 14. Februar, 20.00 Uhr: Männerkreis Ludgeri ("Mittelhaus" Norden, Neuer Weg 11, Saal)
  • Freitag, 15. Februar, 20.00 Uhr: Männerkreis Berumerfehn (Gemeindehaus Berumerfehn)
  • Donnerstag, 21. Februar, 19.30 Uhr: Männerkreis Rechtsupweg (Gemeindehaus Rechtsupweg)
  • Dienstag, 26. Februar, 19.30 Uhr: Öffentlicher Vortragsabend Norden (Jugendcafé "Markt 30", Saal)

Ein besonderer Vortragsabend mit Film-Vorführung durch Helmut Fischer erfolgt nach Schnitt und Fertigstellung des Films etwa im April/Mai d.J.