Spürbarer "Aufbruch in EINEM Geist"

Norden-Tidofeld, 21. Mai 2018

Pfingsten: Norder Ökumene feiert in bunter Vielfalt an der Gnadenkirche Tidofeld

"Aufbruch in EINEM Geist“: unter diesem Motto versammelte der Ökumenische Gottesdienst am Pfingstmontag Christen aus der großen Norder Ökumene. Tatsächlich waren viele Menschen aufgebrochen: Weit über 300 Gläubige versammelten sich bei herrlichem Frühsommerwetter auf dem Gelände der Dokumentationsstätte Tidofeld. Die 2005 profanierte Gnadenkirche bot damit schon zum zweiten Mal den Anlaufpunkt für die größte ökumenische Veranstaltung im Kirchenkreis. Sechs Norder Gemeinden hatten das Miteinander auf den Weg gebracht.

Nicht nur das Wetter – auch die Musik spielte mit: Die ökumenische Band „LobpreisWerkstatt“ machte ihrem Namen alle Ehre und eröffnete den Gottesdienst mit modernen Klängen und frommen Texten. Ein Posaunenchor aus Bläsern der lutherischen Andreas- und Ludgerigemeinde begleitete die pfingstlichen Lieder und Choräle. Und ein besonderer Hingucker wie „Hinhörer“ war einmal mehr der „Vietnamesische Chor“ der katholischen Kirchengemeinde. Fünf Geistliche der beteiligten Konfessionen brachten Texte und Gebete ein. Jan Lüken Schmidt, Pastor der Mennonitengemeinde, hielt die Predigt über eine Perikope aus der Apostelgeschichte: „Was steht ihr da und seht zum Himmel?“ Die Frage der Engel am Tag der Himmelfahrt Christi gelte auch uns: Es komme darauf an, das zu sehen, was uns vor Augen liegt – und das zu tun, was uns aufgetragen ist. Schmid warnte davor, sich auf binnenkirchliche Themen zurückzuziehen oder die eigene Kraft für Randphänomene zu vergeuden. Der Einsatz für die Menschen, die Gott uns unmittelbar ans Herz gelegt hat, verlange unsre Konzentration und Tatkraft – ganz im Geiste Jesu.

Dass man „in einem Geist“ miteinander „den Gott der Menschlichkeit und der Menschenwürde“ feiern wolle, hatte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein bereits einleitend zur Begrüßung gesagt. Der katholische Pfarrer Bernd Heuermann ergänzte, Gott lasse sich in der persönlichen Begegnung beim Blick in die Augen des Nächsten finden. Entsprechend hatte schon das Plakat zum gemeinsamen Aufbruch unterschiedlichster Menschen eingeladen: Es zeigte Hände von Männern und Frauen in dunkler, brauner und weißer Hautfarbe, miteinander verbunden und aufeinandergelegt in einer gemeinsamen Mitte.

Dieser Grundgedanke zeigte sich am stärksten im Fürbitten-Gebet: Hier kamen Frauen und Männer aller beteiligten Konfessionen zu Wort, die den dreieinigen Gott zunächst in ihrer Muttersprache, dann in deutscher Übersetzung anriefen: Vietnam und Pakistan, England und die Niederlande, Afghanistan und Iran waren vertreten. Auch zwei junge Ugander, die gerade den Kirchenkreis Norden besuchen, beteten in ihrer Muttersprache „Luo“ für Menschen auf der Flucht und jene, die von Hungersnot und Dürre betroffen sind.

Im Anschluss nahmen zahlreiche Menschen die Einladung zum Gespräch bei Tee, Kaffee und Kuchen wahr. Zur abwechslungsreichen „Tafelmusik“ trugen noch einmal der Posaunenchor und die Band bei. Überraschend brachten sich auch die beiden Ugander ein: Florence und Watson sangen und tanzten in mitreißendem Rhythmus zu traditionellen Melodien aus dem Norden Ugandas – ein fröhlicher christlicher Lobpreis, wie die junge Frau betonte.

Manch einer nutzte auch die Gelegenheit und besuchte zum ersten Mal die Ausstellungsräume der Gnadenkirche Tidofeld: Die Integration der Menschen nach ihrer Flucht und Vertreibung wahrzunehmen, Schicksalen in Vergangenheit und Gegenwart nachzugehen und sich empathisch für die Beheimatung Entwurzelter einzusetzen – das passte ausgezeichnet zum „Aufbruch in EINEM Geist“.