"Fit für die Zukunft": Kabarett zur KV-Wahl

Norden, 18. März 2012

Trendwende: erstmals steigt die Wahlbeteiligung - Baltrum: 58,62 %

Die Kirche "fit für die Zukunft" zu machen: darum ging es bei den Wahlen zum Kirchenvorstand. Um dafür mehr Menschen als 2006 an die Wahlurnen zu locken, hatten sich viele Gemeinden Besonderes einfallen lassen. So lud die Norder Ludgeri-Gemeinde am Vorabend der Wahlen zum Kabarett in die Kirche: Pfarrer Ingmar von Maybach-Mengede nahm den eigenen Berufsstand auf´s Korn, spießte Kirchentypisches auf und brachte manch fromme Realsatire zur Sprache.

Dass man bei "Kirchens" so über sich selbst lachen kann, ist sicherlich ein gutes Zeichen. Ob es um die qualvolle nächtliche Predigtvorbereitung ging oder um die Einführung von "Zielgruppengottesdienste" für "Vielflieger", kritische Überlegungen zum "C" der CDU oder tiefenpsychologische Einsichten in Paul Gerhardts "Geh aus, mein Herz": der Kabarettist hatte die Lacher auf seiner Seite. Das dass gebetsmühlenartige Ansinnen, die Kirche "fit für die Zukunft" zu machen, keinesfalls auf wirtschafts-typischen Schwachsinn verfallen darf, zeigte Maybach mit seiner fiktiven Übernahme der Telecom-Hotline für die EKD: Ein Anrufbeantworter mit formalisierten Vorgaben ("Wenn Sie ein seelsorgerliches Problem haben, drücken Sie die ZWEI") wäre eine kirchliche Katastrophe!

Wahlen zum Kirchenvorstand gibt es eben auch deshalb, um derartige Fehlentwicklungen zu verhindern - und kompetente Mitmenschlichkeit in der Gemeindeleitung zu verankern. Höchst erfreulich, dass die KV-Wahlen im Kirchenkreis Norden eine Trendwende bedeuteten: Zum ersten Mal gingen mehr Kirchenmitglieder zur Wahl, als beim letzten Wahltermin. Insgesamt stieg die Wahlbeiteiligung von 14, 29 % auf 16,23 %. Das Spitzenergebnis erreichte die Kirchengemeinde Baltrum (ca. 300 Evangelische): 58,62 % gegenüber 51,57 % bedeuteten einen neuen Rekord im Kirchenkreis. Bei den größeren Gemeinden ist das Gesamtergebnis in Nesse (ca. 950 Gemeindeglieder) mit einer Steigerung von 34,61 % auf 41,40 % bemerkenswert. Und bei den großen Gemeinden steigerte Norderney (3.050 Gemeindeglieder) die Wahlbeteiligung von 19,83 % auf kaum erwartete 26,50 %, Hage als größte Gemeinde des Kirchenkreises (ca. 7.700 Gemeindeglieder) schließlich von 12,64 % auf erfreuliche 15,06 % - in Zahlen: Fast tausend Wählerinnen und Wähler (genau 994) wählten hier ihre Gemeindeleitung. Kein Wunder, dass es in Hage am Vormittag lange Schlangen vor der Wahlurne gegeben hatte.

Hage war denn auch das Schlusslicht bei der Auszählung - erst um 22.47 Uhr ging das Ergebnis im Kirchenkreisamt Norden ein, wo Anja Gerber und Sina Öpkes am Sonntagabend "Stallwache" hatten und gewissenhaft die eingehenden Daten aufnahmen. Die erste Meldung kam schon um 18.21 aus Norddeich, eine Minute später gingen die Zahlen von Dornum und Resterhafe ein. Ein langer Wahlabend, der in den Gemeinden häufig mit einer "Wahlparty" endete.

Die Wahlbeteiligung im Einzelnen (jeweils 2006 / 2012):

GEMEINDE 2006 in % 2012 in %
Andreas Norden 6,73 6,77
Ludgeri Norden 7,39 9,60
Großheide 10,08 10,12
Süderneuland 7,95 10,81
Hage 12,64 15,06
Norddeich 14,69 16,40
Berumerfehn 21,30 18,55
Dornum 27,44 19,89
Juist 25,98 26,00
Norderney 19,83 26,50
Arle 23,90 27,18
Resterhafe 33,59 30,28
Nesse 34,61 41,40
Baltrum 51,57 58,62
KIRCHENKREIS NORDEN 14,29 16,23

 

Hier die ERGEBNISSE AUS DER LANDESKIRCHE:

+++ Vorläufiges Endergebnis, Stand: 19.03.12, 11 Uhr +++

442.130 Mitglieder (= 18,63 %) der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers haben am Sonntag die Kirchenvorstände in ihren Kirchengemeinden neu gewählt. Die Wahlbeteiligung ist gegenüber der letzten Wahl (Wahlbeteiligung 17,28 %) um 1,35 % gestiegen. Die höchste Wahlbeteiligung hat der Sprengel Hildesheim-Göttingen mit 22,75 % gefolgt vom Sprengel Lüneburg mit 18,37 %.

Von 11.086 Kandidatinnen und Kandidaten wurden 7.257 in das Amt des Kirchenvorstehers bzw. der Kirchenvorsteherin gewählt. Die 4.142 Frauen und 3.115 Männer werden die Kirchengemeinden in den nächsten sechs Jahren zusammen mit den Pastorinnen und Pastoren leiten. Mit 57,08 % ist der Anteil der Frauen damit um 1,75 % höher als vor sechs Jahren.

16,10 % (2006: 14,63 %) der Wählerinnen und Wähler haben sich für die Briefwahl entschieden.

2,04 % der Wählerinnen und Wähler waren 16-18 Jahre alt (2006: 1,96 %).

Der Anteil der Kirchenvorstandsmitglieder zwischen 18 und 24 Jahren hat sich von 1,47 % (2006) auf 2,08 % erhöht.

63,75 % der Kirchenvorstandsmitglieder sind wiedergewählt worden (2006: 61,52 %).