Planungen für 2023-28: "Kreativ und wohlüberlegt"

Marienhafe, 06. Mai 2022

Kirchenkreissynode beschließt nach kontroverser Diskussion den Finanz- und Stellenplan

Ganz am Anfang hatte die Marienhafer Pastorin Katrin Krüger die Teilnehmer der Kirchenkreissynode Norden mit einem Augenzwinkern noch zu einem „netten, kurzweiligen Nachmittag“ im Gemeindehaus begrüßt. Diesem Anspruch konnte die Tagung nur bedingt gerecht werden. Es war zu spüren, dass das Konzept zur Finanz- und Stellenplanung für den Zeitraum von 2023 bis 2028 nicht allen Mitgliedern der Synode schmeckt. Die Kritiker, allen voran Reiner Foken vom Finanzausschuss, bemängelten in ihren Reden, dass der Plan aus heutiger Sicht für das Jahr 2029 dann einen Fehlbetrag von 270.000 Euro vorsieht. Zudem sieht das Konzept bis 2028 vor, Geld aus der Rücklage zu entnehmen sowie in fünf Gemeinden die Pastorenstellen um ein Viertel zu reduzieren. Die Mehrheit der Synode konnte sich dennoch den Ausführungen von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, dem Kirchenkreisvorstand sowie der einstimmigen Empfehlung des Stellenplanungsausschusses anschließen. Das Papier wurde in geheimer Abstimmung mit 29 Ja- und 10 Nein-Stimmen bei fünf Enthaltungen angenommen.

Wichtiger Bestandteil des Beschlusses für die Finanz- und Stellenplanung ist ein Zusatz, der im Stellenplanungsausschuss erarbeitet wurde: So soll im Planungszeitraum 2023 bis 2028 das erwartete Minus durch geeignete Initiativen, wie Fundraising, Schaffung finanzieller Anreize, durch aktuelle Reaktionen auf akute Personalveränderungen oder durch eine personal-reduzierte Zusammenarbeit in den Regionen erst gar nicht so hoch ausfallen, wie heute errechnet. Das machte auch der Vorsitzende der Synode Theodor Weber deutlich: Das Ganze sei nicht in Stein gemeißelt, werde noch Veränderungen unterliegen.

Dass die genannten Initiativen nicht aus der Luft gegriffen, sondern durchaus realistisch sind, machte Kirschstein deutlich. Stichwort Fundraising: „Unser Kirchenkreis Norden gehört in Sachen Stellenfinanzierung schon bisher zu den kreativsten“. Ein Beispiel dafür ist das Norder Modell, bei dem der Kirchenkreis Stellen gegenfinanziert, wenn die Gemeinden selbst Geld dazu geben. Stichwort „aktuelle Reaktionen auf akute Personalveränderungen“: Die Landeskirche überweist den Kirchenkreisen auch dann Geld, wenn die Pfarrstellen nicht besetzt sind. Da im Kirchenkreis einige Pastoren bis 2028 in den Ruhestand wechseln, die Wiederbesetzung der Stellen im Durchschnitt etwa neun Monate dauert, könne man dieses Geld zur Finanzierung vorsehen. Zudem: „Es sind über die Ruhestandseintritte hinaus noch weitere Vakanzen gewiss.“ Diese hätte bei der Berechnung des Planes „noch niemand auf dem Schirm“ gehabt. 

Aus der Rücklage werden 570.000 Euro entnommen. Doch blieben, so Kirschstein, 530.000 Euro in der Rücklage zur freien Verfügung stehen. Und zusätzlich lägen noch 750.000 Euro für Notfälle in der Allgemeinen Ausgleichrücklage. Es sei besser, die kirchliche Arbeit insgesamt stabil zu halten und das Geld jetzt für die Menschen arbeiten zu lassen. Deshalb: „Alles in allem ist die Finanzierung unserer Planungen für die Jahre 2023 bis 2028 so kreativ wie wohlüberlegt.“ Zudem strenge der Kirchenkreisvorstand einen „Zukunftsprozess“ an, so Kirschstein: „Er soll für eine nachhaltige Aufstellung des Kirchenkreises über 2028 hinaus sorgen.“ Dieser Prozess solle sobald als möglich beginnen.

Superintendent Dr. Kirschstein hatte in seiner „Einbringungs-Rede“ dargelegt, dass die demographische Entwicklung und anhaltende Kirchenaustritte zu teils drastischen Einschnitten führe. In manchen Kirchenkreisen der Landeskirche müssten bis zu 6 volle Pfarrstellen weggekürzt werden. So verschlechtere sich dort der „Pfarrstellenschlüssel“ (Pfarrstelle : Gemeindeglieder) auf 1 : 2.900 oder gar 1 : 3.900. Im Kirchenkreis Norden könne man sich hingegen freuen, dass die Planungen einen Schlüssel von 1 : 2.200 beibehalten. Das erhalte die hohe Arbeitszufriedenheit der Pfarrerschaft und mache freiwerdende Pfarrstellen im Kirchenkreis attraktiv. 

Tatsächlich müssen lediglich in fünf Gemeinden die Pfarrstellen um ein Viertel gekürzt werden, um auf den Rückgang der Gemeindegliederzahlen zu reagieren. Als Zeitpunkt wird dabei der 1. Januar 2023 genannt (in Norddeich und Süderneuland) oder der Eintritt des Stelleninhabers in den Ruhestand (in Leezdorf und Nesse, wobei Nesse und Hage III unter einem „verbundenen Pfarramt“ zusammengefasst werden). Die Pastorinnen aus Norddeich und Süderneuland werden zum Ausgleich jeweils eine 0,25-Stelle für Vertretungstätigkeiten im Kirchenkreis übernehmen. Die Landeskirche habe dem Kirchenkreis zugesagt, insgesamt eine volle Stelle für Vertretungsdienste zu finanzieren. „Wir dürfen diese 1,0-Stelle splitten“, so Kirschstein. So können die Pastorinnen die gute Arbeit in ihrer Ortsgemeinde fortführen.

Die Planungen im Kirchenkreis Norden setzen aber auch positive Akzente: Die Jugendarbeit wird massiv verstärkt. Die bisher aus landeskirchlichen Mitteln bezahlte und bis 2024 begrenzte Stelle des Regionaldiakons wird „verstetigt“ und neu in den regulären Stellenplan einbezogen: mit Anteilen in Großheide (0,25) und Hage (0,5) sowie einem Anteil für die Land-Region (0,25). Darüber hinaus wird auch die zunächst begrenzte Stelle der Pastorin für Vertretungsaufgaben (0,5) und Altenseelsorge (0,5) verstetigt und fest in den Stellenrahmenplan integriert. Hinzu kommen Maßnahmen zur Stärkung der Kirchenmusik. Auch wenn man nur „auf Sicht fahren“ könne, so der Superintendent: Insgesamt sei der Kirchenkreis Norden „auf einem guten Weg“.

                                                   Mit Dank für die Zusammenarbeit mit dem OSTFRIESISCHEN KURIER (Text und Fotos)