Martin Luthers Spuren in Ostfriesland

Norden, 22. Februar 2015

Norder Reformationsausstellung eröffnet - Gut besuchter Festakt in Ludgeri

Ob Martin Luther Tee getrunken hat, ist nicht überliefert. Warum dann also eine Ausstellung über Luther und „Schlaglichter der    Reformation“ im Norder Teemuseum? Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr war es gestern vorbehalten, mit Witz an diese Frage heranzugehen. Vor dem Besuch im Museum gab es anlässlich der Eröffnung einen Festakt in der Norder Ludgerikirche, an dem sehr viele Menschen teilnahmen. Neben Klahr sprachen Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, MdB Gitta Connemann, Nordens Bürgermeisterin Barbara Schlag sowie Museumsleiter Dr. Matthias Stenger und Kuratorin Frauke Wiesendanner. Warum also Luther im Teemuseum? Die Antwort gaben die Redner vor und nach Klahr. „Norden und Ostfriesland – das ist mehr als Teekultur“, sagte Bürgermeisterin Schlag, es gehe auch um die Vermittlung von Stadt und Regionalgeschichte.

Gitta Connemann beschwor die friesische Freiheit: Eala frya fresena. „Ostfriesland – heel wat besünners“ war der Leitspruch ihrer Rede, in der sie klar machte, dass Ostfriesland mehr zu bieten habe als Tee,    Plattdeutsch, Mehlpütt und Boßeln. Vielmehr präge der Gedanke der friesischen Freiheit bis heute die Menschen, dafür stehe auch die religiöse Pluralität in der Region.„Das gäbe es sonst nicht!“ Connemann bedauerte, dass Martin Luther nicht hier zur Welt kam. „Wäre er nicht in Eisleben geboren, er hätte sich in Ostfriesland außerordentlich wohl gefühlt“, sagte sie und fügte hinzu, dass Ostfriesland auf jeden Fall eine der Kinderstuben der Reformation gewesen sei. Die Reformation habe die Welt verändert, nicht nur im Hinblick auf die Religion, sondern auch in gesellschaftlicher, kultureller und politischer Hinsicht. Gewissensfreiheit präge auch unser heutiges demokratisches Gewissen, sagte Connemann.

Gewissensfreiheit spielte auch eine zentrale Rolle in der Rede Kirschsteins, der den „persönlichen Brückenschlag“ wagte, um die „Aktualität der reformatorischen Entwicklungen spürbarer werden zu lassen.“ Reformation bedeute für ihn die Befreiung des Gewissens aus allen doktrinären Vorgaben, sagte der Hausherr der Ludgerikirche. Er mahnte an, nach dem Vorbild Luthers im 16. Jahrhundert intensiv „um    Wahrheit zu ringen“. Eigene Denkfaulheit müsse überwunden werden, heute sei die Gefahr der Gleichgültigkeit extrem groß. Die Christenheit sei bequem und denkfaul geworden. Es sei wichtig, sich zentralen Fragen zu stellen: „Was ist der höchste Wert im Leben?“ und „Woran hängst du dein Leben?“ Der Superintendent wünschte sich Querdenker, die sich zunächst kritisch mit Positionen auseinandersetzten. Erst dann sei ein Zusammensetzen der Positionen möglich.

Alle Redner betonten den Wert des Wissens um die Vergangenheit, um das Heute zu verstehen und daraus Lehren zu ziehen. „Ist die Reformation abgeschlossen, oder ist sie ein Dauerauftrag für die Kirche?“ fragte stellvertretend Bürgermeisterin Schlag. Sie betonte gemeinsam mit Kirschstein auch den Bildungsgedanken der ersten großen Sonderausstellung im neuen Haus.

Jeder war des Lobes voll über die Leistung aller Museumsmitarbeiter rund um Leiter Matthias Stenger und Kuratorin Frauke Wiesendanner. Connemann hob den Mut Stengers hervor, „ein solches Projekt zu stemmen.“ Erst vor vier Monaten war die neue Dauerausstellung im runderneuerten Teemuseum eröffnet worden. Dank Frauke Wiesendanner sei es gelungen, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen und sie in die    Gegenwart zu transportieren. Gemeinsam mit Stenger dankte Connemann besonders den Sponsoren und Leihgebern. Fast alle Ausstellungsstücke wurden von Archiven, Bibliotheken und zahlreichen Kirchengemeinden zur Verfügung gestellt. Frauke Wiesendanner schließlich gab eine Einführung in die Ausstellung.

Mit mehreren Lutherchorälen sorgten Birte Mohr, Inga Plogstieß (beide Trompete), Marco Boomgaarden (Horn) und Hauke Ahrends (Posaune) für den musikalischen Genuss in der Kirche.

Mit herzlichem Dank an den OSTFRIESISCHEN KURIER für Text & Foto