Beethoven zur Predigt, Engel als Dank

Osteel, 03. September 2017

Feierliche Einführung: Carsten Greite ist neuer Pastor von Osteel und Leybucht

Osteel und Leybucht haben wieder einen Seelsorger! Nachdem Pastorin Annette Lehmann bereits im Januar verabschiedet worden war, konnte am Sonntag Pastor Carsten Greite (51) als ihr Nachfolger eingeführt werden. Vor dem feierlichen Einführungs-Gottesdienst in der Osteeler Warnfried-Kirche fand am Nachmittag zuvor ein Begrüßungsgottesdienst in der kleineren Schwestergemeinde statt. „Das war uns gemeinsam wichtig“, sagte der Leybuchter KV-Vorsitzende Andreas Busch erfreut. Die Martin-Luther-Kirche in Leybuchtpolder war denn auch gut besucht. In Osteel war das Gotteshaus am Abend sogar bis auf den letzten Platz gefüllt.

Die Gemeinde hatte alles aufgeboten, was an Musik zu bieten war: Mehrere Einlagen oder auch Lied-Begleitungen steuerten der Gitarrenchor „Carpe Diem“, der Posaunenchor und der Kirchenchor „Jubilate Deo“ bei; dazu erklang die wunderbare Edo-Evers-Orgel, das älteste spielbare Instrument der Hannoverschen Landeskirche, in strahlendem Glanz. So prägte feierliche Fröhlichkeit den gesamten Gottesdienst, der denn auch beinahe zwei Stunden dauerte. Der musikalische Farbenreichtum und die vielfältige Abwechslung ließen aber keine Langeweile aufkommen.

Dazu trugen zahlreiche Geistliche und Ehrenamtliche bei, die sich mit Gebeten, Lesungen und Segensworten beteiligten: Prädikantin Aline Jung, Lektorin Ina Maaßen-Tjaden und Lektorin Anneke Dehne nahmen ebenso das Wort, wie Andreas Busch (KV Leybucht) und Maike Steen (KV Osteel) sowie die Pastoren der Brookmerlander Nachbar-Gemeinden: Norbert Masslich (Rechtsupweg und Siegelsum), Peter Riesebeck (Leezdorf und Schulpfarramt UGN) und Eskil Wohlberg (Marienhafe). Für die Verbindungen zur Bundeswehr – der neue Pastor arbeitete schließlich 12 Jahre in der Militärseelsorge – stand Hauptmann Holger Kipp (Fliegerhorst Wunstorf), der auch als Prädikant in der Schaumburg-Lippischen Landeskirche wirkt.

Die feierliche Einführung nahm Superintendent Dr. Helmut Kirschstein vor. In seiner Ansprache sparte er die leidvollen Gemeindeerfahrungen der vergangenen 7, 8 Jahre nicht aus und griff kurz auf seine Einführungsansprache zurück, die er – fast auf den Tag genau – vor 5 Jahren für Pastorin Lehmann gehalten hatte. Vieles habe sich seither verändert, trotz allen Einsatzes während der Vakanz sei aber wohl manchmal der Eindruck entstanden, Osteel und Leybucht seien „angeknackst“ und das Feuer des Glaubens „ziemlich heruntergebrannt“. Unter Aufnahme des Wochenspruchs aus Jesaja 42, 3 traute der Superintendent dem neuen Pastor zu, das „Geknickte“ aufzurichten und den „glimmenden Docht des Glaubens“ neu zu entflammen. Obwohl Carsten Greite viel Erfahrung mitbringe und er selbst ihn bereits als sehr „zupackend“ erlebt habe, solle man den neuen Pastor bitte nicht mit dem Messias verwechseln – aber „messianisch wirken“, das werde er schon!

Wie im Kirchenkreis Norden längst guter Brauch, überreichte der Superintendent dem frisch eingeführten Pastor eine „Fliesenbibel“. Besonders bedankte er sich auch bei Pastorin Traute Meyer, die die Hauptvakanzvertretung übernommen hatte, am Sonntag aber verhindert war. Pastor Greite nahm den Hinweis auf und bedankte sich seinerseits auf außergewöhnliche Weise: Seine Frau Annette – ausgebildete Theater-Requisiteurin – hatte kunstvolle Woll-Engel gestaltet, die er jetzt an Lektorinnen, Lektoren, das Küsterehepaar und andere Anwesende verschenkte: als Ausdruck des Danks für die besonders geleistete Arbeit während der Vakanzzeit. Einen letzten Engel bekam seine Frau – unter dem kräftigen Applaus der versammelten Gemeinde.

In seiner Predigt verband Carsten Greite die verschiedenen Textlesungen des Sonntags, skizzierte Konfirmandenunterricht und Konfirmationsjubiläen als erste Herausforderungen der nächsten Wochen und griff schließlich auf seinen eigenen Konfirmationsspruch zurück: „Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt – den wird der Herr erretten zur bösen Zeit.“ (Psalm 41,2) Greite beleuchtete die Ambivalenz von Stärke und Schwäche, die er nicht zuletzt in der Seelsorge an den Soldaten kennengelernt habe, hob besonders auf die überraschende Stärke der Mütter und vieler Schulkinder ab, rief dazu auf, sich immer wieder an die Seite der Schwachen zu stellen – und sich in Erkenntnis der eigenen Bedürftigkeit selbst der Gnade Gottes anzuvertrauen. Überraschend endete die Predigt mit einem Lied, das der Pastor auf der Gitarre und sein Sohn Sören mit der Trompete begleiteten: ein frommer Text auf Beethovens „Freude schöner Götterfunken“, der in der Militäseelsorge verbreitet ist und von zahlreichen Anwesenden spontan mitgesungen wurde.

An der Kirchentür und beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus hießen viele Besucherinnen und Besucher Ihren neuen Pastor und seine Familie herzlich willkommen.