Zwei Stunden Zeit für „Tidofeld“ nahm sich Landesbischof Ralf Meister beim Besuch der Norder Dokumentationsstätte zu Flucht, Vertreibung und Integration am Dienstagvormittag. Auf Einladung von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein traf sich das Kirchenoberhaupt mit dem Pädagogischen Leiter Lennart Bohne und der Geschäftsführerin Anna Jakobs. Ohne Presse und Öffentlichkeit, dafür aber umso intensiver ging es um die Wahrnehmung aktueller Entwicklungen, Finanzierungsfragen und die angestrebte Erweiterung um das „Forum Boatpeople“.
Im November 2013 hatte der Landesbischof selbst die Dokumentationsstätte mit einem Festgottesdienst ihrer Bestimmung übergeben. Seither war es nun das erste Mal, dass er die Einrichtung besuchte, die mittlerweile als offizieller „Friedensort“ der Hannoverschen Landeskirche breite Unterstützung findet. Die Verantwortlichen führten den Bischof in das mediale Konzept ein, wiesen auf Neuerungen und Überarbeitungen hin. Ralf Meister zeigte sich äußerst interessiert und unterstrich seinerseits das deutliche Interesse an weiterer Förderung des „großartigen Engagements“ im Schnittfeld historischer Aufarbeitung und aktueller Verantwortung. Der Landesbischof zeigte sich davon überzeugt, dass trotz drohender kirchlicher Finanzprobleme auch die neue Synode diese Friedensarbeit fördern wird. „Für mich persönlich steht die in Tidofeld und anderen Friedensorten geleistete Arbeit obenan.“
Ein Schwerpunkt des Besuchs galt dem Vorhaben, die Dokumentationsstätte um ein „Forum Boatpeople“ zu erweitern. Die Verantwortlichen zeigten den historischen Hintergrund auf: Zahlreiche Bootsflüchtlinge waren in den 70er und 80er Jahren durch das Norddeicher Sozialwerk Nazareth aufgenommen worden, was die Dokumentation vietnamesischer Lebensschicksale im Norder Ortsteil Tidofeld besonders nahelegt. Auch die bereits existierenden Pläne des mit 1,8 Mio. Euro veranschlagten Erweiterungsbaus stießen auf großes Interesse. Landesbischof Ralf Meister stellte sich ausdrücklich hinter das ambitionierte Vorhaben. Er wird sich darum bemühen, noch im Herbst dieses Jahres einen „Runden Tisch“ nach Hannover einzuladen. Mitglieder des Bundestags, Landespolitiker, Vertreter der Landeskirche, von Stiftungen und weiteren potentiellen Unterstützern sollen zusammengebracht werden, um die Finanzierung gemeinsam zu schultern. Alle am Gespräch Beteiligten zeigten sich optimistisch, dass diese Finanzierung in absehbarer Zeit gelingen könne.
Landesbischof Ralf Meister ist – wie schon seine Vorgängerin Margot Käßmann – geistlicher Schirmherr der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld. Ministerpräsident Stefan Weil – auch er in der Nachfolge seiner Vorgänger David McAllister und Christian Wulff – fungiert als gesellschaftspolitischer Schirmherr.