Rechenschaft über ein "verrücktes" Jahr

Norden, 14. Dezember 2020

Kirchenkreissynode fällt aus, Tätigkeitsberichte kommen per Post: Trotz Corona viel Positives

2020 ist vieles ungewöhnlich und neu. So musste jetzt auch die zweite, lange geplante Kirchenkreis-Synode (KKS) ausfallen. Theatersaal der Oberschule Norden - oder doch Ludgerikirche? Am Ende keins von beiden: Die Verantwortlichen um den KKS-Vorsitzenden Theo Weber entschieden sich aus Gründen der Gesundheitsvorsorge und der Praktikabilität für den völligen Verzicht. Da keine dringenden Beschlüsse gefasst werden mussten, fiel das nicht allzu schwer.

Die Herbst-Synode dient aber traditionell dem Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr. Und auf eben diese Rechenschafts-Berichte mochte man nicht verzichten. Da kein Live-Vortrag möglich war, wurden die Papiere per Post an die rund 70 Delegierten der Synode versandt. Wen wundert´s: Das Material war in diesem Jahr überschaubar. Manche Ausschüsse konnten sich gar nicht treffen oder konstituierten sich lediglich neu ("Diakonie" und "Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung"). Der Finanzausschuss konnte zusammenfassend Erfreuliches aus seinen zwei Sitzungen berichten: Für 2021 beschloss man eine erneute Sonderzuweisung an alle Kirchengemeinden in Höhe von 120.000 €, und auch der Bauetat konnte um zusätzliche 150.000 € erhöht werden.

Entsprechend positiv fällt der Jahresüberblick des Bauausschusses aus, der sich vor allem über den positiven Fortgang des Großprojekts "Gemeindehaus Marienhafe" freuen konnte. Der Eine-Welt-Ausschuss konnte in seinen zwei Sitzungen erstmals Mittel zur Unterstützung der Partner in Übersee bereitstellen: als "Corona-Nothilfe" für Menschen im Sudan, in Uganda, im Südsudan und in Tansania. Erfolgreich stellte sich auch der Kinder-, Jugend- und Schulausschuss auf: Hier lag der Schwerpunkt auf der Vorbereitung eines ersten "Jugendsonntags" im Kirchenkreis und auf der Erarbeitung eines eigenen "Kinderschutzkonzepts".

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein würdigt in seinem Ephoralbericht den Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen: Ein "Jahr der Freiräume", wie es offiziell ja eigentlich für 2019 von der Landeskirche beschlossen wurde, sei 2020 für die Allerwenigsten gewesen. Die Herausforderungen waren immens. Bedrückend sei, dass die "lebendige Beziehungsarbeit" vieler Kirchengemeinden in Gruppen, Kreisen und Chören weitgehend "auf Null gefahren" werden musste. Allerdings seien ganz neue Formate entstanden, "viel Phantasie und Kreativität" habe die kirchliche Arbeit ausgezeichnet.

Auf Kirchenkreisebene konnten "alle Regularien ganz regulär begleitet und umgesetzt werden". Besonders erfreulich sei die umgehende Neubesetzung der Pfarrstelle Hage-West durch Pastorin Anja Helen Bierski aus der Westfälischen Landeskirche, und auch für Arle zeichne sich womöglich eine baldige Lösung ab. Kirschstein erinnert in seinem Jahresbericht an die große Demonstration Anfang März, mit der der Kirchenkreis als Initiator zusammen mit politischen Parteien, der Norder Ökumene und gesellschaftlichen Institutionen ein beeindruckendes Zeichen "für die Menschenwürde aller" setzen konnte. Mit der größten derartigen Veranstaltung "nicht nur in Ostfriesland" habe sich zudem das "Standing" der Kirche noch einmal deutlich verbessert.

Auch die Ökumene habe man erfreulich weiter entwickeln können: Am Ökumenischen Reformationsfest in der Ludgerikirche beteiligten sich erstmals 8 Konfessionen. Insbesondere für die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld sei 2020 ein erfolgreiches Jahr gewesen: Eine umfangreiche Revision der Ausstellung mit Erneuerung und Erweiterung des Equipments und der Inhalte, die ermutigenden Besuche von MdB Saathoff und Landesbischof Ralf Meister und die deutlich gewachsene finanzielle Unterstützung durch Stadt und Landkreis fanden gleichsam ihren Höhepunkt in der Ausstrahlung eines Gottesdienstes aus der Dokumentationsstätte, durch die der Deutschlandfunk am Ewigkeitssonntag rund 400.000 Menschen erreichte.

Auch sonst wurde die Öffentlichkeitsarbeit 2020 zum Schwerpunkt: Als Öffentlichkeitsbeauftragter nutzte der Superintendent die Zeit für einen vollständigen "Relaunch" der Kirchenkreis-Homepage. Und seine kürzliche Wahl zum Vorsitzenden der Gossner Mission stärke auch die Eine-Welt-Arbeit im Kirchenkreis Norden.

Mit einem Hinweis auf Dietrich Bonhoeffer dankt Dr. Kirschstein den Mitarbeitenden "für Ihren persönlichen Einsatz zugunsten der Menschen und zur Ehre Gottes" und zieht aus seinem dankbaren Resümee die Hoffnung auf ein umso erfreulicheres Jahr 2021: "Von guten Mächten wunderbar geborgen / erwarten wir getrost, was kommen mag..."