Kirchenkreis-Partnerschaft Sudan

Die Kirchenkreis-Partnerschaft mit dem Sudan war die Initialzündung für viele weitere Aktivitäten - ihr verdankt sich auch die Kirchenkreis-Partnerschaft mit Uganda und die Norderneyer Gemeindepartnerschaft mit Kadeba im (unabhängig gewordenen) Südsudan. Der Schwerpunkt unsrer Partnerschafts-Arbeit mit dem Sudan liegt seit längerem in der Gemeinde Hage. 

Die Partnerschaft beruht auf zwei Säulen:

  • Da ist zum einen die Förderung verschiedener Hilfsprojekte rund um Khartoum
  • und zum anderen der Schüleraustausch mit der Khartoum Diplomatic School.

Zwei sehr unterschiedliche Herangehensweisen im Umgang mit Kultur, Religion, Eine-Welt-, Jugend- und Aufklärungsarbeit. Jedoch haben alle Projekte gemeinsam, dass sie Horizonte erweitern, internationale Beziehungen und Freundschaften knüpfen und dort für Stärkung und Bereicherung (sowohl mental als auch finanziell) sorgen, wo es nötig und gewünscht ist.

Unsere Hilfsprojekte

Durch engaierte Gemeindearbeit, das Sammeln von Spendengeldern und Projektideen konnten verschiedene Einrichtungen und Initiativen gefördert werden. Die Reisen der Ehrenamtlichen direkt an den Ort des Geschehens waren stets die Garantie, dass die Spenden auch wirklich ihrer Bestimmung zugeführt werden - vor allem wuchsen durch die Besuche aber auch vertrauensvolle Beziehungen, ja Freundschaften.

Aktuell werden unterstützt:

  • ein Kindergarten und eine Nähwerkstatt in Thaura,
  • eine stetig wachsende Schule mit Kindergarten und Gesundheitszentrum in Jebarouna
  • sowie ein Frauengefängnis.

Die Partnerschaften dorthin bestehen teils seit vielen Jahren, und so konnte der Fortgang der Projekte stets mitverfolgt werden. Beispielsweise werden Gehälter für Erzieherinnen, Baumaterialien für neue Klassenräume oder Nähmaterialien mitfinanziert. Die Partner vor Ort entscheiden selbst, welche Prioritäten sie setzen und berichten uns regelmäßig den aktuellen Entwicklungsstand. Wir glauben: Vor allem Bildung ist der Schlüssel für den Nachwuchs rund um Khartoum, um sich eigene Chancen erarbeiten zu können und nicht vor der Ausweglosigkeit fliehen zu müssen.

Der Schüleraustausch mit der KDS

Nur was man kennt, kann man ein- und wertschätzen. Warum also nicht schon im Jugendalter damit anfangen, die Welt zu entdecken? Dazu bietet das Austauschprogramm mit der Khartoum Diplomatic School eine besondere Gelegenheit. Seit 2009 reisen Schüler des Ulrichsgymnasiums Norden, der KGS Hage-Norden und der Norder Conerus-Schule (BBS / Klasse 8 bis 12) in kleinen betreuten Gruppen nach Khartoum, um in eine völlig neue Kultur einzutauchen.

Sie wohnen in meist muslimischen Gastfamilien, gehen mit ihren Partnerschülern in den Unterricht und festigen so die englische Sprache. Neben einem Freizeitprogramm, um Land und Leute kennenzulernen, werden rund um Khartoum auch gemeinsam verschiedene christliche Gemeinden und die Hilfsprojekte besucht. Kommen die sudanesischen Schüler schließlich zum Gegenbesuch nach Norden und Hage, können „unsere“ Jugendlichen ihnen ihre Heimat zeigen und für den Blick über den Tellerrand sorgen.

Aktuell liegt der Schüleraustausch leider etwas auf Eis, da die Umbruchsituation im Sudan und die Weltlage insgesamt viele Eltern beunruhigt. Wir werden aber am Ball bleiben und freuen uns immer über interessierte Jugendliche und Erwachsene für zukünftige Reisen.

Aktuelle Eindrücke

Im Februar 2020 reiste Pastor Meyer-Engeler (Hage) erstmals seit längerer Zeit wieder in den Sudan. Er konnte selbst beobachten, wie sehr das Land nach der Revolution in einem großen Umbruch steht. Wunderbar: Christinnen und Christen sowie Oppositionelle werden nicht mehr unterdrückt. Gerechtigkeit kommt langsam auf. Allerdings ist der Staat bankrott, und die Menschen leiden unter der Inflation, dem Mangel an Brot und Benzin.

Große Ermutigung und Hilfe haben die Spenden aus dem Kirchenkreis Norden bewirkt: Eine Grundschule in der Wüste (272 Kinder) kann die Lehrerinnen und Lehrer (5 Muslime und 5 ChristInnen), Angestellten und den Hausmeister bezahlen und die WC-Mauern reparieren. Zwei Kindergärten (92 und 74 Kinder)  können Gehälter finanzieren und Reparaturen vornehmen. In einem Frauengefängnis können Seife und Vitaminkekse für die Kinder finanziert werden und eine Frauen-Nähwerkstatt kann Material für ihre Produktion kaufen.
HERZLICHEN DANK SAGEN DIE CHRISTINNEN UND CHRISTEN AUS DEM SUDAN !

Ein riesiges Land

Der Sudan bedeckt im nord-östlichen Afrika eine Fläche von 1,8 Mio. Quadratkilometern - und ist damit mehr als 5 x so groß wie Deutschland. Im Jahr 2018 lebten dort aber nur rund 43 Mio. Menschen - lediglich gut die Hälfte unsrer Bevölkerung.

Wer mehr wissen möchte... Hier ist der Hintergrund.

Rund-Hütten (=Tukuls) im Flüchtlingslager Gedaref, wie die Flüchtlinge sie in ihrer Heimat im Südsudan bauten, dort allerdings nicht aus Müllabfällen und Pappe, sondern aus Naturmaterialien.

Alles fing damit an, dass die Evangelische Erwachsenenbildung (EEB) Oldenburg / Ostfriesland Informationsmaterial für die BROT FÜR DIE WELT-Sammlungen zusammentragen wollten. Mit den Kollekten und Spenden sollte die Arbeit von BROT FÜR DIE WELT für äthiopische und eritreische Flüchtlinge unterstützt werden. Viele der Flüchtlinge waren von Äthiopien in den benachbarten Sudan geflohen und lebten dort unter schwierigsten Bedingungen in Flüchtlingscamps.

1983/84 brach eine 10-köpfige Gruppe in den Sudan auf, um Informationsmaterial für Gemeinden und Schulen zu sammeln und dann zu Hause zusammenzustellen und pädagogisch-didaktisch aufzuarbeiten. An der Reise nahm u.a. Grete Schaer, die Jugenddiakonin des Kirchenkreises Norden teil.

Im Sudan stellten die Mitglieder der Reisegruppe fest, dass sich die Flüchtlingssituation in den Gebieten dramatisch verändert hatte. Neben den Flüchtlingen aus Äthiopien und Eritrea fanden sich im Nordsudan, vor allem in und um die Hauptstadt Khartoum, innersudanesische Flüchtlinge, die wegen des Bürgerkriegs im Südsudan Richtung Norden geflohen waren und dort Schutz suchten. Die Arbeitsgruppe änderte daher die Stoßrichtung und wandte sich dem viel größer werdenden Problem der innersudanesischen Flüchtlinge zu. Das dort sich anbahnende Drama sollte in Arbeitsmaterialien für die Gemeinde bewusst gemacht und für Hilfsprojekte geworben werden.

Die Frauen-Delegation 1986 im Sudan

Zu Ostern 1984 reiste Frau Schaer zusammen mit einer Gruppe Jugendlicher in den Nordsudan, um erste Kontakte vor Ort zu knüpfen.

1985 fand ein Gegenbesuch von Jugendlichen, vor allem Flüchtlingen aus dem Südsudan, statt. Diese Delegation wurde von Bischof John Malao (Diözese Rumbek) geleitet.

Der Kreisjugenddiakonin war inzwischen deutlich geworden, dass es vor allem die Frauen sind, die die Lasten des Bürgerkrieges zu tragen haben. Die Frauen waren mit ihren Kindern und Eltern in den Norden geflohen und hausten in Flüchtlingscamps, während die Männer im Süden zusammen mit der Befreiungsorganisation SPLA/SPLM kämpften - oder zum Teil bereits getötet worden waren. Aus diesem Grund organisierte Grete Schaer im Kirchenkreis Norden als nächstes die Reise einer Frauengruppe in den Sudan.

Dort hatte sich inzwischen der Sudanesische Kirchenrat SCC (ein Zusammenschluss aller (!) christlichen Kirchen im Sudan) als Gesprächs- und Kontaktpartner herausgeschält.

1986 / 87 begannen also die Kontakte zwischen Frauen aus dem Kirchenkreis Norden und Frauen aus Gemeinden, die beim Sudanesischen Kirchenrat (SCC) mitarbeiteten.

Ende Dezember 1986 brachen acht Frauen unter der Leitung von Grete Schaer für drei Wochen in den Nord-Sudan auf.

Von der Hauptstadt Khartoum aus besuchten sie verschiedene Flüchtlingslager, z.B. in Gedaref, nahe der Grenze zu Äthiopien. Dort begegneten sie Flüchtlingen aus Äthiopien, Eritrea und aus dem Südsudan.

Gegenbesuch im Sommer 1988 - hier vor der Norderneyer Inselkirche

Im Sommer 1988 erfolgte ein Gegenbesuch von 12 beauftragten Frauen des SCC im Kirchenkreis Norden.  

Elizabeth, Mary, Monika und Florence waren auf Norderney zu Gast und besuchten dort den „Weltladen Regenbogen“ und den Norderneyer Leuchtturm. Und sie machten mit der Wattwanderung eine außergewöhnliche Erfahrung!

Elizabeth Arek gründete die HELP YOURSELF SOCIETY (HYS). Im African Look-Shop wurden die Handarbeiten verkauft, die die Frauen von HYS gefertigt haben. Damit konnten sie wesentlich zum Lebensunterhalt ihrer Familie beitragen.

Viele der Frauen kamen von weit außerhalb Khartoums zum Trainingszentrum des women-department. Daher wurden für sie während der Trainingskurse Schlafmöglichkeiten bereitgestellt. Und auch die Kinder wurden während der Kurse betreut.

Der Kirchenkreis Norden kaufte Nudelmaschinen und brachte sie nach Khartoum.

Die Frauen fertigten damit Nudeln und verkauften sie an andere Flüchtlinge in der Nachbarschaft.

Schneider-Unterricht im Frauen-Trainingszentrum

Schnitte für Kleidungsstücke werden aufgezeichnet, dann auf Papier und schließlich auf Stoff übertragen, danach zugeschnitten und genäht. Im African Look-Shop erfolgt der Verkauf.

Auch im women-training-centre des SCC werden Frauen an Handarbeiten herangeführt, u.a. auch an das Fertigen von Batikstoffen.

Die verantwortlichen Frauen von „Salt and Light“: Elizabeth Abu Zeid, Ester Khamis, Siham und Aziza

Ein neuer Schwerpunkt kam in die Beziehung zwischen dem Kirchenkreis Norden und dem Sudan durch die Begegnung mit Provost (= Superintendent) Sylvester Thomas Kambaya von der anglikanischen Kirche. Provost Sylvester war verantwortlich für die All Saints Cathedral (ASC) der größten christlichen Kirche in Khartoum.

Mehrere Mitglieder der ASC- Gemeinde waren verantwortlich für Frauen-Aktivitäten, die vom Norder Kirchenkreis unterstützt wurden und werden (zB: Esther Khamis, Florence, Joy Kwaje).

Der Nachbar-Kirchenkreis Aurich unterzeichnete am 12. Mai 2009 feierlich in Aurich einen Partnerschaftsvertrag mit der All Saints Cathedral unterzeichnet. Provost Sylvester besuchte mehrmals sowohl Aurich, als auch Norden und insbes. Norderney.

Während des Aufenthaltes kam auch Pastor Rolf Meyer-Engeler nach Khartoum. Gemeinsam besuchte man die verschiedenen Projekte, die vom Kirchenkreis Norden unterstützt wurden und werden.