Basisarbeit, Doppel-Predigt und Solotrompete

Norderney, 19. Februar 2012

Visitation auf Norderney beginnt nach Konfi-Tag mit Festgottesdienst

Mit einem festlichen Gottesdienst in der sehr gut besuchten Inselkirche wurde am Sonntag die Visitation auf Norderney "offiziell" eröffnet. Durch zwischenzeitliche Wechsel im Pfarramt musste der eigentliche Termin um ein Jahr verschoben werden. Umso erwartungsvoller sieht die Gemeinde nach nunmehr 7 Jahren der Bestandsaufnahme entgegen. Sozusagen am Vorabend der Wahlen zum neuen Kirchenvorstand soll Bilanz gezogen, neue Perspektiven sollen weiterentwickelt werden.

"Neu" in einem Visitationsgottesdienst war auf jeden Fall, dass das Pastorenehepaar Verena und Stephan Bernhardt sich den Predigtauftrag teilte: Die Pastorin übernahm Teil I, der Pastor Teil II der Ausführungen zu Amos 5. Im vorgesehenen Predigttext ging es ausgerechnet um die scharfe Kritik des Propheten an allen Gottesdiensten, die das Leid der Welt ausblenden und als Flucht vor der Realität verstanden werden könnten. Und das in einem Festgottesdienst zur Visitation! Unter Hinweis auf das Kreuz Jesu konnten die Prediger aber überzeugend ausführen, dass im Mittelpunkt christlicher Gottesdienste grundsätzlich die Härte des Lebens präsent sei. Jedes Altarkreuz weise darauf hin, dass Gott selbst das ganz reale Leben und Leiden auf sich genommen habe. Kein Christ könne davon absehen - und jeder christliche Gottesdienst diene mit dem Lob dieses Gottes immer auch der Ermutigung, sich der leidvollen Situation engagiert zu stellen!

Damit wurde auch der Kirchenmusik ihr gebührender Platz zugewiesen, der auf Norderney schon seit vielen Jahren höchst bedeutsam ist. Nicht nur Kantor Marc Waskowiak an der neuen Kirschner-Orgel, auch der Posaunenchor trug zum festlichen Charakter bei - und nicht zuletzt Solo-Trompeter Karsten Dobermann (Gummersbach) auf der Hohen Trompete, der im Zusammenspiel mit der Orgel die musikalische Unterbrechung beider Predigtteile ("Jesu bleibet meine Freude") zu einem meditativen Höhepunkt werden ließ.

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein verglich in seiner Visitations-Ansprache die Arbeit der Kirchengemeinde mit dem Bau eines "Bollwerks" gegen die Fluten: Wie die Insulaner seit Generationen das Meer daran hinderten, den Menschen buchstäblich "den Boden unter den Füßen wegzuziehen", so trotze auch die Kirchengemeinde den Fluten der Sinnlosigkeit und des Werteverlusts, der Hoffnungslosigkeit und der Beliebigkeit.

Welche "Basisarbeit" dabei auf Norderney geleistet wird: davon konnte sich der Visitator bereits anderthalb Wochen zuvor im neu gegründeten Männerkreis - und am Sonnabend bei einem Konfirmandentag überzeugen, den Diakonin Hartmann mit einem Team zum Thema "Zehn Gebote" durchführte. Dabei brachten mehrere Planspiele die Konfirmanden spielerisch in die Diskussion: Welche Regeln sollen gelten, wenn wir eine unbewohnte Insel besiedeln? In einem Auswahl-Verfahren wurde immer weiter reduziert - am Ende blieben 10 Grundregeln des Miteinanders übrig, die erstaunliche Anklänge an den biblischen "Dekalog" zeigten! Die Basis hatte verstanden. So einleuchtend kann Konfirmanden-Unterricht sein!

In den folgenden Tagen wird Dr. Kirschstein mehrere Dutzend Termine auf der Insel wahrnehmen, u.a. im Gespräch mit dem Bürgermeister, dem Kurdirektor und den Leitungen beider Norderneyer Schulen, aber auch beim Besuch der Friedhofsverwaltung, des Kindergartens, der Diakoniestation und der zahlreichen kirchengemeindlichen Einrichtungen und Angebote.