Gemeinde-Partnerschaft Südsudan

Norderney - Kadeba

Ein Höhepunkt in den langjährigen Beziehungen zum Südsudan: 2013 feiern die Menschen in Kadeba ein großes Dankfest für die Einrichtung des "Geburtshauses" durch die ostfriesischen Partner - über 150 Frauen sind mit ihren Babys gekommen, die alle im neuen Geburtshaus das Licht der Welt erblickt haben.

Partnerschaft mit Menschen in einem geschundenen Land

Im Jahr 2008 lädt Sylvester Kambaya, damals Provost (Superintendent) der anglikanischen All Saints Cathedral in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum, das Ehepaar Selbach für vier Tage zum Besuch seiner Heimat ein: ins südsudanesische Moro-Land nach Kadeba.

Was damals noch niemand ahnen konnte: Dieser Besuch ist der Auftakt zu einer neuen Partnerschaft! Und ein Akt freundschaftlichen Vertrauens: Beide Seiten kannten sich seit vielen Jahren.

So ist die jetzt auf Norderney verankerte Partnerschaft mit Kadeba im Südsudan aus der jahrzehntelangen Kirchenkreispartnerschaft mit dem (Nord-)Sudan erwachsen - und aus den persönlichen Beziehungen von Pastor Günter Selbach und seiner Frau Christel.

Zum Hintergrund: wachsendes Vertrauen - über Jahrzehnte

Christel Selbach, Ehefrau des Norderneyer Pastors Günter Selbach, ist 1986 Teilnehmerin der von Jugenddiakonin Grete Schaer geleiteten Begegnungsreise in den Sudan < zu dieser wichtigen Weichenstellung der entstehenden Kirchenkreis-Partnerschaft siehe HIER >. Seitdem arbeitet sie zusammen mit ihrem Mann im Sudan-Arbeitskreis des Kirchenkreises Norden mit.

Pastor Günter Selbach übernimmt 1988 - 1990 die Leitung des Sudan-Arbeitskreises. Die Kontakte zu den Frauenprojekten des Kirchenkreises werden fortgeführt.

1990 - 1996 leitet Pastor Selbach die Kirchengemeinde in Kairo. Die Stelle schloss im Auftrag der EKD auch die Betreuung der deutschsprachigen Christ*innen im Sudan mit ein, ebenso die Kontakte zu den ökumenischen Partnern im Land.

Die Leitung des Sudan-Arbeitskreises in Norden übernimmt zunächst Pastor Dinse (Arle), anschließend Pastor Meyer-Engeler (Hage).

Während der jährlichen Besuche im Sudan kann Ehepaar Selbach in Brückenfunktion mit dem Kirchenkreis Norden auch die Kontakte zu den Frauen aus den Projekten zum Sudanesischen Kirchenrat aufrechterhalten, begleiten und festigen.

1996 kehrt Ehepaar Selbach zurück nach Ostfriesland. Jetzt im Nachbarkirchenkreis aktiv, organisieren beide von der Kirchengemeinde Sandhorst aus den Aufbau einer neuen Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Aurich und der All Saints Cathedral in Khartoum. In der Folge kommt es zu mehreren Besuchen von Provost Sylvester in Aurich, um die Partnerschaft vorzubereiten. Sylvester macht jedesmal auch Halt auf Norderney.

2005 einigen sich der Sudan und die südsudanesische Opposition auf einen Friedensvertrag: Er soll nach 6 Jahren Übergangszeit und einem Referendum zur Unabhängigkeit des Südsudan führen.

2007 schließt die All Saints Cathedral in Khartoum vor Ort einen Partnerschaftsvertrag mit dem Kirchenkreis Aurich. 2008 kommt Provost Sylvester nach Ostfriesland und unterzeichnet diesen Vertrag auch in Aurich.

Von Januar bis Ende März 2008 reist Ehepaar Selbach - jetzt schon als Ruheständler - auf Bitten von Provost Sylvester in den Sudan, um die Partnerschaft zu vertiefen und medizinisches Grundwissen an die Gemeinde, besonders an Mädchen und Frauen zu vermitteln.

Dieser Aufenthalt hat weitreichende Folgen:

  • Ehepaar Selbach lädt auch Pastor Rolf Meyer-Engeler nach Khartoum ein. Gemeinsam besucht man die verschiedenen Frauenprojekte des Kirchenkreises Norden.
  • Selbachs knüpfen enge Beziehungen zu Ehepaar Nyeko: Die ugandischen Flüchtlinge Johnson und Venturina leiten die KDS (Khartoum Diplomatic School) - Selbachs laden die offensichtlich erschöpfte Familie im Anschluss nach Norderney ein. Über diesen Kontakt wird sich schließlich die Uganda-Partnerschaft des Kirchenkreises entwickeln.
  • Auch die neue Entwicklung einer Schulpartnerschaft durch Pastor Meyer-Engeler wird sich für den Sudan-Arbeitskreis aus diesem Kontakt zu Nyekos ergeben.

Am 9. Juli 2011 wird der Südsudan unabhängig. Die meisten Südsudanesen kehren nach langen Kriegsjahren in ihre Heimat zurück. Auch Sylvester Kambaya siedelt mit seiner Familie von Khartoum nach Juba um.

Das Projekt: ein Geburtshaus wird gebaut ...

Beim ersten Besuch in Kadeba blieb es natürlich nicht beim Sightseeing: Die Verantwortlichen vor Ort berichten von ihren Zukunftsplänen.

Ein Geburtshaus soll entstehen, damit die Frauen in Begleitung von Hebammen ihre Kinder gefahrloser zur Welt bringen können - das nächste Hospital ist weit, auf dem sechsstündigen Weg waren immer wieder Frauen verblutet...

Christel und Günter Selbach engagieren sich für den Neubau:

Von 2008 bis 2011 sammeln die Beiden bei der Kirchengemeinde Norderney und vielen Freund*innen auf der Insel und dem Festland über 20.000 €. Der gleiche Betrag wird von UNICEF gespendet. Ein großer Erfolg: Im November 2011 kann das Geburtshaus eingeweiht werden. Ehepaar Selbach und die Norderneyer Redakteurin Verena Leidig sind dabei.

... und schon bald komplett eingerichtet.

Durch "sehr glückliche Umstände" - wie Pastor i.R. Selbach selbst sagt - kann er erreichen, dass von einem stillgelegten Krankenhaus in Dannenberg Betten, Matratzen, Nachttische, ein gynäkologischer Stuhl und weiteres Entbindungsmaterial für den Transport nach Kadeba gespendet werden.

Ergänzt wird der Container-Transport durch Babybetten und Säuglingsausstattungen von der aufgelösten Entbindungsstation auf Norderney.

Im September 2012 wird der Container beladen - im Februar 2013 kommt er glücklich in Kadeba an.

Der "Freundeskreis Kadeba" auf Norderney

Längst "historisch": das Gründungstreffen des "Freundeskreises Kadeba"

... wurde offiziell am 25. Sept. 2013 unter dem Dach der Ev.-luth. Kirchengemeinde gegründet. Anwesend waren 14 Mitglieder und zwei Pressevertreter.

Heute (Stand Nov. 2020) zählt der Freundeskreis auf Norderney 32 Mitglieder und 14 Unterstützende, auf dem Festland 33 Mitglieder und 19 Unterstützende.

EPF: unser Partner im Südsudan

Die EPF = EDUCATION AND PEACE FOUNDATION ("Stiftung für Bildung und Frieden") ist eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGO), die bereits 2011 offiziell vom südsudanesischen Staat anerkannt wurde.

"Motoren" der EPF

... sind die beiden Brüder Ambrose und Sylvester Kambaya (letzterer der ehem. Provost der anglikanischen All Saints Cathedral in Sudans Hauptstadt Khartoum)

Begegnung 2014 auf Norderney: mit der Vors. des Eine-Welt-Ausschusses Jenny Albers und Sup. Dr. Helmut Kirschstein

Begegnungen

Im Juni 2015 war die letzte Begegnung mit den Freund*innen aus Kadeba möglich. Die für 2016 geplante Reise in den Südsudan musste wegen der unsicheren Situation im Land um ein Jahr verschoben werden - konnte aber auch dann nicht stattfinden. Die südsudanesischen Freunde selbst warnten vor der gefährlichen Sicherheitslage. Die hat sich bis heute nicht grundlegend geändert... Besuche hin und her werden sehnslichst erhofft.

2015 mit Pastorin Ellen Bürger
Juni 2015: ein letztes Farewell (mit Pastoren-Ehepaar Bernhardt)
So friedlich... Eines von hunderten Babys, die im Geburtshaus in Kadeba das Licht der Welt erblickten.
Dankfest unter dem großen Mangobaum: Die Freude kennt keine Grenzen! Wenn es doch immer so bliebe...

Neue Pläne - und ein neues Desaster: Der Krieg kehrt zurück.

Gründung des Freundeskreises - und ein erstes Projekt

Am 25. September 2013 wird auf Norderney der FREUNDESKREIS KADEBA unter dem Dach der ev.-luth. Kirchengemeinde gegründet (s.o.).

Und schon im November 2013 wird ein erstes gemeinsames Projekt realisiert: Der Freundeskreis finanziert einen dreitägigen Workshop in Naturmedizin, den die Theologin Gunda Stegen leitet. Sie lebt und arbeitet seit vielen Jahren im Land und vermittelt den über 25 Teilnehmenden die heilende Kraft einheimischer Pflanzen und Kräuter. Besonders wichtig: Artemisia-Tee, der gegen Malaria vorbeugt.

Neues Ziel: der Bau einer weiterführenden Schule.

Die Verantwortlichen in Kadeba möchten mehr Entwicklung und Bildung für die einheimische Bevölkerung.

Der Freundeskreis unterstützt eine Idee, die Sylvester und sein Bruder Ambrose schon bei einem früheren Norderney-Besuch vorgetragen hatten: Bau einer weiterführenden Schule, vorwiegend für Mädchen und junge Frauen, die sonst (als Mütter) kaum zur Entwicklung des jungen Staates beitragen könnten. Gesamtkosten: 50.000 €.

Erfolgreich werden BROT FÜR DIE WELT und die Niedersächsische Umweltstiftung BINGO eingebunden. Beide sagen Finanzmittel in Höhe von je 10.000 € zu. Der Freundeskreis will 17.000 € beitragen, vom EPF in Juba werden durch Eigenleistung und Bereitstellung des Grundstücks 13.000 € beigesteuert.

Viele Spenden gehen ein - tatsächlich passieren erste Schritte zur Umsetzung des ehrgeizigen Projekts.

Grundmauern werden gelegt, Steine für den Schulbau geformt, getrocknet und gebrannt.

Alles umsonst? Der Bürgerkrieg beginnt.

Alle Pläne werden zunichte: Am 19. Dezember 2013 beginnt der Bürgerkrieg im Südsudan - nach nur zwei Jahren des Aufbaus im jüngsten Staat der Welt.

Vor allem der dominierende Stamm der Dinka mit Präsident Salva Kiir kämpft gegen den Stamm der Nuer, zu dem Vizepräsident Riek Machar gehört. Schon Mitte 2014 sind mehr als eine halbe Million Zivilisten auf der Flucht. Die Soldaten beider Parteien morden, brandschatzen, vergewaltigen. Felder können nicht bestellt werden, die Preise für Lebensmittel steigen unermesslich, viele Menschen verhungern.

Nackte Gewalt: Auch Kadeba leidet schwer.

Die Arbeiten am Schulbau müssen eingestellt werden. Zunächst sind die Menschen in Kadeba noch nicht direkt betroffen. Aber nach wenigen Wochen fallen die Soldaten beider rivalisierender Gruppen in Kadeba ein. Felder werden verwüstet, Hütten verbrannt, Menschen beraubt. Es herrscht nackte Gewalt. Angst breitet sich aus. Hoffnungen schwinden dahin...

Viele Zivilisten werden beraubt und ermordet. Die Einwohner Kadebas fliehen "in den Busch". Aus dem Geburtshaus wird das Mobiliar gestohlen, die Fenster werden demoliert...

Hilfe in größter Not. Dass Frieden wächst...

Dank vieler Spenden kann der Freundeskreis ab Mitte 2014 immer wieder größere Geldbeträge nach Kadeba transferieren - auf sicherem Wege kommt die Unterstützung an: dringend notwendige Hunger- und Überlebenshilfe. Darüber hinaus erhält die Familie von Sylvester und Ambrose monatlich 1.000 €, damit "die Helfenden nicht hilflos werden".

Und die Beiden helfen tatsächlich: In Kadeba und angrenzenden Orten bieten sie Trauma-Healing-Seminare an, sobald das möglich ist (ein brüchiger Friede wird 2018 geschlossen, im Feb. 2020 eine Einheitsregierung gebildet).

... mit deutscher Unterstützung

Sylvester hatte sich schon Jahre zuvor Kenntnisse und Methoden angeeignet... Von den Militärs beider Seiten erhält er nach vielen Gesprächen die Zusage, mit seinem Team gefahrlos von Juba nach Kadeba zu fahren.

Der EPF bittet den Freundeskreis um finanzielle Unterstützung (Transport, Versorgung des Teams). BROT FÜR DIE WELT widmet die noch nicht abgerufenen Mittel für den Schulbau um, und die EKD wie der Freundeskreis stellen den gleichen Betrag bereit: insgesamt können 16.500 € überwiesen werden. Eine unabhängige Organisation überprüft und bestätigt die ordnungsgemäße Verwendung der Gelder: Vier Seminare werden durchgeführt.

Trauma-Healing: Extra-Kurs fürs Militär

Bemerkenswert: Nach den ersten Seminaren bittet die militärische Leitung beider Parteien Sylvester und das Team, einen Extra-Kurs nur für Angehörige des Militärs der Regierung und der Opposition durchzuführen. Das geschieht erfolgreich im April 2019.

Wie ist das möglich? Bspw. berichten Soldaten beider Seiten von dem Fürchterlichen, was sie erlebt und auch selbst getan haben - und reichen sich vor allen Teilnehmenden versöhnend die Hand. Zu dieser Versöhnung trägt der christliche Glaube wohl entscheidend bei: Das Vertrauen auf Gott spielt für die Menschen im Südsudan eine sehr große Rolle...

Erfolgreich: Anerkennung fürs Friedenstiften

Ende Oktober 2020 findet in der südsudanesischen Hauptstadt Juba die 5. NGO-Expo statt: ein Treffen von Nicht-Regierungs-Organisationen. Auch der Norderneyer Partner EPF nimmt daran teil. Und findet höchste Anerkennung:

Das "South Sudan NGO Forum" ehrt den erfolgreichen Einsatz für Versöhnung mit dem 1. Preis in der Kategorie "Friedensarbeit" für den eingereichten Bericht über die durchgeführten Trauma-Seminare.

Regierung und Opposition haben den EPF gebeten, weitere Trauma-Healing-Workshops durchzuführen.

Aktuelle Herausforderungen. Aktuelle Unterstützung.

  • Im Sommer 2020 wurden große Teile der Ernte im Südsudan durch eine Heuschreckenplage vernichtet Die Preise steigen also weiter... Im Spätsommer folgen auch noch Überschwemmungen im ganzen Land.
  • Natürlich sind auch der Südsudan und die Menschen in und um Kadeba von der Corona-Pandemie betroffen - die relativ niedrige Opferzahl gibt kaum die Wirklichkeit wieder, sind die Testkapazitäten doch äußerst spärlich...
  • Der Freundeskreis Kadeba hat eine Corona-Nothilfe beschlossen: Die vom Kirchenkreis bereitgestellten 2.000 € hat der Freundeskreis verdoppelt. Über nahezu unbefahrbare Pisten konnte das Team unter Leitung von Sylvester Kadeba aber erst Mitte Oktober erreichen: 37 Aktive verteilen hier Masken, Desinfektionsmittel und Seife - vor allem unterrichten sie die Bevölkerung über notwendige Verhaltensregeln. Und ernten große Dankbarkeit.
  • Ein weiteres Problem tut sich auf: Weil die Schulen geschlossen sind, grassiert der Alkoholismus. Sylvester berichtet, dass 27 Schulmädchen ungewollt schwanger wurden...
  • Erfreulicher sind aktuelle Nachrichten vom Geburtshaus: Nach den Zerstörungen sind von ursprünglich 16 Krankenhausbetten noch fünf übriggeblieben - immerhin! Ebenso sind aber fünf Hebammen vor Ort aktiv! Sie benötigen dringend Stoff-Binden... Der Freundeskreis Kadeba hilft.

Sie möchten den Menschen in Kadeba helfen? Gerne!

Bitte beten Sie für die Brüder und Schwestern in Kadeba - und überhaupt für die Menschen im Südsudan!

Wenn Sie auch mit Geld helfen wollen, überweisen Sie bitte Ihre Gabe auf das neu eingerichtete Sammelkonto beim Kirchenamt Aurich:

IBAN DE35 5206 0410 0000 0062 62 (Evangelische Bank)

Bitte angeben: KADEBA "Projekt" (Beispiele dafür finden Sie auf dieser Seite)
oder KADEBA "Logistik" (bspw. für anfallende Gebühren oder Ausgaben in Verbindung mit Reisen, die hoffentlich bald wieder möglich sind).
Wenn Sie Namen und Postadresse angeben, erhalten Sie gerne eine Spendenbescheinigung der Kirchengemeinde!

Wenn Sie Mitglied im "Freundeskreis Kadeba" werden möchten, schreiben Sie einfach eine Mail an freundeskreis-kadeba@web.de. Die Mitgliedschaft verpflichtet zu keinerlei Beitragszahlung. Sie erhalten als Mitglied aber alle aktuellen Informationen von unseren Partnern im Südsudan, über unsere Planungen und Projekte!

Kontakt: Freundeskreis Kadeba unter dem Dach der Ev.-luth. Kirchengemeinde Norderney
c/o Günter Selbach / Pamirweg 4 / 26548 Norderney / Tel. 04932-2410