"Leybucht vor Europa": gefeierte evang. Ökumene

Norden, 09. Oktober 2011

Nordens Superintendent beim Doppel-Jubiläum "50 Jahre luth. & ref. Kirchbau"

Mit einem gut besuchten Festgottesdienst in der Martin-Luther-Kirche begingen die lutherische und die reformierte Kirchengemeinde Leybucht gemeinsam das 50. Jubiläum beider Kirchbauten. Eine Besonderheit, die Superintendent Dr. Helmut Kirschstein in seiner Festpredigt kräftig hervorhob! "Ihr wart der Zeit weit voraus": Noch bevor Lutheraner und Reformierte 1973 für 105 evangelisch geprägte Kirchen in Europa die "Leuenberger Konkordie" unterzeichneten (und damit Abendmahls- und Kanzelgemeinschaft vereinbarten), gab es in Leybuchtpolder schon 1969 gemeinsame Gottesdienste - sicherlich ein Höhepunkt der Kirchengeschichte im "jüngsten Dorf Deutschlands".

Folgerichtig wurde jetzt auch der Einweihung beider Kirchbauten vor 50 Jahren mit einem gemeinsamen Gottesdienst (in der lutherischen Kirche) und einem gemeinsamen Gemeindefest (rund um die reformierte Kirche) gedacht. Dass dazu der Superintendent des Kirchenkreises Norden die Festpredigt beisteuern durfte, zeigt, dass man sich in Leybuchtpolder für die Zukunft öffnet: Noch gehört Leybucht zum Kirchenkreis Emden, der am 1.1.2013 zu zwei Dritteln (Emden und Umgebung) im Kirchenkreis Leer, zu einem Drittel (Brookmerland mit Leybucht) im Kirchenkreis Norden aufgehen wird.

In seiner Ansprache skizzierte der Superintendent die belastende Geschichte der 50 Jahre zwischen 1911 und 1961, die die Kirchenerbauer in ihrer Erinnerung und "auf ihrer Seele" hatten. Die vergangenen 50 Jahre seien glücklicher Weise von ähnlichen Katatstrophen verschont geblieben - dennoch sei zu fragen, was überhaupt von den Grundüberzeugungen und Lebenseinstellungen des Jahres 1961 noch übrig geblieben sei. Kirschstein gab die Antwort: "Die Bibel. Gottes Wort. Die Kirche des Evangeliums." Deren Bedeutung - gerade angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen in Politik und Gesellschaft - habe nicht abgenommen, im Gegenteil: Angesichts eines "entfesselten Kapitalismus", der ganze Völker in den Ruin zu treiben drohe, komme es auf auf eine Kirche an, die wie vor 50 Jahren "den Unverstand eindämmt und der Menschenwürde das Land bestellt".

In ihrem Grußwort unterstrich Nordens (katholische) Bürgermeisterin Barbara Schlag ihrerseits die Bedeutung der Kirche und der Kirchbauten - und wünschte sich ihrerseits solch vorbildiches ökumenisches Engagement auch im Miteinander anderer Konfessionen.

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein feierte den Gottesdienst gemeinsam mit Pastor Peter Riesebeck (Leezdorf), der im Rahmen einer pfarramtlichen Verbindung zur Zeit für die lutherische Gemeinde Leybucht zuständig ist, und dem reformierten Pastor Alfred Bleckmann, der in diesen Tagen in den Ruhestand eintritt, so dass es zu einer neuen Verbindung der reformierten Leybuchter mit der reformierten Gemeinde Norden kommen wird. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom AWO-Chor "Die Leybuchter" ebenso schwungvoll unterstützt, wie vom Posaunenchor der Kirchengemeinde und den Schülerinnen und Schülern der 2. und 3. Grundschulklasse, die sich für ihre Darbietung Sonderapplaus ersangen: "Gott baut ein Haus aus lauter bunten Steinen..."

Über 50 Jahre lutherischen wie reformierten Gemeindeaufbau konnten sich die Gäste anschließend in den Räumen der reformierten Kirche informieren. Hier zeigte eine lange Schlange am Bratwurststand, wie sehr die Menschen aus Leybuchtpolder, dem Schoonorther Sommerpolder und aus Neuwesteel das kirchliche Leben ihrer Gemeinde "Leybucht" schätzen - Kirche für Leib und Seele. Und im doppelten Sinn fruchtbarer Boden und "Neuland" für den Kirchenkreis Norden!