Feuer und Flamme für Ostfriesland und fürs Boßeln

Norden, 05. Juli 2018

Uganda-Delegation zu Besuch (2): Gemeinsam unterwegs im Norderland

Wer schon einmal einen Gast aus Uganda zu Hause beherbergt hat, wird diese Erfahrung nicht missen wollen. Manches sehen die Gastgeber dann plötzlich mit neuen Augen: Erstaunlich, was bei uns so alles auf den Tisch kommt! Erstaunlich auch, dass die afrikanischen Gäste so gerne beten: vor jeder Mahlzeit, aber schon bei der Ankunft nach ihrer Reise, nach jedem Ausflug und zum Ende jedes freundschaftlichen Beisammenseins.

Selbstverständlich sollten auch im Juni 2018 nicht nur Gottesdienste gefeiert, gemeinsame Projekte bedacht und Probleme gewälzt werden. Auch bei den Norder Besuchen in Uganda gab es immer wieder unbeschwerte Events. Unvergesslich bleibt allen, die im Januar 2017 dabei waren, ein besonders fröhliches Fußballspiel: Gladys Ayot, Leiterin einer Oberschule für 800 Mädchen, hatte ein Aufeinandertreffen ihrer Fußball begeisterten Girls mit der deutschen Delegation organisiert. Das Besondere dabei: Immer, wenn aus riesigen Lautsprechern plötzlich laute Popmusik über den Platz schallte, mussten alle abrupt innehalten und miteinander tanzen. Bei einem Fußballspiel dürfte kaum jemals so viel gelacht worden sein! Ob es eine ähnlich fröhliche Veranstaltung nun auch im Norderland geben könnte?

Aber ja: Boßeln! Nie zuvor hat vermutlich irgendein Ugander eine Boßelkugel in die Hand genommen. Was war das für ein Vergnügen, jetzt mit den deutschen Freunden zusammen „Bowling in der Landschaft“ zu probieren (wie sollte man sonst übersetzen, was wir da vorhatten?)! Nachdem sich leider kein Boßelverein gefunden hatte, um den typischen Ostfriesensport im Sommer auszuüben, sprangen Mitglieder des Männerkreises Ludgeri ein. Folkert „Folly“ Seeba organisierte einen Straßenkurs mit Start an der Großheider Kirche, und die Ugander waren von Anfang an Feuer und Flamme. In den deutsch-ugandisch „gemischten“ Mannschaften machten Männer wie Frauen begeistert mit, und schnell zeigte sich so manches Naturtalent! Ergebnis: Die ugandischen Freunde würden sich riesig über einen Satz Boßelkugeln freuen, zusammen mit einem englisch-sprachigen Regelwerk. Wer weiß, vielleicht war dieser Vormittag in Großheide der Beginn des Boßelsports im Norden Ugandas!

Auch sonst tat der „Freundeskreis Uganda“ viel fürs unbeschwerte Miteinander: Gemeinsam entdeckte man die schöne Norder Umgebung bei einer Bootstour mit der MS „Gretchen“ vom alten Hafen nach Leybuchtsiel. Entschleunigung inmitten eines anspruchsvollen Gesamtprogramms! Für einige Ugander die erste Schifffahrt ihres Lebens: mit der Fähre nach Norderney! Besondere Erlebnisse bot auch die Wattwanderung: Leider war das Wetter umgeschlagen, und es mochten bei kaltem Wind gefühlte Temperaturen von unter 10 Grad sein, als sich die Gruppe vor Norddeich in weißen Tennissocken hinaus wagte. Wattführerin Elke machte es spannend. Statt der „Big Five“ in Uganda (Löwen, Elefanten usw.) führte sie die afrikanischen Gäste zu den „Little Five“ im Nationalpark Wattenmeer (Wattwürmer usw.). Ihr Humor ließ die Kälte vergessen, und tatsächlich trauten sich alle mit den Füßen ins ablaufende Wasser.

Ähnlich engagiert geriet Tage darauf die englisch-sprachige Führung in der Norddeicher Seehundstation. Die Ugander kamen aus dem Staunen nicht heraus: „Was für possierliche Tiere! So etwas haben wir ja noch nie gesehen!“ Wieder gab es viele Hintergrundinformationen zum Leben im UNESCO-Weltnaturerbe. Besonderen Jubel löste natürlich die Fütterung der Jungtiere aus.

Das Miteinander wurde auch wieder durch gemeinsame Parties gestärkt: Im Garten von Gerd und Karin Lienemann trafen sich Gastgeber, Freundeskreis-Mitglieder und Ugander zum Grillfest, und manches Lied wurde gemeinsam zur Gitarre gesungen. Und dann die Fußball-WM: Ulrike und Helmut Kirschstein begrüßten die Gäste zu allen drei Vorrunden-Spielen in ihrem Wohnzimmer. Am Ende des Schweden-Spiels fielen sich Deutsche und Ugander vor Freude buchstäblich um den Hals. Umso tiefer die gemeinsame Traurigkeit nach dem verdienten Ausscheiden der Nationalmannschaft. Aber in einer echten Partnerschaft teilt man eben beides – Freude und Leid.

Der Partnerschaftsbesuch wurde gefördert durch den Fonds "Frieden stiften" der Hannoverschen Landeskirche, die Bürgerstiftung Norden und die Gossner Mission sowie eine Reihe namhafter Einzelspenden.