"We have seen God at Work!"

Norden, 23. Juli 2012

Ugandische Delegation mit Festgottesdienst und Farewell-Party verabschiedet

Am Ende gab es Tränen. Tief bewegt verabschiedeten sich Gastfamilien und Vertreter des „Freundeskreises Uganda“ am Norder Bahnhof von den ostafrikanischen Freunden. Kein Wunder, denn Anteilnahme, Herzlichkeit und große Begeisterung prägten schon die gesamte Begegnung. „We `ve seen God at Work!“ („Wir haben Gott am Werk gesehen“), sagte Bischof Johnson Gakumba zum Abschied. Und er meinte damit nicht nur den Ostfriesischen Kirchentag in Aurich, der ihn davon überzeugt hat, eine solche Großveranstaltung auch in seiner Diözese durchzuführen. Auch die zahlreichen Einblicke in die Gemeinden des Kirchenkreises Norden, die fürsorgliche Begleitung durch ein engagiertes Team und die vielen christlichen Impulse für Kultur und Gesellschaft riefen bei den Ugandern besonderen Respekt hervor.

Überraschungen gab es aber auch für die Norder: Rev. Patrick Lumumba, Planungs-Sekretär des Bischofs, hatte am Sonntagnachmittag bereits die gesamte Besuchszeit ausgewertet, Impulse notiert, Konsequenzen für den Norden Ugandas skizziert. Mit seiner Powerpoint-Präsentation im Jugendcafé Markt 30 ermöglichte er so einen gemeinsamen Rückblick, bei dem die Inhalte im Vordergrund standen. Diese Präsentation soll auch den Gremien und Gemeinden in den Diözesen Gulu und Kitgum gezeigt werden. Lobend erwähnt – und den Christen in der afrikanischen Heimat zur Nachahmung empfohlen – wird darin bspw. der freundliche Umgang der Pastorenschaft mit den Gemeindegliedern, die Nutzung kirchlicher Musik, um Menschen neu für den Glauben zu gewinnen, und das gute Miteinander von Staat und Kirche, Kommune und Gemeinde in Ostfriesland.

Nicht nur der Bischof von Gulu sah in der 13-tägigen Begegnung ein himmlisches Geschenk. Auch Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, der gemeinsam mit dem anglikanischen Kirchenführer die Kanzel der Norder Ludgerikirche bestieg, sah biblische Träume erfüllt: „Wo Schwarz und Weiß so miteinander auf dem Weg sind, da hat die neue Welt Gottes schon begonnen.“ Das gemeinsam Erlebte gebe neue Kraft, an der Vision einer friedlichen und gerechten Welt festzuhalten, sagte er in seiner Predigt. Johnson Gakumba appellierte in dem bewegenden Gottesdienst, den die Ludgeri Gospel Singers lebendig ausgestalteten, an die große Gemeinde:    Die deutschen Christen sollten den eingeschlagenen Weg    fortsetzen und mit aller Kraft für die Verwirklichung des göttlichen Traums arbeiten.

Der ugandische Besuch war von vielen Erstmaligkeiten geprägt: Einen Kirchentag hatte noch keiner der Gäste erlebt – entsprechend fasziniert reagierte die    Gruppe. In diesem Jahr steht die berühmte Kanzel der Ludgerikirche 300 Jahre an ihrem Ort – noch nie zuvor dürften sich Schwarz und Weiß hier die Predigt geteilt haben. Auch das Besuchsprogramm bot gegenüber 2010 (dem ersten Besuch einer ugandischen Delegation) viel Neues. Der Schwerpunkt lag auf der Begegnung in möglichst vielen Gemeinden des Kirchenkreises. So    stellten Baltrum und Norderney, Osteel, Dornum, Berumerfehn und die Norder Andreas-Gemeinde mit ihrem Gemeindeleben auch ihre örtlichen Besonderheiten vor. Aus zeitlicher Überlastung mussten sogar weitere geplante Besuche in Norddeich und Großheide kurzerhand ausfallen. Die Gäste nahmen in Norden an einer Kirchenkreiskonferenz und in Süderneuland an einer Sitzung des Kirchenkreisvorstands teil. In Kleingruppen besuchten sie vier Norder Schulen, bekamen Einblicke in die Arbeit der Polizei und eines Altenheims, besuchten eine Apfelplantage und unternahmen eine Fahrt mit dem Torfkahn, zeigten sich angerührt durch die fröhliche Atmosphäre in vier Kindergärten, besichtigten die Firma „Norder Bandstahl“ und trafen Norder Geschäftsleute in der Innenstadt, erlebten Frauenkreise, einen Männerabend, eine beeindruckende Orgelführung (Ludgeri) und ein begeisterndes Gospelkonzert (Norderney) – und liefen zur eigenen Überraschung „wie Mose und    die Israeliten“ bei einer Wattwanderung „mitten durch´s Wasser“.

Hinzu kamen Tag für Tag noch intensive Gespräche über „Gott und die Welt“ in den Gastfamilien. So verwundert es kaum, dass die Ugander an manchem Abend einfach „k.o.“ waren. Und sie hatten ja auch selber viel zum Gelingen des Programms beizutragen: Immer wieder trugen sie traditionelle afrikanische Lieder vor    (Norderney, Berumerfehn, Baltrum, Norden). Auf dem Norder Marktplatz tanzten sie zur allgemeinen Begeisterung erst mit der „Nörder Danzkoppel“ – und dann auf afrikanische Weise. Vor allem wird aber auch der Beitrag Bischof Gakumbas zur Podiumsdiskussion auf dem Ostfriesischen Kirchentag in Erinnerung bleiben, und selbstverständlich die beiden inhaltsreichen Vorträge zur Gestaltung des Friedensprozesses in Nord-Uganda.

Konkrete Folgen zeichneten sich schon bei der ersten gemeinsamen Auswertung ab: Der Bürgermeister von Gulu bemüht sich nach seinem Besuch bei Bürgermeisterin Schlag um eine Städtepartnerschaft Norden-Gulu. Die Verantwortlichen der Conerus-Schule sind für eine    Partnerschaft mit Entsendung beispielsweise von Altenpflegerinnen in den Norden Ugandas offen. Ein Mitglied des „Freundeskreises Uganda“ wird schon in allernächster Zeit über den „Senioren Expert Service“ (SES) zur Hilfeleistung nach Nord-Uganda ausreisen. Dadurch sollen zwei Groß-Projekte für BROT FÜR DIE WELT vorbereitet werden. Zum Aufbau neuer Kindergärten und einer kindgemäßeren Pädagogik bietet eine erfahrene Erzieherin ihren langfristigen Einsatz in den Partnerschafts-Diözesen an, und der Bischof selbst wird sich umgehend um die Erarbeitung eines Konzepts bemühen. Verhandlungen mit der GOSSNER-Mission, deren Afrika-Referent im Rahmen des Ostfriesischen Kirchentags aus Berlin anreiste und intensive Gespräche mit den ugandischen Gästen und dem "Freundeskreis Uganda" führte, sollen zur Aufnahme der Uganda-Arbeit als neues Arbeitsfeld der GOSSNER-Mission führen. Im September reist eine angehende Studentin aus Württemberg auf    Norder Vermittlung nach Kampala, um dort an der „Diplomatic School“ zu unterrichten. Und schon jetzt konnte der Erlös von 700 Euro aus dem Verkauf ugandischen Schmucks beim Kirchentag an Peter Nyeko übergeben werden, um damit ein Projekt kriegsgeschädigter Frauen in Jinja zu unterstützen.

Ein Beitrag zur globalen Friedfertigkeit wie zur Völkerverständigung war das Partnerschaftstreffen allemal. Große Dankbarkeit bleibt auf allen Seiten zurück. Tatsächlich spricht manches dafür, dass „Gott am Werk“ war.

Die Begegnung unter dem Motto "Frieden stiften, wo Hass gesät wurde" wird mit erheblichen Mitteln durch den Fonds "FRIEDEN STIFTEN" der Hannoverschen Landeskirche ermöglicht.