Ökumenischer Aufbruch unter Gottes Segen

Osteel, 12. September 2020

Erweiterte Kirchenkreiskonferenz zu Gast in der Neuapostolischen Kirche

Zu einer erweiterten Kirchenkreiskonferenz hatte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein für den 8. September in die Neuapostolische Kirche in Leezdorf eingeladen. Wie seit längerem üblich, trafen sich die Pastorinnen und Pastoren, Diakoninnen und Diakone zu ihrer jährlichen Gesamtkonferenz an einem Abend gemeinsam mit den Lektorinnen und Lektoren, Prädikantinnen und Prädikanten des Kirchenkreises, um so  auch den Ehrenamtlichen die Teilnahme zu ermöglichen. Zusätzlich war der Norder ev.-ref. Pastor Detlef Sprick der Einladung gefolgt. Unüblich war allerdings der Tagungsort: Wegen der in dieser Kirche leicht einzuhaltenden Abstandsregeln hatte der für ganz Ostfriesland zuständige NAK-Bezirksvorsteher Udo Eilts dem Kirchenkreis die Räumlichkeiten kurzerhand angeboten.

Auch zahlreiche Gemeindevorsteher der neuapostolischen Gemeinden Ostfrieslands wohnten dem Treffen bei. Die Gemeinde Osteel hatte sich auf diesen Besuch in bester Gastgebermanier vorbereitet und präsentierte ihren Gästen das umfangreiche, von der evangelischen Kirche angelieferte Pausen-Catering, das die Teilnehmer nach einer inspirierenden Andacht  von Lektorin Katarina Lange (Siegelsum) miteinander genießen konnten.

Superintendent Dr. Kirschstein erinnerte zum Auftakt an die gemeinsamen ökumenischen Treffen im Vorfeld dieser Veranstaltung: Für 24.9.2014 hatte er im Rahmen der Leezdorfer Visitation eine erste Begegnung angeregt, aus der im Sommer 2015 ein evangelisch-neuapostolischer Open-Air-Gottesdienst zwischen beiden Kirchengebäuden in Leezdorf entsprang. In der Folge kam es wiederholt zu freundlichen Kontakten, die 2020 in der kürzlichen Aufnahme der Neuapostolischen Kirche in den Kreis der "Norder Ökumene" mündeten.

Zur Vorstellung des Tagesthemas „Eine Kirche im Aufbruch - aktuelle Entwicklungen und ökumenische Auswirkungen“ begrüßte der Superintendent den Apostel Jörg Steinbrenner (Hamburg, Ökumene-Bauftragter der NAK), der die Neuapostolische Kirche vorstellte. Dabei spannte der Apostel einen weiten Bogen von der Entstehung der Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum aktuellen Stand der Entwicklung.

Er unterteilte seinen Vortrag in zwei große Abschnitte. Den ersten widmete der Apostel der Struktur und Organisation der NAK, sprach dabei u.a. Themen wie Jugend, Musik, karikative Arbeit, freie Predigt auf Basis von „Leitgedanken“ und geistlicher Impulse ebenso an wie die Themen Opfer und Finanzen. Hierzu erklärte er, dass die Kirche weder Steuergelder noch Pflichtbeiträge ihrer Mitglieder erhalte, sondern sich allein aus freiwilligen Opfergeldern bzw. Spenden finanziere, wobei es seitens der Kirche weder Vorgaben noch ein Nachhalten gebe. Auch die Berufung von Amtsträgern in der NAK war an diesem Abend ein Thema. Der Apostel erläuterte hierzu u.a., dass es keine Bewerbungsmöglichkeiten für bestimmte Amtsaufgaben in der Kirche gebe. Auch Kritisches ließ er nicht aus: Es gebe in der NAK noch eine eindeutige „Männerlastigkeit“, die jedoch intern längst diskutiert werde. Womöglich brächten schon die nächsten Monate neue Weichenstellungen, die aus den aktuellen Beratungen des höchsten Leitungsgremiums der NAK resultieren könnten.

Im zweiten Teil seines Vortrages präsentierte Apostel Steinbrenner die Lehre der Neuapostolischen Kirche. Dabei ging er u.a. auf die Sakramente ein und erklärte auch, welche sakramentalen Handlungen und Segnungen auf der Basis des Katechismus der NAK vollzogen würden. Die Amtshandlungen seien allesamt unentgeltlich.

Etliche Zuhörer des Kirchenkreises Norden nutzten hier bereits die Möglichkeit, Nachfragen zu stellen: Themen wie „Heilige Wassertaufe an Kindern“ oder „Heiliges Abendmahl“ wurden ausführlicher erläutert. Stark nachgefragt wurden auch weitere Ausführungen des Apostels zum Thema „Heilige Versiegelung“,  die in den anderen christlichen Kirchen in dieser Form nicht vollzogen wird.

Die zum Kirchenkreis Norden gehörenden Brüder und Schwestern machten auch im Anschluss an den Vortrag des Apostels regen Gebrauch von dessen Einladung, weitere Fragen an ihn zu richten. So erklärte der Apostel, wie die neuapostolische Kirche zu Entscheidungen kommt, was er persönlich Gott zutraut, ob die „Heilige Versiegelung“ elitär sei, was in den zentral herausgegebenen „Leitgedanken“ zur Predigt stehe und was es mit dem „Entschlafenenwesen“ auf sich habe. Er nahm auch Stellung zu Themen wie „Heilsgewissheit“ und „Naherwartung“. Interessant wiederum die höchst selbstkritische Einschätzung zu neuapostolischen Sonderwegen der Vergangenheit: Der Apostel stellte klar, dass die persönliche Glaubensüberzeugung des damaligen Stammapostels J.G. Bischoff, der Herr würde "noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen", nicht zur Glaubenslehre hätte erhoben werden dürfen. Das sei eine Fehleinschätzung gewesen. Ungeachtet dessen halte die Kirche an der nahen Erwartung Jesu Christi fest.

Auf die Frage, welche Wünsche der Apostel an die evangelische Kirche habe, sagte er: "Offenheit und Unvoreingenommenheit." Gefragt, was die evangelische von der neuapostolischen Kirche lernen kann, antwortete er: "Der Herr kommt bald, Maranatha!"

Am Ende der Veranstaltung dankte der Superintendent dem Apostel mit herzlichen, liebevollen Worten und einem Gastgeschenk (einer Fliesenbibel) und beendete den harmonischen Abend mit einem freien Gebet. Ganz zum Schluss bemerkte Dr. Kirschstein dankbar: „Ihre Kirche befindet sich auf einem gesegneten Weg.“

Unter dankbarer Verwendung eines - hier überarbeiteten - Artikels der NAK, siehe https://leezdorf.nak-nordost.de/dbc/126174/190406/Konferenz-des-Ev.-luth.-Kirchenkreises-Norden...