Sensationelles Ergebnis: KKT beschließt einstimmig

Norden, 01. Dezember 2015

Grundstandards, Personal- und Finanzplanung ohne jede Gegenstimme

Norden, 1. Dezember `15 – Nach vier Stunden Präsentation, Diskussion und Abstimmung gab es ein dickes Lob des wiedergewählten Vorsitzenden des Kirchenkreistages (KKT), Ludwig Brüggemann, in Richtung der Mitglieder: „Ich gebe zu, ich konnte vorher nicht gut schlafen und hatte Sorgen vor dieser Sitzung – doch ich bin stolz auf Sie alle.“ Damit bezog er sich nicht nur auf die höchst harmonisch verlaufene Tagung, sondern auch auf deren  „sensationelle“ Ergebnisse: Sämtliche Abstimmungen endeten einstimmig.

In kaum erwarteter Einmütigkeit brachten die Delegierten des    Kirchenkreises Norden die Finanzplanung 2017 bis 2022 auf den Weg, das sogenannte Rahmenkonzept. Insgesamt eine Pfarrstelle wird danach spätestens  zum 1.1.2022 wegfallen. Doch nicht eine Kirchengemeinde des Kirchenkreises Norden allein wird diese Einsparung stemmen müssen. Vielmehr sollen im Bereich „Stadt“ 0,5 Pfarrstellenanteile, im Bereich „Land“ 0,25 und im Bereich „Brookmerland" ebenfalls 0,25 Pfarrstellen eingespart werden. Ausgenommen sind die Inseln Norderney, Juist und    Baltrum. Bei ihnen wird sich nichts ändern.

Gut 60 Vertreter der 20 Kirchengemeinden waren am Dienstagnachmittag im Kirchensaal der Andreaskirchengemeinde in Norden zusammengekommen. Zunächst hielt Superintendent Dr. Kirschstein seinen jährlichen Ephoralbericht. Er erinnerte u.a. an den Kirchenkreistag im Sommer, bei dem Prof. Wegner („der oberste Soziologe der Evangelischen Kirche“) die Norder Kirchenkreispolitik bestätigt habe: „Die Zukunft der Kirche liegt in ihren Gemeinden.“ In diesem Sinne seien ihm auch im Jahr 2015 wieder die Visitationen besonders wichtig gewesen,    so der Superintendent: Nesse, Marienhafe und Arle seien „sehr gut aufgestellt“. Als weitere Höhepunkte nannte er die    Feierlichkeiten aus Anlass von Kirchenjubiläen (30 Jahre Christuskirche Großheide, 40 Jahre Arche Norddeich) und das Kirchenkreis-Projekt „Kirchentraum“ in Süderneuland. Erstmals habe es ein KKV-Wochenende gegeben, das der „Beziehungsarbeit“ innerhalb des Leitungsgremiums gut getan habe. Ein Ergebnis sei das gestärkte Miteinander in dem Bewusstsein: „Gemeinsam können wir die Herausforderungen bewältigen.“

Diese Herausforderungen schlugen sich in der Arbeit an den    verschiedenen Konzeptionen zu den Grundstandards des Kirchenkreises nieder. Die Konzept-Papiere bilden die Grundlage der Personal- und Finanzplanung 2017 bis 2022. Der erste Grundstandard ist die Verkündigung, dazu gehören der Gottesdienst, die Seelsorge und die Mission. Weitere Grundstandards beschreiben die kirchliche Arbeit mit Kindern  und Jugendlichen, die Diakonie samt Kindertagesstätten, die Leitung des Kirchenkreises sowie die Kirche im Tourismus. Hinzu kommen die Konzepte und Ziele des Grundstandards „Bildung und Kultur“ sowie der Verwaltung.

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein stellte neben Kreisjugenddiakon Markus Steuer, Pastor Stephan Bernhardt, Kirchenamtsleiter Holger Dierks und Pastor Marten Lensch die verschiedenen Grundstandards vor. Mit jedem der Grundstandards hatten sich im Vorfeld der Sitzung Mitglieder besonderer „Fachgruppen“ beschäftigt, außerdem verschiedene Ausschüsse des Kirchenkreistages, die für den Planungsprozess    eingesetzte „Lenkungsgruppe“ und der Kirchenkreisvorstand.     Gemeinsam hatte man um verbindliche Formulierungen gerungen und sie schließlich übereinstimmend formuliert.

Angesichts der Fülle von Konzeptionen und Ziel-Papieren machte der Superintendent deutlich, auf wie vielen Feldern sich Kirche im Norder Kirchenkreis engagiere. Ludwig Brüggemann sagte: „In der Formulierung der Grundstandards steckt wirklich jede Menge Planung drin.“ Einstimmig und ohne jede Enthaltung sprachen sich die Mitglieder des Kirchenkreistages schließlich für die Konzepte aus. Dieses Ergebnis wertete nicht nur der Superintendent als „sensationell“.

Einmütigkeit zeigte der KKT auch beim darauf aufbauenden Beschluss zur Finanz- und Stellenplanung für die Jahre 2017 bis 2022. Für das Kirchenamt erörterte Heike Warfsmann die grundsätzlichen Überlegungen zu den Finanzen. Der Norddeicher Pastor Marten Lensch stellte als Vorsitzender des Stellenplanungsausschusses die personellen Überlegungen vor und wies darauf hin, dass „wir regionaler denken müssen“. Dabei gehe es bei der Stellenplanung aber nicht darum, Gemeinden zusammenzulegen. Bei der Planung der Angebote sollten wir    jedoch stärker „bedenken, dass es auch Nachbargemeinden gibt“. Als ein Ergebnis aller Beratungsprozesse zu den Grundstandard-Konzepten für den Planungszeitraum 2017 bis 2022 beschloss der Kirchenkreistag spätestens zum 1. Januar 2022 die Einsparung von mindestens 1,0 Pfarrstellen. Bis Ende 2017 werde der Kirchenkreis Norden dem Landeskirchenamt einen konkretisierten Stellenplan vorlegen.

Der Vorsitzende Ludwig Brüggemann lobte die Mitglieder am Ende der Sitzung nicht nur. Er hatte auch eine faustdicke Überraschung für sie parat: Die Synode, die gesetzgebende Versammlung auf Ebene der Landeskirche Hannovers, hat in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, dem Kirchenkreis Norden für die Jahre 2017/2018 rund 500.000 Euro zusätzlich zu überweisen. Dies sei ein Ergebnis des neu aufgelegten „Strukturanpassungsfonds“, der besonders angewiesenen Kirchenkreisen helfen solle. Selbstverständlich müssten zum Erhalt dieser Zusatzgelder weitere Zielvereinbarungen mit der Landeskirche geschlossen werden, so Brüggemann, der den Kirchenkreis zugleich als Synodaler in    Hannover vertritt. Aber bei solchen Verhandlungen habe der Superintendent ja mittlerweile viel Erfahrung, sagte er augenzwinkernd.