Für Frieden, Freiheit und Demokratie

Norden, 12. März 2022

Über 500 Menschen verurteilen Putins Krieg gegen die Ukraine - Kirchenkreis als Mit-Initiator

Als es langsam dunkel wurde, hielten sie alle Lichter hoch. Lichter gegen den Krieg von Wladimir Putin. Während der Schulchor des Norder Ulrichsgymnasiums am Aufgang zur Mennonitenkirche stand und „We shall overcome“ sang, bekundeten so mehr als 500 Norder und Norderinnen ihre Solidarität mit der Ukraine, mit den Menschen, die unter dem Krieg leiden. Moderator Andreas Hartig hatte es schon zu Beginn der Kundgebung quasi im Namen aller, die zum Marktplatz gekommen waren, gesagt: „Sofort alle Angriffe einstellen“, forderte er, „das Bombardieren, Morden und Töten sofort beenden!“

Nie wieder Krieg“ – die Schilder waren nicht nur in deutscher, sondern auch in ukrainischer Sprache zu lesen, „Putin lass es“ und „Nein zum Krieg“. Mitglieder der Kunstschule hielten ein großes Transparent: „Stoppt den Krieg weltweit“. Die Menschen trugen Herzen und Schals in blau-gelb, manche kamen blau-gelb gekleidet, um ihre Solidarität mit den Ukrainern zu bekunden.

Emilia Svatyuk ist 18, sie sprach unter Tränen. „Wo sind sie? Warum hören wir nichts von ihnen? Es ist schrecklich!“ erzählte sie von furchtbaren Ängsten um jenen Teil der Familie, der noch in der Ukraine ist. Der Kontakt sei abgebrochen, man wisse nichts. „Wir hassen nicht die Russen“, betonte sie nachdrücklich, „es ist Putins Krieg!“ Auch die 19-jährige Clara Bomhard, wie Emilia Schülerin des Ulrichsgymnasiums, berichtete, wie schwer es ihr falle, sich auf das anstehende Abitur vorzubereiten. Ihre Gedanken gehen stattdessen täglich zu einer Freundin, deren Familie noch in der Ukraine ist. Clara forderte alle auf, Aktionen wie diese, das Engagement dauerhaft aufrecht zu erhalten und allen Geflohenen hilfsbereit zu begegnen.

Neben den Schülerinnen ergriffen Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, Bürgermeister Florian Eiben und Landrat Olaf Meinen das Wort während der rund 45 Minuten dauernden Kundgebung, zu der viele Gruppen, Verbände und Politiker vor Ort aufgerufen hatten.

Es falle ihm nicht leicht, gestand Kirschstein, das zu sagen: Waffen zur Verteidigung an die Ukraine zu liefern. „So schnell wie möglich, so viel wie nötig.“ Es gehe um die Freiheit und Unversehrtheit nicht nur der Ukraine, sondern auch aller anderen Länder, die sich von Putins Russland bedroht wüssten. Dem Aggressor müsse man widerstehen. „Es wird noch Schlimmeres passieren, wenn dem Unrecht, der Menschenverachtung und der Großmannssucht dieses Tyrannen nicht Einhalt geboten wird“, sagte Kirschstein. Selbst weitere Sanktionen seien unumgänglich. [ Zum Nachlesen: Die komplette Ansprache findet sich hier. ]

Neben dem Superintendenten betonten auch Eiben und Meinen, dass außer den Menschen in der Ukraine besonders jene in Russland Solidarität verdienten, die trotz der Gefahr, inhaftiert zu werden, auf die Straße gingen. Der Rat der Stadt verurteile den Krieg auf das Schärfste, sagte Eiben, es gehe hier um einen brutalen Völkerrechtsbruch. „Ich hätte niemals gedacht, dass der Frieden in Europa noch einmal so in Gefahr geraten würde.“ Immer wieder nannte der Norder Bürgermeister drei zentrale Begriffe, die es zu schützen und zu verteidigen gelte: Frieden, Freiheit und Solidarität. Wie Meinen dankte er den vielen Helfern, die sich bereits engagieren und bat um weitere Unterstützung. Jeder könne sich bei der Kreisvolkshochschule, dem Kinderschutzbund und dem Landkreis melden, wenn er helfen wolle, „um jeden Geflüchteten willkommen zu heißen!“

Es habe bereits unzählige Hilfsangebote gegeben, sagte Olaf Meinen und nannte mit 833 den Stand von gestern. 189 Geflüchtete seien inzwischen im Landkreis angekommen. Auch Meinen dankte allen Engagierten. Was Flucht und der Verlust der Heimat für Menschen bedeute, werde gerade in Norden in der Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld eindrucksvoll dokumentiert, sagte der Landrat, der versprach, die Flüchtlinge aus der Ukraine „mit großer Empathie“ hier aufzunehmen. Man habe die moralische Verpflichtung, ihnen Schutz zu bieten. „Und das machen wir auch!“

                                                             Text: OSTFRIESISCHER KURIER (Irmi Hartmann) - herzlichen Dank dafür!

"WE SHALL OVERCOME" - beeindruckender Schlusspunkt für ein beeindruckendes Ereignis