Friedenssonntag mit eindeutiger Botschaft

Arle, 08. November 2015

Visitation in Arle startet mit "Bittgottesdienst für den Frieden"

Arle, 8. November `15 - "Schwerter zu Pflugscharen": Pastorin Hilke Osterwald stellte die berühmte Skulptur eines sowjetischen Künstlers an den Anfang ihrer Predigt. J.Wutschetisch hatte sie 1959 der UNO geschenkt, wo sie seither in New York an die Vision des Propheten Micha (4, 1-4) erinnert. Ein Foto des Monuments regte zum Nachdenken an. Das verheißene "Ende der Tage" sei immer noch fern, so die Pastorin. "Was gebe ich aus der Hand, wenn ich mein Schwert umschmiede?" Und was bekomme ich dafür - mit einer Pflugschar?

Aktuell wurde die Frage durch ihre Verknüpfung mit der gegenwärtigen Zuwanderung: "Ich erlebe in vielen Gesprächen mal das Schwert, mal die Pflugschar." Angst vor dem Verlust der Identität werde deutlich. Oder vor dem Verlust des eigenen Wohlstands, der Sicherheit, der Ruhe... "Unsere Schwerter umzuschmieden, ist harte Arbeit." Arbeit, die etwa darin bestehe, Vorurteile zu überprüfen und sich auf Ungewohntes einzulassen.

Nach dem Umschmieden folge aber gleich der nächste Arbeitseinsatz: das Pflügen des Bodens, will sagen: die große Anstrengung, den aus Krieg und Todesangst geflohenen Menschen Nachbarschaft und Mitmenschlichkeit entgegenzubringen und zu ihrer Integration beizutragen. So weit der Weg auch ist: "Wagen wir den ersten Schlag mit dem Schmiedehammer!"

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein nahm in seiner Visitationsansprache diese Botschaft auf. Er freue sich, dass die Kirchengemeinde Arle ganz konkret Räumlichkeiten in ihrem Gemeindehaus für bedürftige Flüchtlinge zur Verfügung gestellt habe. Er lobte auch die Zusammenarbeit mit dem "Arler Forum" in Flüchtlingsfragen. Damit stehe man in einer "guten Tradition", denn schon vor der Jahrtausendwende habe der damalige Kirchenvorstand ein erfolgreiches Kirchenasyl durchgeführt.

Als Christen könnten wir die aktuellen Herausforderungen "ohne Ängstlichkeit und Engstirnigkeit" annehmen, so der Superintendent. Die "feste Burg" unsres Gottes dürfe niemals dazu verführen, in eine "Wagenburg-Mentalität" zu verfallen. Sie biete vielmehr den "einladenden Schutzraum" für alle Mühseligen und Beladenen.

Der Superintendent besucht die Arler Bonifatius-Gemeinde zum 3. Mal im Rahmen einer Visitation. Außergewöhnlich sei allerdings der Auftakt mit einem dezidierten "Friedensgottesdienst" - das "hatte ich in all den Jahren noch in keiner Gemeinde unsres Kirchenkreises".

Der Gottesdienst wurde vom "Bonifatius-Chor" mit inhaltlich stimmigen Liedern schwungvoll gestaltet. Ton-gewaltig und frisch bewegt spielte auch der Posaunenchor auf. Im Anschluss lud die Gemeinde zur Kuchentafel ins Gemeindehaus, wo das Friedensthema in vielen Gesprächen fortgeführt wurde.