Superintendent: erfolgreiches Jubiläumsjahr 2017

Berumerfehn, 24. November 2017

Erfreuliche Bilanz vor dem KKT zu Identität, Relevanz und Präsenz der Kirche

Mehr Segen, als Arbeit: so fasste Superintendent Dr. Helmut Kirschstein das Jahr 2017 im Kirchenkreis Norden zusammen. Sein Ephoralbericht stand im Zentrum des Kirchenkreistags (KKT), der am Freitagnachmittag im Saal des Gemeindehauses Berumerfehn stattfand. Vor gut gefüllten Reihen eröffnete Ortspastor Stephan Achtermann die Veranstaltung mit einer kurzen Andacht, in der er das protestantische „Priestertum aller Gläubigen“ auf die Gleichwertigkeit aller Anwesenden übertrug. Humorvoll führte sodann KKT-Vorsitzender Ludwig Brüggemann (Hage) durch das diesmal recht überschaubare Programm.

Zur Abstimmung stand die „Spezifizierung des Stellenrahmenplans“ 2017-2022, mit der die lange angekündigten und grundsätzlich längst beschlossenen Kürzungen im Bereich der Norder Stadt-Gemeinden konkret dargestellt werden. Pfarrstellen-Kürzungen hatte es aus Anlass pastoraler Wechsel bereits in Leezdorf (ab 1.2.2017: Pfarrstelle mit 75 % + 25 % Ergänzung durch Religionsunterricht am Norder Ulrichsgymnasium) und Dornum/Resterhafe (ab 1.10.2017: Pfarrstelle mit 50 % + 25 % Religionsunterricht am UGN + 25 % Co-Finanzierung nach dem „Norder Modell“) gegeben. Die jetzt vorgelegte Beschluss-Empfehlung war vom Stellenplanungsausschuss schon im November 2016 und im September 2017 vorbereitet und vom Kirchenkreisvorstand ebenfalls im September einstimmig bestätigt worden. So wird spätestens zum 31.12.2022 die bisherige 75-%-Pfarrstelle in Norddeich auf 50 % reduziert, wobei ein Zusammenschluss mit der Norder Andreasgemeinde geplant ist, um diese Einschränkung gemeinsam zu bewältigen. Spätestens zum selben Zeitpunkt soll die Pfarrstelle Norden-Ludgeri-II auf 25 % reduziert werden. Ob dann auch hier eine Ergänzung durch Religionsunterricht vorgenommen werden kann, oder die reduzierten Mittel zur Finanzierung der Diakonen-Stelle beitragen, muss zur Zeit noch offen bleiben. Bei lediglich zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde die Spezifizierung des Stellenrahmenplans mit großer Mehrheit angenommen.

Daraufhin fassten die Ausschüsse des KKT den aktuellen Stand ihrer Arbeit zusammen. Pastor Rolf Meyer-Engeler (Hage) stellte für den Eine-Welt-Ausschuss insbesondere die Situation der Kirchenkreis-Partnerschaft zum Sudan und Südsudan vor. Er wies besonders darauf hin, dass der Schulaustausch bedauerlicher Weise zum Erliegen gekommen sei, andere Unterstützungs-Programme aber sehr aktiv sind. Für den Finanzausschuss skizzierte Reiner Foken (Nesse) kurz die erfreuliche finanzielle Entwicklung. Annegret Redenius (Hage) legte einen Gesamtüberblick zu den Unterstützungsmaßnahmen des Bau-Ausschusses vor, der für 2017 ein Volumen von rund 392.000 € zur Verfügung hatte. Dr. Andreas Nommels (Norden-Ludgeri) beklagte den Verlust des Jugend- und Schulausschusses, der seit dem Rücktritt seines Vorsitzenden vor zwei Jahren nicht mehr einberufen worden sei. Hier gemeinsam Abhilfe zu schaffen, wird wahrscheinlich erst nach den Neuwahlen der Kirchenvorstände 2018 und der Neukonstituierung des KKT im Frühjahr 2019 möglich sein.

Dr. Helmut Kirschstein stellte den jährlich zu haltenden Rechenschafts- und Tätigkeitsbericht des Superintendenten unter die drei Impulse „Identität stärken! Relevanz erweisen! Präsenz unterstützen!“ In seiner 40-minütigen Rede unterstrich er zunächst die Identitäts-stiftende Bedeutung des Reformations-Jubiläums: „Das war ein Geschenk des Himmels.“ Die Veranstaltungen im Kirchenkreis seien „bunt, vielfältig und aussagekräftig gewesen“, hätten manches Mal allerdings größere Beteiligung verdient gehabt. Andererseits könne man sich über den „außerordentlichen Erfolg“ bestens besuchter Gottesdienste am Reformationstag freuen – damit sei der erwünschte Höhepunkt des Jubiläums erreicht worden. Wer immer die Aktualität von Reformation und Protestantismus erleben wollte, hätte dies 2017 jedenfalls gekonnt. Nach Auskunft des Landessuperintendenten habe es ein „derart geschlossenes Programm“ sonst in keinem Kirchenkreis gegeben. - Zur Stärkung der evangelischen Identität trug auch der Sommer-KKT mit dem Referat der Präsidentin des Landeskirchenamts, Dr. Stephanie Springer, bei, die zur Diskussion der rundum erneuerten Kirchenverfassung einlud. Identitätsbildung „in einem Geist“ förderte schließlich die Klausurtagung des Kirchenkreisvorstands in Papenburg, bei der es erst am vergangenen Wochenende um „Geistliche Leitung und Kirche von morgen“ ging.

Die gesellschaftliche Relevanz der Kirche sah der Superintendent aktuell vor allem in ihrem Eintreten für eine „menschenfreundliche Flüchtlingspolitik“. Dies sei auch 2017 wieder finanziell von der Kirchenkreisleitung unterstützt worden und habe sich vor allem durch die starke kirchliche Beteiligung am Norder „Fest der Kulturen“ erwiesen. Als besondere Würdigung des kirchlichen Engagements nahm er die Möglichkeit wahr, beim Besuch des Bundespräsidenten in Utlandshörn dem Staatsoberhaupt persönlich zu begegnen: „Ich gebe sein Dankeschön gerne weiter!“ Einen „bescheidenen Beitrag“ leiste der Kirchenkreis auch dafür, die Lebensbedingungen von Menschen armer Länder vor Ort zu verbessern, damit sie „gerne in ihrer angestammten Heimat bleiben“. So habe er es beim Besuch in Uganda als „berührendsten Augenblick“ empfunden, dass mittlerweile bereits 65 Rollstühle an Behinderte und Kriegsopfer übergeben werden konnten. Derartige Vorhaben, insbesondere ein Großprojekt zum Bau eines Berufsschul-Zentrums im Norden Ugandas, sei nur durch enge Zusammenarbeit mit der in Berlin beheimateten Gossner Mission zu bewerkstelligen. Durch diese Verbindung sei es auch möglich gewesen, im Laufe des Jahres zweimal je 22.000 € Spendengelder für Hilfslieferungen bereitzustellen, damit die Opfer der größten aktuellen Flüchtlingskatastrophe Afrikas in Nord-Uganda mit dem Allernötigsten versorgt werden können. „Unsere kirchlichen Partner organisieren die Hilfe für Menschen, die zu Hunderttausenden aus dem Südsudan über die Grenze kommen,“ so der Superintendent dankbar.

Dass es Armut und Bedürftigkeit auch vor der eigenen Haustür gebe, werde von der Diakonie im Kirchenkreis Norden aber nicht weniger wahrgenommen. Das Diakonische Werk im Kirchenkreis, aber auch das diakonische Engagement in den Gemeinden sei sehr gut aufgestellt. Gemeinsam wurden ehrenamtliches Engagement und professioneller Einsatz wieder durch die „Woche der Diakonie“ vor Augen gestellt – Norden sei der einzige Kirchenkreis im Sprengel Ostfriesland-Ems, der diese Veranstaltung seit Jahren mit einem vielfältigen Programm durchführe. Die enge – auch personelle – Verbindung zu den aktuellen Bemühungen um ein stationäres Hospiz ließ den leitenden Geistlichen erwägen, was das für die Frage der Trägerschaft dieser Einrichtung bedeute. Darüber werde man „miteinander wohlwollend“ nachdenken.

Zur gesellschaftlichen Relevanz kirchlichen Engagements rechnete Kirschstein nicht zuletzt die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld, die 2017 durch zahlreiche Maßnahmen ein besonders erfolgreiches Jahr erlebte. Hier könne man sich vor allem darüber freuen, dass es endlich gelungen sei, einen Pädagogischen Leiter zu finanzieren und auch tatsächlich einen kompetenten jungen Wissenschaftler für diese Aufgabe zu gewinnen. Unter spirituellem wie kulturellem Aspekt verdiente aber auch das 10-jährige Jubiläum des ostfriesischen Pilgerwegs „Schola Dei“ und die bevorstehende 100. Präsentation der deutschlandweit gezeigten Wanderausstellung mit Bibelfliesen eine wertschätzende Erwähnung.

Um die kirchliche Präsenz zu unterstützen, habe das klassische wie das völlig neu eingerichtete popular-musikalische Kirchenkreiskantorat sehr erfolgreich gearbeitet. Auch die Visitationen verstehe er als Unterstützung der Gemeinden: In Berumerfehn (März) und auf Juist (August) habe ihm „so ziemlich alles“ gefallen, denn beide Gemeinden schöpften ihre ganz unterschiedlichen Möglichkeiten „wunderbar“ aus. Von den zwei Vakanzen des zu Ende gehenden Jahres habe man Osteel und Leybucht relativ schnell wieder besetzen können, Pastor Carsten Greite vermittle den Eindruck: „das passt!“ Hingegen sei für Dornum und Resterhafe wohl frühestens zum Februar 2018 mit einer Neubesetzung zu rechnen, für die sich aus dem Bereich der EKD immerhin sieben Pastorinnen und Pastoren interessiert hätten: Die drei tatsächlichen Bewerber müssen sich zunächst allerdings im Landeskirchenamt präsentieren, der gesamte Prozess brauche also noch etwas Geduld.

Die Personalsituation habe sich durch vier weitere Lektoren weiter verbessert, die der Superintendent im Laufe des Jahres feierlich in ihr Amt als Laien-Prediger einführen konnte: „Wie gut, Gottes Wort aus ihrem Munde zu hören!“ Die „entspannte“ finanzielle Situation im Kirchenkreis sei durch das Geschenk eines VW-Kleinbusses (durch die Raiffeisen-Volksbank) weiter verbessert worden, und der KKV habe auf jüngste Anregungen hin entschieden, dass die Ausleihe für die kirchliche Arbeit grundsätzlich kostenlos erfolgen solle: ein Beispiel für das Bemühen der Leitung, Anregungen und Vorschläge ernst zu nehmen. Aktuell warte man immer noch auf die definitive Antwort der Landeskirche zum sog. „Strukturanpassungsfonds III“, aus dessen Sondermitteln der Kirchenkreis eine zusätzliche Regionaldiakonin einstellen möchte und die musikalische Arbeit in den vier Regionen zusätzlich fördern will. Außerdem soll der Innovationsfonds des Kirchenkreises jährlich mit 20.000 € unterstützt werden, um das erfolgreiche „Norder Modell“ zur Co-Finanzierung von Mitarbeiterstellen weiter betreiben zu können.

Mehr Segen, als Arbeit: Abschließend bedankte sich Superintendent Dr. Helmut Kirschstein für die überaus gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Ganz im Sinne der Reformation stellte er fest, dass es im Kirchenkreis Norden einen Schatz gäbe, den sich „keiner von uns verdient hat“: das tragfähige Miteinander in einem guten Geist, der das Klima in allen kirchlichen Gremien bestimme.