Ökumene zum Aufatmen: eine Kirche mit Horizont

Norddeich, 08. Juli 2012

Sekt zum Jubiläum: 10 Jahre Norddeicher Strandgottesdienste

Dreimal im Jahr feiern evangelische und katholische Christen gemeinsam am Strand - und das nun schon seit 10 Jahren: Am Norddeicher Grünstrand erinnerte das Team um Elke Sieksmeyer (Gemeindereferentin der Kath. Regionalstelle "Kirche an der Küste", Norden) und Marten Lensch (Pastor der ev.-luth. Kirchengemeinde Norddeich) an den denkwürdigen Beginn, den von evangelischer Seite seinerzeit noch Pastor Urs Dohrmann initiierte.

Würdiger und angemessener hätte der Jubiläumsgottesdienst kaum gestaltet werden können: Gut 250 Menschen hatten den Weg zum Grünstrand gefunden, die Sonne lachte vom Himmel, weit schweifte der Blick bei klarer Sicht über das Watt, die Inseln Juist und Norderney grüßten am Horizont.

Beide Geistliche taten ein Übriges, um die erfrischende Weite auch in ihrer Gottesdienstgestaltung umzusetzen: Im Zentrum stand der für alle Christen gemeinsame "Eckstein" Jesus Christus. In Teil I der Predigt arbeitete Elke Sieksmeyer anhand von Psalm 118 die architektonische Bedeutung solcher "Ecksteine" im Altertum heraus: Hier entscheidet sich die Ausrichtung und Standhaftigkeit des gesamten Gebäudes. Marten Lensch deutete im 2. Teil der Predigt anhand 1. Petrus 2 die symbolische Wertung Jesu Christi als "Eckstein" im Leben jedes einzelnen Christen und der einen weltweiten Kirche. Wohl gebe es viele unterschiedliche "Baustile", die - als christliche "Konfessionen" - im Laufe der Jahrhunderte an diesem Eckstein Maß genommen und eigenständig weitergebaut hätten. Dennoch sei der alles tragende und ausrichtende Grund für 2,3 Milliarden Christen weltweit ein und derselbe: Jesus Christus. Das vielfältige Gebäude biete Wohnraum für alle - jeder könne zu Recht seine ganz spezielle Unterkunft pflegen, wenn nur der eine gemeinsame, entscheidende Eckstein für alle verbindlich sei.

Beide Geistliche sprachen stets von der "einen" Kirche - und meinten damit die durch Jesus Christus über alle Konfessionen verbundene Christenheit. Schön wurde die Buntheit dieser kirchlichen Einheit dann von den Gottesdienstbesuchern illustriert: Jeder hatte zu Beginn eine farbige "Person" aus Papier bekommen, sie mit seinem Namen versehen - und konnte im Anschluss an die Predigt ein dunkles "Kirchengebäude" damit bekleben. Die Menschen strömten buchstäblich nach vorne und standen so mit ihrem Namen ganz persönlich für die Idee der gemeinsamen "bunten" Kirche ein. Kein farbloses Fleckchen blieb übrig...

"Da berühren sich Himmel und Erde", griff Nordens Bürgermeisterin Barbara Schlag eines der Lieder in ihrem Grußwort auf - und bezog es auf die segensreichen Strandgottesdienste der vergangenen 10 Jahre. Dankbar unterstrich sie die hier gelebte und überaus gelungene Ökumene. Jens Albowitz hob für die Kurverwaltung Norddeich die große Nähe von Tourismus und Kirche hervor: Beiden ginge es darum, Menschen an Leib und Seele aufatmen zu lassen - dafür seien die Strandgottesdienste in Norddeich ein besonders gelungenes Beispiel.

Beim anschließenden Empfang, bei dem die Veranstalter sogar für Sekt gesorgt hatten, zeigten sich Gäste von Nah und Fern überzeugt: Nicht nur die Norddeicher Strandgottesdienste, auch die hier propagierte Kirche hat Zukunft. "Wenn Ökumene immer so wäre..."