Glocken laden zum Gebet - gegen den Krieg

Norden, 25. Februar 2022

Überfall auf die Ukraine: Friedensandachten im Kirchenkreis Norden - ""Wir hoffen mit euch"

Schockiert und fassungslos reagieren Menschen weltweit auf den Überfall Russlands auf die Ukraine - auch im Norderland. Um der Klage Raum zu geben und in aller Ohnmacht die Hoffnung auf Frieden nicht zu verlieren, forderte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein alle Gemeinden des Kirchenkreises Norden zu Friedensandachten auf. Am Freitag, einen Tag nach der unfassbaren Aggression, läuteten überall um "fünf vor zwölf"  die Glocken für den Frieden, luden zu Besinnung und Gebet.

In der Ludgerikirche hatten sich - trotz des spontanen Termins und eher versteckter Presse-Ankündigung - rund 50 Menschen eingefunden. "Was würde Jesus dazu sagen?" fragte der Superintendent in seiner Andacht und zitierte die Seligpreisungen aus der Bergpredigt: "Glückselig sind, die Frieden stiften... Glückselig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit..." Diese "Welt-Friedens-Literatur" beharre darauf, dass die Sehnsucht "nach dem Glück aller" am Ende erfüllt werde. Angesichts der Infragestellung sämtlicher Optionen, denen man bisher vertraut habe - Diplomatie, Miteinander-reden - verdiene Jesus umso deutlicher das notwendige Gottvertrauen, um die Hoffnung nicht zu verlieren. In aller Schwäche und Ohnmacht stellten Christen "heilige Worte" gegen die Macht der Lügen und der Menschenverachtung. Der russische Staatspräsident könne ein Nachbarland besetzen, niemals aber "unser Seelenleben": "Wir mögen fassungslos sein - aber niemals hasserfüllt." Der Hunger nach Gerechtigkeit verbinde uns mit den Menschen in der Ukraine: "Wir hoffen mit euch, wir beten für euch, wir stehen an eurer Seite."

In den Fürbitten nahm der Superintendent ein von lutherischen Christen in Russland und orthodoxen Christen in der Ukraine gemeinsam verfasstes Gebet auf: "Bewahre uns vor der Willkür der Mächtigen... Segne uns mit deinem Frieden, damit wir gemeinsam Hand in Hand für eine freiere und gerechtere Welt arbeiten..." Zum Abschluss der Andacht erklang die traditionelle Friedensbitte Martin Luthers, mit der der Reformator während der Reformationszeit gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen an-gesungen hatte: "Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten..."