Boßelkugeln zur Einführung des Bischofs von Kitgum

Kitgum / Gulu / Norden, 21. Januar 2018

Kirchenkreis-Delegation besucht die Partner im Norden Ugandas

Was für ein Ereignis! Gemeinsam mit über 10.000 Menschen feierte eine Delegation aus dem Kirchenkreis Norden kürzlich im Norden Ugandas die Einführung des neuen Bischofs von Kitgum. Da jede Kirche für diesen Gottesdienst viel zu klein war, hatte man unter freiem Himmel ein riesiges Areal mit Pavillons und Zelten im Karree bestückt. Die Norder wurden als Ehrengäste begrüßt, Superintendent Dr. Kirschstein durfte sogar mit den ugandischen Bischöfen Platz nehmen und eines der wenigen Grußworte sprechen. Dabei lud er Wilson Kitara gleich auf ungewöhnliche Weise nach Norden ein: Mit launigen Worten überreichte er dem neuen Bischof zwei Boßelkugeln und forderte ihn so zum Wettkampf in Ostfriesland heraus.

Unter allgemeinem Gelächter nahm der Bischof die Einladung fröhlich an – und zeigte sich auch sonst sehr offen für die seit 2010 bestehende Partnerschaft. Trotz aller Vorbereitungen hatte er sich am Vortag zwei Stunden Zeit für ein Treffen mit der Norder Delegation genommen. Zusammen mit seiner Frau, Bischof Charles Odurkami als bisherigem Vakanzvertreter und seinem Vorgänger Bischof Ochola Baker ließ er sich in die Geschichte der Beziehungen zum Kirchenkreis Norden und zur Gossner Mission einführen. Ein Schwerpunkt lag auf der Vorstellung gemeinsamer Projekte. Spontan erklärte sich Wilson Kitara bereit, auf seiner allerersten Dienstreise als neuer Bischof die Delegation aus Deutschland zu begleiten und zwei dieser Projekte zu besuchen.

Damit hatte sich bereits eines der hauptsächlichen Anliegen dieses Partnerschaftsbesuchs erfüllt: Die Norder Delegation unter Leitung von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein war ganz offiziell zur Bischofs-Einführung eingeladen worden und hatte es sich zum Ziel gesetzt, den neuen Leiter der Diözese persönlich kennenzulernen und ihn für die Partnerschaft und ihre Projekte zu gewinnen. Der ungewöhnliche Termin relativ kurz vor Weihnachten führte dazu, dass diesmal lediglich 7 Personen den Norden Ugandas bereisten, wieder in bewährter Zusammenarbeit mit der Gossner Mission (Berlin), deren Afrika-Referent Dr. Volker Waffenschmidt das Team kompetent verstärkte.

Gemeinsam mit Bischof Wilson Kitara steuerte man also den Ort Paloga im äußersten Norden Ugandas an. In dieser abgelegenen Region soll eine dringend benötigte Sekundarschule entstehen. Die Gossner Mission hatte bereits eine Machbarkeitsstudie durchführen lassen. War das weitere Verfahren bis dahin noch unklar, erklärte ein hochrangiger Regierungsvertreter jetzt vor Ort, dass der Staat eine entsprechende Schule etwa zwei Kilometer vor Paloga bauen werde. Der von Gossner geplante Berufsschul-Zweig mit einem Schwerpunkt auf Landwirtschaft und Technik könne in Paloga selbst entstehen. Zur Freude aller Anwesenden sagte auch Bischof Wilson Kitara die Unterstützung der Diözese zu.

Der nächste gemeinsame Besuch galt dem Dorf Laguri, das der neue Bischof bisher nicht einmal kannte. Hier unterstützt der Norder Freundeskreis seit etwa drei Jahren den Bau einer Kirche. Dass Kirchengebäude dringend benötigte Kommunikationszentren sind, das gesamte Dorf- und Gemeindeleben hier einen Raum der Begegnung findet, zeigte sich sofort: Ein buntes Programm mit Darbietungen von Kinder- und Jugendgruppen füllte das Gebäude mit Leben, denn die Kirche ist inzwischen weitgehend fertiggestellt. Fenster und Türen fehlen allerdings noch, das Ganze muss noch verputzt werden, und der Fußboden besteht bisher lediglich aus gestampftem Lehm. Umso größer war der Jubel, als die Norder weitere finanzielle Unterstützung ankündigten.

Auch ein anderes Projekt ging in die nächste Runde: „Rollstühle für Kitgum“ hatte bereits 64 Menschen geholfen, buchstäblich „auf Augenhöhe“ zu kommen. Behinderten, spastisch Gelähmten, Minenopfern wird damit ein neues Leben ermöglicht. Jetzt war es der Ehrgeiz des Norder Freundeskreises, die Zahl „rund“ zu machen: 36 weitere Rollstühle für Erwachsene und Kinder wurden noch in der Hauptstadt Kampala organisiert und in den Norden des Landes gebracht, Bei der Übergabe spielten sich anrührende Szenen ab. Das Team half beim Aufbau der Rollstühle, der Norder Superintendent und der Altbischof von Kitgum segneten die Menschen. Über die Zahl der nunmehr 100 Unterstützten hinaus warten noch sehr viele Bedürftige auf einen Rollstuhl, wie die sauber aufgezeichneten Listen darlegen. Die Norder waren sich im Klaren: Das Projekt wird fortgeführt.

Ganz neu ist hingegen die Unterstützung für eine Selbsthilfegruppe junger Frauen: Florence Akuzu, vor Jahren selbst Opfer eines Übergriffs, hat eine Gruppe junger Teenage-Mütter und ihre Kinder um sich geschart, um sie vor weiterer Gewalt zu schützen, sie durch Mikrokredite zu unterstützen und ihnen Perspektiven für´s Leben zu geben. Beim Besuch in Kalongo erlebte die Norder Delegation erstmals die Dynamik der jungen Frauen, deren Gruppe in den letzten Wochen von 40 auf 300 angewachsen ist. Hier soll unter Federführung der Gossner Mission versucht werden, in Zusammenarbeit mit einem nahen Hospital und dessen Sozialarbeiterinnen die jungen Frauen und ihre Kinder zu fördern – bis hin zum eventuellen Bau eines Frauenhauses.