Jugendliche einbeziehen - Gemeinden stärken

Norddeich, 28. Mai 2018

Kirchenkreistag wählt Theo Weber zum neuen Vorsitzenden

Sie wollen modernere Gottesdienste mit persönlicheren Predigten, neue Impulse für den Konfirmandenunterricht, sie wollen mehr gefragt werden und gern mitgestalten: Jugendliche in der evangelisch-lutherischen Kirche. Zusammen mit Kreisjugenddiakon Markus Steuer stellten Wiebke Zimmermann und Jannik Seelig in der Sitzung des Kirchenkreistags (KKT) ihre Ideen vor. „Was war Ihnen wichtig mit 15?“, fragte Steuer in die große Runde. Jugendliche heute hätten die gleichen Fragen und Themen. Er wünsche sich, dass die Ideen der jungen Leute wertgeschätzt werden. Ziel der Arbeit mit Jugendlichen im Kirchenkreis sei es, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen sowie gemeinsam Angebote zu planen. 2017 sei ein Jugendkonvent gebildet worden – das dort zusammengestellte Liederheft hatten Seelig und Zimmermann für die Mitglieder des Kirchenkreistags auf den Tischen bereit gelegt. Zudem plane man die Sommerfreizeiten gemeinsam und habe die Thesenaktion im letzten Jahr auf den Weg gebracht, mit der zum Reformationsjubiläum teils provokante Denkanstöße für eine jugendgemäßere Kirche veröffentlicht wurden.

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein bot direkt an, Jugendliche auch im Gremium des Kirchenkreistages stärker zu berücksichtigen und drei Jugendliche in das Anfang 2019 neu zu konstituierende Parlament des Kirchenkreises zu berufen. „Das werden wir im Kirchenkreisvorstand vorschlagen.“

Zuvor war der Großheider Theodor „Theo“ Weber einstimmig bei nur zwei Enthaltungen zum neuen Vorsitzenden des KKT gewählt worden. Er folgte damit dem Hager Ludwig Brüggemann, der das Amt niedergelegt hatte. Die Wahl gehörte zu den kürzesten Programmpunkten bei der dreieinhalbstündigen Sitzung in der Norddeicher Arche. Weber hatte sich bei seiner persönlichen Vorstellung vor dem Gremium offenbar überzeugend präsentiert. Er dürfte durch seine langjährige Tätigkeit bei der Gemeinde Großheide ohnehin vielerorts bekannt sein, nach seiner Zeit als Standesbeamter arbeitete er dort bis zum Eintritt in den Ruhestand allein 13 Jahre als Bürgermeister. „Ich bin also mit Gremienarbeit sehr vertraut“, sagte Weber, der bisher allerdings noch nicht im Kirchenvorstand aktiv war. Aber mit verschiedenen Gruppen der Kirche sei er von Kindheit an vertraut, versicherte er, und konnte auch auf sein derzeitiges Engagement im Gesprächskreis der Großheider Kirchengemeinde verweisen.

Intensiv diskutiert wurde die geplante Änderung der Kirchenverfassung der evangelisch-lutherischen Landeskirche. Die jetzt gültige stammt aus dem Jahr 1965. Ein landeskirchlicher Ausschuss hatte einen Entwurf vorgelegt, der im Internet und auf Versammlungen bereits intensiv diskutiert worden war. Offiziell ist die Möglichkeit, Veränderungsvorschläge einzubringen, mit dem 31. Dezember 2017 abgelaufen. Trotzdem entspann sich eine rege Diskussion, denn Pastor Marten Lensch und KKV-Mitglied Herma Heyken hatten kürzlich an einer Tagung in Loccum teilgenommen, bei der eine Zwischenauswertung stattfand. Kritische Punkte der Diskussion und des vorliegenden Entwurfs stellten sie jetzt vor. „Was gehört überhaupt in eine Verfassung?“ kamen auch grundsätzliche Fragen auf – sollen Jugendliche explizit in der Neufassung erwähnt werden oder sollte man Zielgruppen lieber nicht speziell aufführen? Werden die Rechte der Kirchengemeinden an der Basis womöglich geschwächt? Viele Fragen blieben offen. Insbesondere die Stärkung der Kirchengemeinden als Basis evangelischer Kirchlichkeit soll aber noch einmal durch Superintendent und KKV bei der Landeskirchlichen Synode in Hannover angemahnt werden. Die neue Verfassung soll zum 1. Januar 2020 in Kraft treten.

Diskutiert wurde auch die Größe des neu zu bestimmenden Kirchenkreistags und die Einteilung der entsprechenden Stimmbezirke. „Alle Gemeinden sollen wie bisher mindestens einen Vertreter entsenden dürfen“, sagte Kirschstein. Es ginge einmal mehr um die bewusste Wahrnehmung und Stärkung auch der kleinen Gemeinden. Er plädierte deshalb für die Beibehaltung der schon 2013 vorgenommenen Einteilung und verwies darauf, dass der Kirchenkreisvorstand (KKV) dies einstimmig empfehle. Dass die Inselgemeinden aufgrund demografischer Veränderungen künftig allerdings einen Vertreter weniger schicken können, gefiel vor allem den Baltrumern nicht. Auch die vom Superintendenten in Aussicht gestellte Berufung eines zusätzlichen Inselvertreters wollten sie nicht akzeptieren. So erhielt das vorgelegte Papier vier Gegenstimmen, wurde aber mit großer Mehrheit der 50 anwesenden Stimmberechtigten angenommen.

Dr. Helmut Kirschstein kündigte für die nahe Zukunft personelle Verstärkung im Kirchenkreis an: Zum 1. August übernimmt Cordula Trauner die Pfarrstelle Dornum/Resterhafe, und Patrick Oeser wird als Regionaldiakon für sechs Jahre tätig für die Gemeinden Arle, Berumerfehn, Großheide und Hage tätig werden. Pastor Marten Lensch berichtete von sechs neuen Lektoren im Kirchenkreis. Allein fünf davon seien noch unter 25, zeigte er sich erfreut über den jugendlichen Nachwuchs unter den Laienpredigern. 2019, ergänzte er, würden darüber hinaus zum ersten Mal Prädikanten in Ostfriesland ausgebildet – also weitere Möglichkeiten für Laien, sich im Predigtdienst der Kirche zu engagieren und vor Ort fortzubilden.

Mit Dank an den Ostfriesischen Kurier (Text und Foto)