Christen & Moslems auf dem Weg der Toleranz

Norden, 13. Juni 2008

"Die göttliche Odette" im Ulrichsgymnasium

Am Ende Harmonie: Mit einem Gebet um Vergebung und einem gemeinsamen (Früchte-)Mahl endet das Schauspiel "Die göttliche Odette", bei dem sich Irrungen und Wirrungen einer jungen Liebe mit der religiösen Auseinandersetzung zwischen Christentum und Islam überschneiden. Das vierköpfige Ensemble des "Klecks-Theater" (Hannover) spielte im "Rahmenprogramm" des bevorstehenden 5. Ostfriesischen Kirchentags in der Aula des Norder Ulrichsgymnasiums.

Auf Vermittlung von OKT-Gerschäftsführerin Dr. Vera Pabst und Fachgruppenleiter Reemt Gödeken (Ev. Rel.) spielte das Ensemble vor allen Klassen des 8. Jahrgangs. Der Evangelische Religionsunterricht am Gymnasium hatte sich zuvor mit dem Thema Christentum/Islam beschäftigt, echte Spannungen von banalen Vorurteilen unterschieden und abgeklopft, wie weit die Toleranz reicht. Nach Aussage von Gödeken wird es auch noch eine intensive Nachbereitung geben, die die Impulse des Stücks aufnimmt..

Wie die anschließende Diskussion mit dem Ensemble zeigte, passte das Theaterstück des Berliners Rolf Kemnitzer gut in die Lebenswelt der jungen Leute: Odette ist 16 Jahre alt und spielt in der Theatergruppe ihrer Schule mit. Die Theatergruppe, geleitet von ihrem Vater, dem Lehrer Lanz, probt den Klassiker "Romeo und Julia" von Shakespeare. Lanz will den Klassiker aktualisieren und interpretiert den ursprünglichen Familienstreit als Konflikt zwischen Christen und Muslimen. Odette ist evangelische Christin und spielt Julia, verliebt sich aber tatsächlich in den Romeo-Darsteller, den irakischen Muslim Jamal. Der ist allerdings bereits mit Gülay verlobt, einer türkischen Muslima, zudem noch die beste Freundin Odettes. Kein Wunder, dass Theaterprobe und Wirklichkeit immer mehr ineinander übergehen.

Die zerrissene Lebenswelt Jugendlicher mit und ohne Migrationshintergrund wird eindrücklich porträtiert. Christlicher und muslimischer Glaube werden miteinander ins Gespräch gebracht. Zwischen Glaube, Selbstzweifel und dem Mut zum Wagnis passiert Erstaunliches: Die bis über beide Ohren verliebte Odette ist sogar bereit, das Kopftuch zu tragen und womöglich ihre Religion zu wechseln. Was aber, wenn die rosarote Perspektive der Verliebten zerbricht?

Am Ende scheitert der verzweifelte Suizidversuch Odettes, und alle Beteiligten werden sich klar, dass sie ihre eigenen religöse Wurzeln kennen sollten, um sich über religiöse Grenzen hinweg verstehen zu können. Vieles bleibt offen - aber gerade so es ist dem Klecks-Theater unter Schirmherrschaft der Hannoverschen Landesbischöfin gelungen, junge Menschen nachdenklich zu machen.