Spontaner Applaus für die erste Predigt

Marienhafe, 07. Dezember 2019

Katrin Krüger als Pastorin in Marienhafe eingeführt - Besuch aus dem Westerwald

Pastor Eskil Wohlberg kann seinen wohlverdienten Ruhestand in vollen Zügen genießen, denn er hat in Katrin Krüger eine würdige Nachfolgerin gefunden. Am Sonntagnachmittag wurde die 39-jährige Pastorin von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in der Marienhafer St.-Marien-Kirche in einem besonderen Gottesdienst eingeführt, den er zusammen mit der Diakonin Monika Bauer und der Kirchenvorstandsvorsitzenden Hildegard Barkhoff gestaltete.

Einen langen Weg hatten einstige Weggefährten der neuen Marienhafer Pastorin auf sich genommen: Sie waren aus der Gemeinde Emmerichenhain im Westerwald angereist, in der Krüger nach ihrer Ausbildung als Pastorin gewirkt hatte. Ihren Lebensweg zeichnete Kirschstein zu Beginn des Gottesdienstes nach: Katrin Krüger war in Bremen zur Welt gekommen, aber in Wiesbaden aufgewachsen. Sie habe einen tollen Konfirmator gehabt, der einen wichtigen Einfluss auf ihr Leben hatte, stellte der Superintendent fest. Denn Krüger brach ihr Medizinstudium nach drei Semestern ab und studierte in Mainz, aber auch in Marburg und Gießen Theologie. Durch das Vikariat kam sie in den Westerwald. Doch es zog sie nach Ostfriesland, wo sie schon als Kind regelmäßig mit ihrer Familie Urlaub in Dornumersiel gemacht hatte.

Die Entscheidung für die Kirchengemeinde Marienhafe fiel Krüger umso leichter, weil ihre Mutter inzwischen in Norden lebt. Der Superintendent bescheinigte ihr „jede Menge Dynamik“; auch auf den Kirchenvorstand habe sie keinen verzagten Eindruck gemacht – im Gegenteil.„Gottes Geist verleiht Flügel“, gab Kirschstein der neuen Pastorin mit auf den Weg. „Vertrauen Sie auf den himmlischen Spirit, auf die göttliche Inspiration.“

Nach der feierlichen Einführungszeremonie durfte geklatscht werden – und Beifall gab es auch nach der ersten mitreißenden Predigt der neuen Marienhafer Pastorin. Sie schilderte gleich dreimal einen Blick in einen Spiegel – am 10. November 1938 als Jude, dessen Heim in der Reichpogromnacht verwüstet wurde und dem vom Spiegel nur noch Scherben geblieben sind. Er weiß nicht, ob er den Hass überleben wird, dem er ausgesetzt ist, und was mit den Nachbarn geschieht, die abgeholt wurden. Am 10. November 1989 blickt Sabine ratlos in den Spiegel. Was bedeutet es für sie, dass die Mauer offen ist? Soll sie ihr FDJ-Hemd weiter anziehen und die Vorbereitungen für das 40-jährige Jubiläum der DDR fortsetzen? Am 10. November 2019 sieht Katrin Krüger im Spiegel eine übernächtigte Frau, der die Sorge um ihr krankes Kind zugesetzt hat, eine Frau, die manchmal auch Angst hat. Die Pastorin spricht auch von Zweifeln, davon, dass es nicht leichtfällt, Jesus zu folgen, wenn er die Christen dazu auffordert, ihre Feinde zu lieben. „Lass dich überraschen, wenn das Wort Gottes plötzlich aufblitzt“, betonte Krüger.

Im Gemeindehaus, dessen Erweiterung immer noch auf dem Wunschzettel der Kirchengemeinde steht, drängten sich nach dem Gottesdienst die Menschen. Sie wollten der neuen Marienhafer Pastorin gratulieren, die am Teetisch zusammen mit ihrem 17 Monate alten Söhnchen Mattis Platz genommen hatte. Im Namen des Kirchenvorstands und der ganzen Gemeinde überreichte ihr Diakonin Bauer ein Bild von der Marienkirche. Die Pastoren der anderen Brookmerlander Gemeinden brachten Krüger ein Ständchen mit Gitarrenbegleitung und viele kleine Präsente. Wohlberg brachte ihr eine Zeichnung aus dem Jahr 1829 mit, auf der die Kirche im Jahr des – zum Glück nicht vollendeten – Abrisses dargestellt wird. Es habe bislang im Pfarrhaus gehangen und solle dort bleiben, betonte er.

Wir fahren jetzt ganz beruhigt nach Hause“, freute sich Vera Speck, die Kirchenvorstandsvorsitzende von Emmerichenhain. Ihr hatte der Posaunenchor besonders gut gefallen, der von dem Organisten Okko Grensemann geleitet wird. „Ich habe Noten mitbekommen“, freute sie sich in der Hoffnung, dass die beiden Gemeinden in Kontakt bleiben.

Text und Foto: Ostfriesischer Kurier - herzlichen Dank dafür!