Große Beteiligung, Apfelkuchen für alle

Norden, 28. März 2019

Stimmiger Jugendgottesdienst: Roger Gehlen als Schulseelsorger (BBS) eingeführt

Eine Kirche voller Jugendlicher – wovon viele nur träumen können, wurde am Donnerstag spannende Realität: Zum Einführungsgottesdienst für ihren neuen Schulseelsorger waren zahlreiche Schülerinnen und Schüler der Norder Conerus-Schule / BBS in den Hochchor der Ludgerikirche geströmt. Auch viele Lehrkräfte waren in dieser 7. Schulstunde gekommen, um die feierliche Einsegnung von Pastor Roger Gehlen mitzuerleben. Beteiligte Lehrer, Sozialarbeiter, Schüler und Theologen legten dem Schulseelsorger die Hände auf und stellten ihn unter Gottes Segen.

Pastor Roger Gehlen, der zuvor als Gefängnisseelsorger im Emsland gearbeitet hatte und sein neues Amt bereits seit Beginn des Schuljahrs wahrnimmt, hatte den außergewöhnlichen Gottesdienst intensiv mit seinem Religions-Kurs des 11. Jahrgangs (Berufliches Gymnasium) vorbereitet. Und das mit nachhaltigem Erfolg: Musik, Bilder und Texte passten bestens zueinander und wirkten offenbar überzeugend.

Die Schulband begleitete mit einfühlsamen Klängen und mitreißender Musik das abwechslungsreiche Geschehen. Als roter Faden zog sich die Beschäftigung mit dem vielfach ausgezeichneten Film „Adams Äpfel“ (2005) durch den Gottesdienst. In dieser skurrilen Tragikomödie nimmt sich ein weltfremd wirkender Pastor einer Gruppe straffälliger, drogenabhängiger und alkoholkranker Menschen an, unter denen ein Rechtsradikaler unrühmlich hervorsticht. Nach Gewaltexzessen, aufblitzender Mitmenschlichkeit und verblüffenden Wendungen backt der Neonazi Adam am Ende tatsächlich jenen Apfelkuchen, den er sich zum Ziel seiner Resozialisation gesetzt hatte.

Die Frage nach dem Leiden, seiner Bewältigung und Gottes Rolle in diesem Geschehen erinnert an das biblische Buch Hiob. Mit Beamer-Projektion und selbstgedrehtem Kurzfilm, einem überraschend frommen Poetry Slam, selbst formulierten Statements und Gebeten unterstrichen die Schülerinnen und Schüler, wie stark sie das Thema berührte. Als ein abschließender Video-Beitrag die kritische Frage nach Gott („Wo bist Du??“) in die persönliche Frage nach Ort und Verhalten des Menschen drehte, war sekundenlang die allgemeine Ergriffenheit im Raum zu spüren.

Auch während der feierlichen Einführung, die Superintendent Dr. Helmut Kirschstein vornahm, hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. In seiner Ansprache stellte der Superintendent den neuen Schulpastor als „Arbeiterkind“ vor, dessen Blick insbesondere bei jenen sei, „die sich auch erst hinauf-arbeiten müssen“. Aus der Familie eines belgischen Gastarbeiters stammend, könne der Seelsorger besonders die Herausforderung jener Schülerinnen und Schüler verstehen, „die nicht in Deutschland geboren sind“. Einander zu akzeptieren und zu tolerieren, „zuhören und lernen, die Sprache der Menschen zu sprechen“, liege Roger Gehlen besonders am Herzen. Damit folge er der biblischen Weisung und dem Gottessohn Jesus Christus, und der Religionsunterricht sei sicherlich ein gutes Übungsfeld, um diese Grundhaltung einzuüben. „Aber eigentlich könnte das doch auch in jeder anderen Unterrichtsstunde so sein, oder?“ fragte der Theologe in die versammelte Gemeinde hinein.

Am Ende krönte die Schulband ihren viel beklatschten Auftritt mit dem berühmten Song „Tears in Heaven“, in dem der Rockmusiker Eric Clapton sich mit seiner persönlichen Hoffnung auf die himmlische Ewigkeit über den tragischen Tod seines vierjährigen Sohnes tröstet. Ein stimmiger Schlusspunkt unter einen rundum stimmigen Gottesdienst, der Jugendliche wie Erwachsene erreichte! Wie im Film „Adams Äpfel“ bekamen es schließlich alle „gebacken“: Bei Tee und Kaffee gab es im Chorumgang Apfelkuchen für alle.