Was für ein Spaß! „…auch pfeifet dir das Mäuselein“

Juist, 10. August 2017

Mitmach-Konzert und Engel-Weg, Einschulung und Taizé-Andacht: Visitation auf Juist

Viel Musik, verschiedenste Gottesdienste, zahlreiche Angebote für Kinder und Familien: Ein bunter Strauß von Veranstaltungen bot sich Superintendent Dr. Helmut Kirschstein zur Visitation auf der Insel Juist. Nach 2005 und 2011 weilte der Norder Superintendent zum dritten Mal auf der Insel, um hier die „Kirche im Tourismus“ zu erleben und Schnittstellen zur Ortsgemeinde nachzugehen.

Nur 560 evangelische Gemeindeglieder umfasst die Juister Ortsgemeinde. Umso erstaunlicher ist es, was die evangelische Kirche hier auf die Beine stellt: für Einheimische wie Tausende von Gästen, die während der Saison die Insel bevölkern. Entscheidenden Anteil daran hat die langjährige Ortspastorin Elisabeth Tobaben. Ihr zur Seite steht seit 2014 Kantor Stephan Reiß, der den besonderen musikalischen Schwerpunkt verantwortet. Die beiden Hauptamtlichen mussten sich für die Visitation nichts Außergewöhnliches ausdenken – außergewöhnlich erscheint dem Gast vieles, was auf der Insel ganz selbstverständlich Woche für Woche passiert.

So erlebte der Superintendent ein hervorragend aufgelegtes Barockensemble im Konzert („Il Suono“, Mitglieder aus Ungarn, Norwegen, Hamburg), eine Probe der wöchentlich anders zusammengesetzten „Gästekantorei“ mit rund 40 Sängerinnen und Sängern und ein Mitmach-Konzert „Juist klingt“, zu dem Einheimische und Gäste auf teils hervorragendem Level beitrugen. Kantor Stephan Reiß lief hier als Musiker wie Moderator zur Hochform auf, um spanische Sologitarre, professionelle Rezitation von Kästner-Gedichten, volkstümliches Liedgut und barocke Flötenmusik zum großen Ganzen werden zu lassen. Reiß selbst ließ – begleitet von der Insel-Kantorei – das romantische Kinderlied EG 509 singen: „Kein Tierlein ist auf Erden / dir, lieber Gott, zu klein...“ Dass das Evangelische Gesangbuch so viel Spaß machen kann, hätten die zahlreichen Besucher in der gut gefüllten Inselkirche kaum gedacht: Männer und Frauen im Wechsel, charakteristische Tierlaute („Die Biene dir summt. / Der Käfer dir brummt.“) und eine „gepfiffene“ Strophe brachten die ganze Kirche zum Lachen: „...auch pfeifet dir das Mäuselein: Herr Gott, du sollst gelobet sein.“

Schon der Visitationsgottesdienst war von vielfältiger Musik geprägt. Hier erklang die neu restaurierte Führer-Orgel in strahlendem Glanz, dazu die „Kirchenbläser“ in Bestbesetzung und wiederum die Insel-Kantorei, die als Chor der Einheimischen neben der Gästekantorei wöchentlich probt. Der Sonntags-Gottesdienst ist freilich nur ein besonders wichtiger Mosaikstein im gottesdienstlichen Gesambild der Insel: Der Superintendent nutzte die Gelegenheit, auch die Andacht des derzeitigen Kurseelsorgers im Diakonissen-geleiteten „Haus Mutter Eva“ zu besuchen, freute sich besonders über den gelungenen Einschulungsgottesdienst, der von allen Eltern der ABC-Schützen mitgestaltet wurde, und erlebte neben einem „Kinder- und Familiengottesdienst“ auch noch eine berührende „Taizé-Andacht“, die als ökumenische Veranstaltung wechselweise von den beiden Konfessionen auf der Insel verantwortet wird und diesmal in der katholischen Kirche stattfand.

Beeindruckend die Präsenz, mit der Pastorin Elisabeth Tobaben von Predigtgottesdienst bis Kinderveranstaltung Alt und Jung anspricht und begeistert. So sprang die Pastorin für die ausgefallenen Ferienhelferinnen ein und gestaltete kindgemäß die „Gute-Nacht-Kirche“ für Kinder, Eltern und Großeltern. Hervorzuheben ist der von ihr geleitete „Engel-Pilgerweg“: Elisabeth Tobaben führte eine Gruppe von 15 Personen durch die Juister Dünenlandschaft zu Engelfiguren, die meist aus Treibgut hergestellt und häufig im Gebüsch verborgen sind. An 8 Stationen erklangen gemeinsame Lieder und überwiegend biblische Texte, um dem durchaus evangelisch bedachten Profil der himmlischen Gestalten nachzugehen: „Engel kreuzen unsern Pfad, / die uns Gott gesendet hat, / Boten seiner Gnad.“

Selbstverständlich gehörte auch ein Besuch der neu gebauten evangelischen Kindertagesstätte „Schwalbennest“ mit neuer Kinderkrippe ins Visitations-Programm, ebenso wie intensive Gespräche mit Bürgermeister Dr. Tjark Goerges und dem Leiter der Inselschule, Gerrit Schlauwitz.

Schließlich waren es 22 Besuchstermine, die der Norder Superintendent auf der Insel wahrgenommen hatte. Tatsächlich verfestigte sich der Eindruck, dass auf Juist nicht nur das „Mäuselein“, sondern die Spatzen von den Dächern pfeifen: Hier spielt die Kirche für Einheimische wie Gäste, für Jung wie Alt eine außergewöhnliche Rolle. Außergewöhnlich gut.