"Singen tut gut": Lebensfreude und Bekenntnis

Hage, 09. September 2018

Erster kirchenkreisweiter "Sing-Gottesdienst" vereinigt in Hage vier Chöre

Wieder etwas Neues, wieder ein starker Impuls durch die Neuorganisation der Kirchenkreis-Kantorate: Zum ersten Mal trafen sich Sängerinnen und Sänger verschiedener Chöre zu einem „Kirchenkreis-Sing-Gottesdienst“. Die Ansgari-Kirche in Hage war gut besucht und versammelte Choristen aus der Norder Andreaskantorei, der Norder Ludgerikantorei, dem Brookmerland-weit beheimateten Chor „Jubilate Deo“ und dem Frauenchor der Hager Ansgarigemeinde. Organisiert hatte das Ganze Kirchenkreiskantor Thiemo Janssen. Er übernahm auch das Orgelspiel, Leiterinnen der Chöre (Natalia Schilref, Natalia Sommer) übernahmen zwischenzeitlich das Dirigat.

Dass der große Kirchenkreis-Chor seinen Einsatz ganz im Sinne eines Gottesdienstes verstand, zeigte sich schnell: Im Wechsel mit der Gemeinde sangen die Choristen vierstimmig alte und neuere Choräle, etwa (nach der geläufigen Melodie „In dir ist Freude“) den Jörg-Zink-Text „Dich rühmt der Morgen“, die bekannte Psalmvertonung „Wohl denen, die da wandeln“ und das romantische „Danket dem Herrn!“ Die musikalischen Höhepunkte hatte sich der Kreiskantor freilich selbst vorbehalten: Felix Mendelssohn-Bartholdys „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“ gelang den Sängerinnen einfühlsam und intonationssicher, und der gesamte Gottesdienst mündete am Ende in die berühmte Choral-Bearbeitung Johann Sebastian Bachs „Wohl mir, dass ich Jesum habe“ („Jesu bleibet meine Freude“), bei der Chor und Orgel berührend zusammenwirken.

Pastor Wolfgang Weht führte launig durch diesen musikalischen Gottesdienst, in dem die große Gemeinde auch das Abendmahl feierte. Mit einem besonderen Reisesegen verabschiedete er die junge Wiebke Zimmermann, deren Engagement in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen er besonders hervorhob: Sie geht für 7 Monate an eine Mädchenschule im Norden Ugandas, um dort zu unterrichten und die Arbeit mit Jugendlichen bei den Partnern des Kirchenkreises Norden in Kitgum kennenzulernen.

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein hielt die Predigt über Psalm 104, Vers 33: Fernsehmoderatoren und Stressmanager lobten das Singen als Ausdruck der Lebensfreude. Im internationalen Fußball würden öffentliche Loblieder zelebriert. Dass das Singen „bereichert“, sei angesichts hoher Eintrittspreise bei Musical- und Stones-Konzerten aber durchaus ambivalent. Auf alle Fälle zeige der gemeinsame Gesang bei derartigen Mega-Events, wie populär das Singen sei. Kirschstein unterstrich allerdings, dass Sonntag für Sonntag hunderttausendfach, ja von Millionen Menschen in christlichen Gottesdiensten gesungen werde. Anhand seiner eigenen Biografie zeigte er auf, wie sehr sich das Psalmwort bei vielen Menschen realisiert habe: „Ich will dem Herrn singen mein Leben lang...“ Denn vom Bettkanten-Gesang der Mutter über Kindergottesdienst, Konfirmandenunterricht, Jugendarbeit und Kirchentage spanne sich der Bogen bis ins Alter. Eben jenes Gottvertrauen, das einen Christen singend durch´s Leben trage, wirke sogar noch hinüber in die Ewigkeit. Auch jenseits unsres Horizonts werde noch gesungen, zusammen mit den Engeln erklinge einst das himmlische Gotteslob. In der Hoffnung darauf tue das Singen schon jetzt „unendlich“ gut.

Eine Lebenseinstellung, die sich in dieser Perspektive dem Singen widme, sei weder kindlich noch naiv: Angesichts von „Chemnitz“ und menschenverachtendem „Liedgut“, das neuerdings wieder gegrölt werde, gelte der christliche Lobpreis dem Gott der Menschenwürde und dem Herrn der Mitmenschlichkeit. So wollte der Superintendent auch den ersten Sing-Gottesdienst im Kirchenkreis Norden nicht nur als Ausdruck der Lebensfreude verstanden wissen. Hier artikuliere sich auch ein aktuelles Bekenntnis zu dem Gott, „der Schwarz und Weiß verbindet, Süd und Nord versöhnt und Grenzen überwinden lässt“.