Die Kirche im Dorf ist nicht mehr selbstverständlich

Leybuchtpolder, 27. Oktober 2019

Eröffnung der Visitation in Leybucht - Starker Posaunenchor macht Hoffnung

„Für unsre Verhältnisse ist die Kirche heute gut besucht“, freute sich Kirchenvorsteher Andreas Busch in seiner Begrüßung. Auch wenn in diesem besonderen Gottesdienst zu „Visitation und Reformation“ mancher Platz leer blieb, fiel die vergleichsweise hohe Zahl von Menschen jüngeren und mittleren Alters auf. Im Gemeindebericht, den der Kirchenvorstand zur Visitation vorgelegt hatte, hieß es denn auch ganz positiv: „Kirche ist für viele Leybuchter selbstverständlich da.“

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein setzte in seiner Visitationsansprache jedoch ein kräftiges Fragezeichen dahinter: ob es sich wohl um jene Selbstverständlichkeit handele, mit der man etwa die Praxis eines Zahnarztes in der eigenen Straße begrüße, nur um sich noch mehr zu freuen, wenn man ihn fünf Jahre lang nicht aufsuchen müsse... Und „selbstverständlich“ sei bis vor wenigen Jahren noch in jedem Dorf ein Einkaufsladen, ein Gasthof oder die Grundschule gewesen. Von vielen solcher Selbstverständlichkeiten habe man sich in den letzten Jahrzehnten aber verabschieden müssen. Auch das reformierte Gotteshaus in Leybuchtpolder sei in der Zeit seit der letzten Visitation 2013 geschlossen worden: eine überaus schmerzliche Entwicklung.

Angesichts dessen gelte es, um den Bestand der Kirche zu ringen – im Sinne eines lebendigen Mittelpunkts, der den Menschen Trost, Orientierung und Hoffnung gebe. Kirche müsse ein „Denk-mal für die Ehrfurcht vor dem Leben sein“ und Respekt für die Mitmenschen und den Allerhöchsten vermitteln. In diesem Sinne versprach der Superintendent, seinerseits alles dafür zu tun, dass auch in Zukunft der kirchliche Standort Leybucht erhalten bleibe. Umso mehr freute er sich über den 15-köpfigen Posaunenchor, der den Visitationsgottesdienst zu einem klangvollen Erlebnis werden ließ. Insbesondere die große Zahl junger Mitglieder seien eine Ermutigung.

Ermutigende Worte fand auch Pastor Carsten Greite in seiner Predigt, die er dem Reformationstag widmete. Martin Luther habe die Christen zurück zum festen Grund ihres Glaubens gerufen. Dieser Ruf gelte auch noch heute. "Wenn wir es wagen, ein Stückchen von uns selbst zu geben, wächst Gottes Liebe unter uns", sagte der Pastor: Das ermögliche "eine Gemeinschaft, die ihren Weg durch die Zeit geht".

Im Anschluss an den Festgottesdienst nutzten viele der Besucherinnen und Besucher die Gelegenheit, im Gemeinderaum bei Tee und Kuchen miteinander und mit dem Superintendenten ins Gespräch zu kommen. Die Visitation in Leybucht und in der unter einem Pfarramt verbundenen Schwestergemeinde Osteel dauert schwerpunktmäßig zwei Wochen.