Selbstbewusstes Christsein, offen für Neues

Norden, 04. Juli 2018

Uganda-Delegation zu Besuch (1): Bewegende Gottesdienste, Bibel neu entdeckt

Herzliche Verbundenheit, zahlreiche Begegnungen und ein buntes Programm: Zweieinhalb Wochen weilte eine 10-köpfige Delegation aus dem Norden Ugandas im Norderland und erlebte zum Abschluss drei Tage lang die Bundeshauptstadt Berlin. Eingeladen hatte die sieben Männer und drei Frauen der Kirchenkreis Norden. Dessen „Freundeskreis Uganda“ pflegt diese besondere Partnerschaft in enger Zusammenarbeit mit der in Berlin beheimateten Gossner Mission.

Seit 2010 beherbergten Norder Familien bereits zum fünften Mal Gäste aus einer Region, die lange Zeit von Krieg und Terror heimgesucht wurde. Bis 2006 verwüsteten die marodierenden Truppen der sog. „Lord´s Resistance Army“ unter dem berüchtigten Joseph Kony den Norden Ugandas, überfielen Dörfer und Städte, machten Jungen zu Kindersoldaten und zwangen Mädchen in die Prostitution. Seither gelten 90 % der Menschen in dieser Region als traumatisiert.

Umso wichtiger ist die Rolle, die die Kirche beim Wiederaufbau spielt. Uganda ist zu etwa 85 % christlich, je zur Hälfte gehören die Menschen der römisch-katholischen und protestantischen Kirchen an. Die Partner des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises sind Mitglieder der anglikanischen „Church of Uganda“ und verstehen Martin Luther auch als ihren Reformator. Zur Delegation gehörten diesmal drei Geistliche, darunter Patrick Lumumba, der „Diocesan Secretary“ (so etwas wie ein „Generalsekretär“) der Diözese von Gulu, und sein Pendant aus der Diözese Kitgum, Lamton Oryem. Sechs Mitglieder waren Lehrerinnen und Lehrer, insgesamt fünf sind in der Leitung verschiedener Schulen aktiv. Alle sind engagierte Mitglieder ihrer Kirche und verstehen ihren Einsatz in Seelsorge, Bildung und sozialem Engagement als christlichen Auftrag.

Christliches Miteinander, Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen zogen sich denn auch als roter Faden durch das Besuchsprogramm, das Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zusammen mit dem Freundeskreis entwickelt hatte. Einen Schwerpunkt bildete gleich zum Auftakt der „2. Ostfriesische Gossner Tag“, zu dem das kleine Missionswerk auch eine 8-köpfige Gruppe aus der evangelisch-lutherischen Gossner-Kirche in Indien begrüßen konnte. Ugander und Inder verstanden sich prächtig, zumal die Nörder Danzkoppel auf dem Marktplatz zum Mitmachen motivierte und bei Einheimischen wie Gästen große Begeisterung hervorrief. Den Abschluss des Tages bildete die BeachWorshipNight in der CVJM-Halle „Strandleben“, wo neben vier christlichen Lobpreis-Bands auch Inder und Ugander ihre Musik einbrachten.

Auch am Sonntag trugen die Gäste musikalisch zum Gossner-Festgottesdienst bei, der von den Ludgeri Gospel Singers gestaltet wurde. Mit seiner Predigt unterstrich Gossner-Direktor Christian Reiser die grenzüberschreitende christliche Hoffnung und die kirchliche Verantwortung für den Frieden. Als sich schließlich die große Gemeinde aus Deutschen, Ugandern und Indern zum Lied der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung an den Händen fasste und „We shall overcome“ anstimmte, blieb kaum ein Auge trocken.

Dass Menschen im Geiste Jesu Christi über alle Grenzen hinweg zusammengehören, machte auch der Familiengottesdienst deutlich, den Pastor Stephan Achtermann in Berumerfehn zusammen mit einem engagierten Team aus Kindern und Jugendlichen vorbereitet hatte. Hier trugen die Ugander nicht nur in der Kirche, sondern auch beim anschließenden Essen im Gemeindehaus zur prächtigen Stimmung der zahlreichen Besucher bei. Wieder einen anderen Schwerpunkt setzte der Gottesdienst zur Einführung von Lektor Lars Ulferts in Osteel: Der 20-jährige hatte sich die Assistenz ugandischer Vertreter gewünscht und wurde unter typisch afrikanischem Jubel in das Amt des Laienpredigers eingeführt.

Ganz besonders entwickelte sich auch das Treffen im Gemeindehaus Großheide: Der Gesprächskreis „Christ werden – Christ bleiben“ empfing die ugandischen Mitchristen zur gemeinsamen Bibelauslegung. Was bedeutet der „Friede“, den Jesus Christus im Johannes-Evangelium verspricht, ganz konkret im Hier und Heute? Beeindruckt zeigten sich die deutschen Gastgeber von der selbstbewussten Offenheit der ugandischen Gäste. Was niemand gewusst hatte: Derartige Bibelstudien sind in Uganda nur unter klarer Dominanz von Geistlichen üblich. Dass ganz normale Christenmenschen Gottes Wort auslegen, faszinierte die Ugander und wurde als Impuls aufgenommen, es den deutschen Glaubensgeschwistern demnächst gleichzutun.

Der Partnerschaftsbesuch wurde gefördert durch den Fonds "Frieden stiften" der Hannoverschen Landeskirche, die Bürgerstiftung Norden und die Gossner Mission sowie eine Reihe namhafter Einzelspenden.