"Encouragement" für Menschen in Nord-Uganda!

Kampala / Gulu / Kitgum / Norden, 20. Januar 2012

Kirchenkreis-Delegation unterwegs in Gulu und Kitgum, Agung und Paloga

„Encouragement“ (engl.: Ermutigung, Zuspruch, Rückenstärkung): In diesem Zeichen stand der  Besuch einer 10-köpfigen Delegation des Evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Norden in Uganda. Unter der Leitung von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein besuchte die Gruppe vom 9. bis 19. Januar vor allem den Norden des von jahrzehntelangen Kriegshandlungen betroffenen Landes im Osten Afrikas. Zur Delegation gehörten die Pastorinnen Hedwig Friebe (Baltrum) und Ursula Schmidt-Lensch (Norden-Andreas), die beiden Kindergarten-Leiterinnen Karin Lienemann (Osteel) und Christel Heidkamp (Norden-Andreas), drei Kirchenvorsteher (Dornum, Norden-Ludgeri, Leer) und zwei Jugendliche. Persönliche Beziehungen sollten vertieft, angestoßene Projekte überprüft, neue Vorhaben entwickelt und die Partnerschaft insgesamt gestärkt werden.

Gleich zu Beginn wurde die deutsche Delegation vom Erzbischof der anglikanischen Partnerkirche, Henry Luke Orombi, in seiner Residenz in der Hauptstadt Kampala empfangen. Diese Audienz bedeutete eine besondere Ehre – und auch eine eindrückliche Würdigung des Norder Engagements, über das der Erzbischof sich gut unterrichtet zeigte. Orombi hatte extra seine Visitationsreise durch den Süden Ugandas unterbrochen. Er dankte den deutschen Mitchristen und fasste den Einsatz der Partner mit eben diesem Begriff „encouragment“ zusammen: Nach Jahrzehnten der Verwüstung diene der intensive Kontakte dem beispielhaften Wiederaufbau der Seelen und der Gemeinden. Die Norder zeigten sich ihrerseits tief beeindruckt von der Ausstrahlung und Menschenfreundlichkeit des charismatischen Kirchenführers, der seine persönliche Unterstützung für weitere Norder Projekte zusagte.

Schwerpunkte der Reise waren die Provinzhauptstätte Gulu und Kitgum im abgelegenen Norden. In Gulu, der zweitgrößten Stadt Ugandas, kam es zu einem denkwürdigen Treffen mit dem neu gewählten Bürgermeister, der über seinen Kampf gegen die Korruption, die Modernisierung der Infrastruktur und die schrittweise Verbesserung der Lebenssituation berichtete. Dass es in diesen Bereichen überall Fortschritte gibt: davon konnte sich die Delegation auf Schritt und Tritt überzeugen. Der Baubereich boomt, im gesamten Norden wurden neue Felder angelegt, der Wille zum Aufbau ist überall spürbar.

Selbstverständlich interessierten sich die Norder besonders für die 2011 unterstützten Projekte: Im Dorf Agung (Diözese Gulu) feierten sie einen eindrücklichen Gottesdienst in der bis auf den letzten Platz gefüllten neuen Kirche, die überhaupt erst durch Norder Hilfe gebaut werden konnte und sich als weitgehend  fertiggestellt erwies. Ähnlich die Situation in Paloga (Diözese Kitgum): Auch hier hatte der Norder „Freundeskreis Uganda“ wiederholt Mittel investiert, und auch hier steht jetzt eine für die sonstigen Verhältnisse außergewöhnlich große Kirche. Angesichts zweier Regenzeiten pro Jahr und einer wachsenden christlichen Gemeinde wird auch dieses Gebäude dringend benötigt. Erfreulich auch, dass sich das allererste Norder Projekt („Kühe für Paloga“) im letzten Jahr weiter positiv entwickelt hat: Aus der ursprünglich 11-köpfigen Herde sind mittlerweile 17 Tiere geworden.

Da die Norder Delegation gerade im Blick auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kompetent besetzt war, bekamen die Besuche diverser kirchlicher Schulen und eines kirchlichen Kindergartens in Kitgum besonderes Gewicht. Die Norder staunten nicht schlecht, wie intensiv und situations-angemessen in diesen Einrichtungen gearbeitet wird. Auch ein kirchliches Hospital ist hier im Aufbau – die Räumlichkeiten wurden frei, nachdem tausende verwaister und vertriebener Kinder wieder in ihre Dörfer zurückkehren konnten.

Ein besonderer Höhepunkt war die Teilnahme der deutschen Gäste am Fest-Gottesdienst der internationalen Konferenz „East African Church Revival“ in Padibe mit Christen aus ganz Uganda, dem neuen Staat Süd-Sudan und der Demokratischen Republik Kongo. Auch hier wurden die Norder von einer singenden Menschenmenge empfangen und auf den Festplatz geführt, wo sich gut 1.000 Menschen im großen Karré unter Baldachinen versammelt hatten. Superintendent Dr. Kirschstein durfte die Festpredigt halten, die von zwei Geistlichen aus dem Englischen in Acholi und Suaheli übersetzt wurde. Die Norder Pastoren beteiligten sich auch an der Austeilung des Abendmahls – ein für alle Beteiligten sehr emotionaler Moment. Wie auch in den anderen Gottesdiensten, stellte sich die Norder Delegation mit mehrstimmigen lutherischen Chorälen vor, was offensichtlich gut ankam. Spontan wurden die Norder zur Folgekonferenz 2014 eingeladen, für 2015 sogar in die DR Kongo. Die Bischöfe der beiden Diözesen, verantwortliche Laien und „einfache“ Gemeindeglieder zeigten ihre Dankbarkeit immer wieder überschwenglich und herzlich.

Die Würdigung der deutschen Gäste und ihrer Initiative nahm bisweilen außergewöhnliche Formen an: In der Provinzhauptstadt Kitgum wurde der Kleinbus der Delegation von einer singenden Gruppe der „Mother´s Union“ (Frauenarbeit) mit Polizeieskorte und kurzfristigen Straßensperren 3 km durch die Stadt zur Kathedrale geleitet. Alle Begegnungen, Treffen und Versammlungen wurden immer wieder von Gebet und Segen begleitet – auch hier war der Norder Superintendent permanent gefordert. Alle Gruppenmitglieder zeigten sich sehr kontaktfreudig und knüpften vielfältige neue Beziehungen. Für die gesamte Delegation erwiesen sich allerdings die hygienischen Verhältnisse und die teils katastrophalen Straßen als Belastung. Kurz vor Ende der Reise brach eine Stahlfeder, so dass die Gruppe vom Bus auf PKWs umsteigen musste. Auch hier zeigte sich das Organisationstalent von Familie Nyeko, die wie bei den vorangehenden Begegnungsreisen das Management übernommen hatte und die deutsche Gruppe freundschaftlich begleitete.

Unvergesslich wird den Nordern die Freundlichkeit der Menschen bleiben – aller Armut zum Trotz. Auch die Schönheit des Landes bleibt in Erinnerung. Uganda galt einmal als die „Perle Afrikas“ und ist auf dem besten Wege, es wieder zu werden: Bei Abstechern zum Weißen Nil und in den Kidepo-Nationalpark bewunderte die Delegation des Kirchenkreises eine paradiesische Lanschaft mit Giraffen und Zebras, Elefanten und Löwen in freier Wildbahn. Wenn es gelingt, den Frieden zu stabilisieren und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen, kann sich Uganda zu einem touristischen wie wirtschaftlichen Hoffnungsträger für ganz Afrika entwickeln. Der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Norden wird sich weiter darum bemühen, diese Entwicklung zu unterstützen – im Sinne eines ganzheitlichen „encouragement“.