Adivasi-Kunst in Norden: Plakat vorgestellt

Norden / Berlin, 02. Mai 2008

Zusammenarbeit mit der Gossner Mission soll weiter vertieft werden

Bedrohte Kunst aus Indien wird ab 13. Juni im Weiterbildungszentrum Norden zu sehen sein: Der Norder Superintendent Dr. Helmut Kirschstein und die Öffentlichkeitsreferentin der Gossner Mission, Jutta Klimmt, präsentierten gemeinsam der Presse das Plakat zur Ausstellung „Khovar und Sohrai“. „Wir wollen die Zusammenarbeit mit der Gossner Mission vertiefen. Daher sind wir froh, dass sie sich mit mehreren Aktionen nun in Norden engagiert“, betonte der Norder Superintendent des Kirchenkreises, Dr. Helmut Kirschstein, der dazu einlud, die Ausstellung „Khovar und Sohrai“ im WBZ zu besuchen.

Die Ausstellung „Khovar und Sohrai“ im Weiterbildungszentrum Norden/Ostfriesland zeigt bedrohte Malereien von Frauen der Adivasi (Ureinwohner Indiens). Nach jedem Monsunregen bessern die Frauen in der Region Hazaribagh die Innen- und Außenwände ihrer Lehmhäuser aus und bemalen sie mit uralten Mustern, die sie von ihren Vorfahren übernommen haben. Es sind lebendige, großflächig ausgeführte Tier- und Pflanzenmotive sowie Ornamente, die sie entweder mit Naturmaterialien wie Sand oder Erde malen oder in einer Art Kratztechnik erstehen lassen. Diese Malereien werden im Frühling zur Zeit der Hochzeiten (Khovar) oder im Herbst zur Erntezeit (Sohrai) gestaltet.

Die Entwicklung im modernen Indien droht nun die Jahrtausende alte Kultur dieser Menschen zu zerstören, weil in ihren Wohngebieten große Mengen von Bodenschätzen gefunden werden, für deren Abbau die Bewohner zwangsumgesiedelt werden. Dies hat nicht nur eine menschliche Entwurzelung zur Folge, sondern auch die Vernichtung von Kultur und Tradition. Denn neue Wohnungen würden – falls die Menschen jemals solche finden – aus Beton oder Ziegeln bestehen.

Glücklicherweise ist es gelungen, einige Adivasi-Frauen dazu zu bewegen, die alten „Hausmalereien“ auf Papier zu bringen. Diese Bilder sind in vielen Ländern gezeigt worden und werden jetzt auch in Ostfriesland zu sehen sein.

In Indien leben ca. 200 Millionen Menschen, die nicht dem Hinduismus nicht angehören; 80 Millionen von ihnen sind Adivasi. Sie stehen bis heute außerhalb des hinduistischen Kastensystems, werden ausgegrenzt, unterdrückt und ihrer Würde beraubt. Heute sind etwa neun Millionen von ihnen Christen.

Die Adivasi haben seit Jahrhunderten im Einklang mit der Natur gelebt, Wälder gerodet und gemeinsam ihre Äcker bewirtschaftet. Das Land ist ihnen als „Mitgeschöpf“ heilig, aber auch, weil hier ihre Toten begraben sind, die das Land einst urbar und bewohnbar gemacht haben. Wo ihnen das Land genommen wird, verlieren sie ihre Tradition, die Verbindung mit den Ahnen, ihre Identität.

Die Ausstellung „Khovar und Sohrai – Malen mit den Jahreszeiten“ wird am Freitag, 13. Juni, 17 Uhr, mit einer Vernissage im Weiterbildungszentrum Norden, Uffenstraße 1, eröffnet. Sie ist anschließend bis zum 5. Juli jeweils von montags bis freitags, 9 bis 18 Uhr, geöffnet. Die Unikate können käuflich erworben werden.

Veranstalter sind der Ostfriesische Freundeskreis und die Gossner Mission in Zusammenarbeit mit der Adivasi-Koordination und dem Weiterbildungszentrum (WBZ) Norden. Schirmherr ist Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr.