"Orgelmusik: Festglanz über unser Leben"

Osteel, 16. Juni 2019

400 Jahre Edo-Evers-Orgel Osteel: Festgottesdienst mit Regionalbischof Dr. Klahr

Orgelmusik ist wie ein Festglanz über unser Leben“, sagte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr in seiner Predigt zum 400-jährigen Orgeljubiläum in der evangelisch-lutherischen Warnfriedkirche in Osteel. Die 1619 von Edo Evers gebaute Orgel ist die älteste bespielbare Orgel in der Landeskirche Hannovers. „Ich bin dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die lange vor uns gelebt haben und diesen Klang wollten, und ich bin dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die die Orgel heute zum Klingen bringen“, lobte der Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems den Einsatz der beiden Organistinnen in der Warnfried-Gemeinde, Traute Ahrends und Christina Hemmerling. Beide spielen seit über 30 Jahren die Orgel in Osteel.

Ich möchte nicht leben, ohne den rauschenden Klang der Orgel zuhören“, sagte Klahr und wies darauf hin, dass für den Reformator Martin Luther die Musik neben dem Wort eine herausragende Bedeutung hatte und zu einem Markenzeichen für ihn wurde. Die Orgel sei zum Lobe Gottes erbaut, wie es die ins Holz geschnitzte lateinische Inschrift ausdrücke: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.“ Über diesen Satz aus der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums (Lk 2,14) predigte der Regionalbischof. „Wir stimmen in den Lobgesang der Engel mit ein, weil Gott zu uns gekommen ist. Unser Lob ist die Antwort auf Gottes Kommen“, so der Regionalbischof. Seit 400 Jahren schon stimme diese Orgel in das Lob Gottes ein. Dazu sei sie gebaut.

"Mich erstaunt es immer wieder, wie viel Geld und Mühe unsere Vorfahren aufgewandt haben, um in ihrer Kirche eine Orgel zu haben. Den Menschen vor 400 Jahren waren die Festlichkeit der Gottesdienste und die Begleitung des Gemeindegesangs sehr wichtig. Orgeln waren gerade auch in ländlichen Gegenden die einzigen Musikinstrumente, die für alle zum Erklingen kamen. Die Faszination ihres Klanges ist bis heute geblieben“, so Klahr.

Bei der Gestaltung des Festgottesdienstes wirkten Pastor Carsten Greite und die Lektorinnen Anneke Dehne, Ina Maaßen-Tjaden und Ute Andresen mit. Musikalische Geburtstagsgrüße kamen durch den Chor Jubilate Deo unter der Leitung von Ilse Janssen und vom Posaunenchor Osteel-Leezdorf unter der Leitung von Gerold Roolfs. In einzelnen Vortragsstücken stellten die beiden Organistinnen die Klangvielfalt der Renaissance-Orgel vor. Besonders begrüßten Pastor Greite und Regionalbischof Klahr zwei Gäste aus Uganda, die sich in diesen Tagen im Rahmen der Partnerschaft des Kirchenkreises Norden auf dem Weg zum Evangelischen Kirchentag in Dortmund in Osteel aufhielten.

Im Anschluss an den Gottesdienst kam es zu Begegnung und Gespräch beim gemeinsamen Mittagessen. Um 13 Uhr gab es eine Orgelführung durch Kreiskantorin Agnes Luchterhand.

Schon zum Auftakt der Feierlichkeiten anlässlich des 400-jährigen Geburtstages der Edo-Evers-Orgel waren am 24. Mai gut 90 Besucher in die Warnfriedkirche nach Osteel gekommen. Marc Waskowiak an der Orgel und Hayo Bunger mit der Tenor- und Bassposaune zogen mit ihrem gekonnten Spiel das Publikum gleich mit den ersten Stücken von Heinrich Schütz und Oskar Lindberg in den Bann. Mit weiteren Stücken von Marc Waskowiak sowie Werken von Gabriel Fauré, Giovanni Martini Cesare, Tomaso Albinoni, Steven Verhelst und Franz Liszt überzeugten die beiden die Zuhörer. Marc Waskowiak zog dabei im Zusammenspiel mit Hayo Bunger im wahrsten Sinne des Wortes alle Register beim „Geburtstagskind“ und begeisterte das Publikum. Und nach einem langen Schlussapplaus wurden die Anwesenden noch mit einer Zugabe belohnt. Der Förderkreis Kirchenmusik lud nach dem Ende des Konzerts zu einem kleinen Umtrunk in den Turm ein.

Zur Eröffnung eines besonderen Jubiläumskonzerts am Pfingstsonntag stellte zunächst Orgelbauer Jürgen Arend die spannungsreiche Geschichte der Osteeler Orgel dar. Welch hohen Stellenwert das künstlerische Orgelspiel beim hiesigen Publikum besitzt, zeigte sich an dem Besucherstrom, der gut Dreiviertel der Kirche füllte. Passend zum Pfingstfest eröffnete Prof. Wolfgang Zerer (Hamburg) das Konzert mit drei Versen über „Komm. Heiliger Geist, Herre Gott“ von Matthias Weckmann. Kompositionen aus den ersten „Lebensjahren“ der Orgel von Sweelinck, Froberger, Scheidemann, Kerll, Cabanilles und Muffat bis hin zu Bach und Mozart führten den ganzen Klangreichtum und die vielfältige Verwendbarkeit dieses Instrumentes vor.

Die Möglichkeiten der Orgel sind das eine; sie so zu nutzen, wie Wolgang Zerer es in seiner charakteristischen Spielweise und überaus virtuos tat, nämlich frühsommerliche Lebensfülle und Glaubensfreude zu versprühen, war wohl in der langen Geschichte der Orgel seit 1619 eher selten. Jubilierende Klänge zum Jubiläum: das Publikum feierte am Ende mit seinem Applaus kräftig mit.

 

Unter dankbarer Verwendung diverser Artikel des OSTFRIESISCHEN KURIER