"Nachtorgel" zwischen Klassik und Charlie Chaplin

Dornum, 26. Mai 2019

Ein Höhepunkt zur Visitation: Neuer Leiter der Dornumer Orgelreihe vorgestellt

Zwischen Klassik und Charlie Chaplin – das könnte wohl auch eine Kirchengemeinde im Aufbruch charakterisieren, wie sie sich in Dornum gerade zur gegenwärtigen Visitation zeigt. Ein Höhepunkt im Visitations-Programm markierte tatsächlich genau diese Spannung: Pastorin Cordula Trauner und der Kirchenvorstand stellten der Presse den neuen künstlerischen Leiter der Reihe „Nachorgel bei Kerzenschein“ vor. Torsten Wille, namhafter Organist und Organisator ähnlicher Veranstaltungsreihen, wird an der Dornumer Gerhard-von-Holy-Orgel nicht nur typische Werke der Orgelmusik präsentieren, sondern auch „live“ Orgel-Improvisationen zu einem Stummfilm mit Charlie Chaplin beisteuern.

Rechtzeitig vor Beginn der Konzertreihe am 5. Juli hat das Organisationsteam der Kirchengemeinde Dornum mit dem neuen Leiter auch die konkreten Planungen vorstellen können. „Wir sind sehr froh, mit Torsten Wille einen der renommiertesten deutschen Musikpädagogen und Kirchenmusiker engagiert zu haben, der unsere internationale Konzertreihe begleiten wird,“ freute sich Pastorin Cordula Trauner bei der Vorstellung in der Bartholomäuskirche. Gleichzeitig ging ihr Dank an Ute Meinert von der Sparkassenstiftung Aurich-Norden, die die Vortragsreihe finanziell unterstützt.

Torsten Wille, der 1971 in Hamburg geboren wurde, hat bereits zahlreiche Auszeichnungen sowie Stipendien erhalten. Neben solistischen Auftritten in der Berliner Philharmonie, der Kölner Philharmonie sowie Konzerthäusern in London, Dortmund, Polen und Rumänien feierte er auch bei den „Wiener Orgelkonzerten“ Erfolge. Neben der klassischen Orgelliteratur beherrscht er zudem die Kunst der Improvisation und der Begleitung von Stummfilmen, wofür er bekannt ist. Auch als Komponist hat er sich bereits einen Namen gemacht. Seine Kinderoper „Mio, mein Mio“ nach Astrid Lindgren wurde 1999 erfolgreich an der Deutschen Oper in Berlin aufgeführt. Mit dem Stück „Kleines Requiem“ in der Berliner Philharmonie gewann Wille den Sonderpreis des Europa-Festivals Hannover.

Seit September 2014 ist Torsten Wille künstlerischer Leiter des „Reutlinger Orgelsommers“ und hat dort die „Reutlinger Orgelnacht“ initiiert, eine der bedeutendsten Konzertreihen in Baden-Württemberg, bei der drei Organisten teilweise gleichzeitig auf den drei Orgeln der Marienkirche spielen.

Auch für Dornum hat sich der neue künstlerische Leiter einiges einfallen lassen. Das verrät bereits der Blick ins Programm. Er freue sich, wieder in den Norden zu kommen, sagte der Künstler beim Pressegespräch. Schon als Kind habe er Ostfriesland ins Herz geschlossen. Auf Langeoog habe er viele Jahre lang Urlaub gemacht.

Das Spielen auf der Dornumer Orgel, die vom Schnitger-Schüler Gerhard von Holy 1710 gebaut wurde und die zu den bedeutendsten erhaltenen Barockorgeln in Norddeutschland zählt, bereite ihm besondere Freude. Die Herausforderung, die Konzertreihe zu leiten, habe er daher gerne angenommen.

Um dem Publikum ein abwechslungsreiches Angebot unterbreiten zu können, hat Wille gleich mehrere international anerkannte Künstler ins Programm aufgenommen. Dazu zählen Olga Kijowski aus Russland, Simon Reichert aus Neustadt, Antal Varadi aus Ungarn und Kirchenkreiskantorin Agnes Luchterhandt aus Norden.

Zur Bereicherung der interessanten Veranstaltungen nimmt er Marcus Elsäßer als Tenor und Michael Bühler als Barocktrompeter mit auf die Vortragsreise. Am 10. August steht dann das „Familienkonzert“ an, das als einziges vormittags um 11.00 Uhr beginnt. Dann wird Cordula Trauner den Märchentext zu „Peter und der Wolf“ sprechen, Torsten Wille Prokofjews Meisterwerk an der Orgel interpretieren. Freuen dürfen sich die Konzertbesucher schließlich auf den 9. September, wenn der neue künstlerische Leiter den Charlie-Chaplin-Film „Goldrausch“ live mit Orgelimprovisationen begleiten wird.

Dass in der Kirchengemeinde Dornum – nicht zuletzt angestoßen durch die seit 1. August 2018 hier wirkende Pastorin Cordula Trauner – auch sonst manches Neue passiert, zeigte sich bereits bei weiteren Punkten des ausführlichen Visitations-Programms. Während des Festgottesdienstes zur Visitation unterstrich Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner Ansprache, vieles sei in Dornum „auf Anfang gestellt“, und vieles bewege sich „in die richtige Richtung“. Die Visitation solle dazu beitragen, „Beziehungspflege nach innen und nach außen“ zu betreiben.              

Text unter dankbarer Verwendung eines Artikels der OSTFRIESENZEITUNG, Foto ebf. Bodo Kiefer