Gut besucht, intensiv durchdacht: Theologische Tage

Norden, 01. September 2008

Prof. Volker Weymann durchleuchtet komplexe Zusammenhänge

Zum ersten Mal veranstaltete der Ev.-luth. Kirchenkreis Norden "Theologische Tage" - und das Experiment ist geglückt: An drei Abenden verfolgten durchschnittlich jeweils 30 Personen die engagiert vorgetragenen Ausführungen von Prof. em. Dr. Volker Weymann (Freiburg i.Br.).

Dem Referenten gelang es vom ersten Abend an, die Faszination theologischer Fragen und Antworten überzubringen. Zum Thema "Naturwissenschaft und christlicher Glaube" entwickelte Weymann "Kontroversen und Perspektiven", wobei sein Spannungsbogen von Thomas v. Aquin bis zu den Physikern Bohr und Heisenberg reichte, Immanuel Kant streifte und immer wieder auf Martin Luther rekurrierte. Sein Plädoyer: Theologisch reflektierter Glaube dürfe den scharfen Anfragen naturwissenschaftlicher Denker nicht ausweichen, sondern könne selbstbewusst Antworten wagen, die sich jenseits subjektiver und objektiver Welterklärung einer "teilnehmenden Erkenntnis" verdanken: Aus dem Staunen und der inneren Betroffenheit heraus deutet der Glaube die Welt im Lichte Gottes.

Am zweiten Abend entwickelte Prof. Weymann "Akzente und Fragen" zum Jesus-Buch von Papst Benedikt XVI., der sich bereits als Joseph Ratzinger einen bedeutenden Namen als Theologe erworben hatte. Auch katholische Christen waren gekommen, um sich in das Denken des Papstes einführen zu lassen und die ökumenische Bedeutung des gewichtigen Werkes zu würdigen.

Der dritte Abend widmete sich der Frage, inwiefern der Kreuzestod Jesu "als Heilsgeschehen" zu verstehen sei. Hatten schon die beiden ersten Veranstaltungen "keine leichte Kost, sondern Schwarzbrot" geboten, so gab es hier geradezu "Pumpernickel", wie Superintendent Dr. Helmut Kirschstein bei seiner Begrüßung augenzwinkernd meinte. Dennoch gelang es dem Referenten ein weiteres Mal, spannend zu informieren und Schneisen des Verstehens zu schlagen: "Jeder Mensch braucht mehr Liebe, als er verdient" - und diese Liebe werde allen Menschen durch das Kreuz zuteil: "Der Kreuzestod Jesu zeigt uns, was wir Menschen Gott wert sind." Entscheidend an den "gebrochenen Bildern" der biblischen Texte sei die Tatsache, dass Gott nicht etwa durch ein Opfer versöhnt werden müsse, sondern sich aus seiner wesentlichen Liebe heraus für das Heil und Wohlergehen der Menschen aufgeopfert habe. Dieser Gott ist das genaue Gegenteil eines rachsüchtigen Potentaten, dessen Zorn besänftigt werden müsse. Derart falschen Vorstellungen - auch in Teilen der lutherischen Theologie - müsse vom Kreuzesgeschehen her massiv widersprochen werden.

Die Komplexität theologischen Denkens mag für manchen Teilnehmer eine große Herausforderung gewesen sein. Zahlreiche Besucher aller drei Abende zeigten sich jedoch begeistert, dass "so etwas" in Norden möglich sei. Langanhaltender Applaus und viele herzliche Worte ließen am Ende hoffen, dass die ersten "Theologischen Tage Norden" möglichst bald ihre Fortsetzung finden.