Mit Bibelfliesen um die halbe Welt

Norden, 07. Dezember 2019

Hoher ehrenamtlicher Einsatz gewürdigt - Bringeausstellung jetzt zum Abholen

Bibelfliesen gesucht“–mit diesem Aufruf in der Presse fing 2002 alles an. Für eine Ausstellung suchten Pastor i. R. Kurt Perrey und sein Team Exponate für eine Ausstellung – die erste Bibelfliesenausstellung. Im Februar 2003 war sie in der Ludgerikirche in Norden zu sehen. Es war der Beginn einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Inzwischen war die Ausstellung in mehr als 100 Städten und Gemeinden bundesweit zu Gast. Einen großen Anteil daran haben Doris und Hans-Jürgen Eisbein. Neun Jahre lang sorgten sie dafür, dass die Ausstellung an ihren Bestimmungsorten gut und sicher ankam, dort repräsentativ aufgebaut und nach Abschluss der Ausstellung auch wieder abgebaut wurde. Nach fast 50 Stationen, die das Paar von Dänemark bis Freiburg und von Chemnitz bis Linz am Rhein führte, soll nun Schluss sein. „Damit geht eine Ära zu Ende“, sagt Dr. Helmut Kirschstein. Der Superintendent des Kirchenkreises Norden nutzte jetzt gemeinsam mit Theus Bracht vom Verein Diakonissen-Station Norden die Gelegenheit, dem Paar für seinen jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz zu danken.

Dem Diakonissen-Verein gehört der Fahrzeug-Anhänger, der die Eisbeins durch ganz Deutschland begleitet hat. „Er war immer auch ein Hingucker“, so Hans-Jürgen Eisbein. Den Wagen haben er und seine Frau zurückgegeben. Die Exponate und alles andere, das nötig ist, um eine Bibelfliesenausstellung zu präsentieren, wird künftig in Emsdetten gelagert – der zweiten Heimat von Kurt Perrey. Dort hat der Geistliche nach seinem Umzug den ökumenischen Arbeitskreis Kulturgut Bibelfliesen aufgebaut, der gemeinsam mit dem Norder Bibelfliesenteam Perrey bei seiner Aufgabe unterstützt. Aus der Wanderausstellung soll bis Ende Januar eine Abholausstellung werden.

Rechnet man die Kilometer zusammen, die die Ausstellung im Lauf der Jahre zurückgelegt hat, sind es rund 40 000. Etwa die Hälfte davon haben Doris und Hans-Jürgen Eisbein absolviert. Gewissermaßen um die halbe Welt sind sie mit den Bibelfliesen gefahren. „Das war eine schöne Zeit“, sagt Doris Eisbein. Aus gesundheitlichen Gründen hat sich das Paar nun entschieden, kürzer zu treten. Die Ausstellung in Meppen war ihre letzte. „Der Abbau, in dem Wissen, dass jetzt Schluss ist, ist uns schon schwergefallen.“

Noch gut erinnert sich Doris Eisbein an die erste Ausstellung, zu der sie und ihr Mann gemeinsam mit Kurt Perrey gefahren sind. „Das Auto war vollgepackt bis zum Dach. Ich hatte auf dem Rücksitz fast keinen Platz mehr.“ Nicht nur deswegen kam die Idee auf, einen Anhänger anzuschaffen, um das Material für die Ausstellung zu transportieren. Kurt Perrey sorgte für die Finanzierung, der Diakonissen-Verein wurde Besitzer und Hans-Jürgen Eisbein sorgte für den fachgerechten Ausbau des Fahrzeugs. Zunächst im Modell aus Pappe im Maßstab 1:10. Für alle Einschübe und Einbauten fertigte er Konstruktionspläne an. „Ich bin Ingenieur, ich kann nicht anders“, so Hans-Jürgen Eisbein schmunzelnd. Aber es half, um die letzten Bedenken wegen des Nutzens der Anschaffung zu entkräften.

Neun Jahre leistete der Wagen treue Dienste. „Gleichzeitig ist er auch ein toller Werbeträger“, ergänzt Dr. Helmut Kirschstein. Künftig wird der Anhänger für andere Belange verwendet.

Die Eisbeins blicken „auf viele tolle Erlebnisse“ zurück. So hatten sie beispielsweise das gesamte Kloster Frenswegen eine Nacht lang für sich allein. Wegen einer anstehenden Sanierung war das Tagungshaus eigentlich geschlossen. Auch in Erinnerung geblieben, wenn auch nicht in ganz so guter, ist der Besuch auf Amrum. Nach einer anstrengenden Fahrt standen die Eisbeins vor verschlossener Tür. Der Küster war lieber zu einem Segeltörn aufgebrochen. „Glücklicherweise hat uns dann eine Dame, die uns dort hat stehen sehen, Asyl gewährt und uns erst einmal einen Kaffee angeboten.

Neun Jahre, 20000 Kilometer, 50 Stationen: „Und nur einmal haben wir ein Knöllchen bekommen.“ Das war in Chemnitz. Auf Anraten der dortigen Gemeinde hatten die Eisbeins den Anhänger prominent geparkt – allerdings unwissentlich im Halteverbot.

Mit herzl. Dank an den Ostfriesischen Kurier (Text & Foto)!