Sudan-Besuch: "Ein weites Herz, andre zu verstehn"

Norden / Hage, 18. September 2011

Gottesdienst mit Jainisten, Muslimen und Christen - Begrüßung der KDS-Schüler

Mit einem Gottesdienst der besonderen Art ist eine Delegation der "Khartoum Diplomatic School" (KDS) in Hage begrüßt worden. SchülerInnen aus drei Religionen bekamen die Möglichkeit, ihren Glauben vorzustellen. So kamen ein jainistisches Mädchen (eine "vegetarische" gewaltfreie Religion aus Indien), ein muslimisches Mädchen und ein christlich-orthodoxer Junge zu Wort - und wurden von der großen Gemeinde in der Hager Ansgarikirche mit Beifall für ihren Mut belohnt.

8 Schülerinnen und Schüler aus der Hauptstadt des Nord-Sudan weilen für 11 Tage im Kirchenkreis Norden. Da die Leitung der Khartoumer Diplomaten-Schule gerade gewechselt hat, sind auch die Schulleiter Mineche Koticha (ein jainistischer Inder) und Opio Rousseau (ein katholischer Ugander) erstmals auf Partnerschaftsbesuch. Organisiert vom Sudan-Arbeitskreis des Kirchenkreises Norden unter Federführung von Pastor Rolf Meyer-Engeler (Hage), sind die 12- bis 17-Jährigen in deutschen Gastfamilien untergebracht. Im Vordergrund stehen das gegenseitige Kennenlernen und Einblicke in das Norder Ulrichsgymnasium, wo die Kinder und Jugendlichen an den Vormittagen den Unterricht besuchen werden.

Die Sudanesen werden aber auch sonst viele Eindrücke aus dem Norderland und der Region mitnehmen. Zum abwechslungsreichen Programm gehören neben dem Besteigen einer Windmühle auch der gemeinsame Besuch einer Emder Moschee (vier der SchülerInnen sind Moslems), eine Fahrt nach Neßmersiel mit Spaziergang durch die Salzwiesen, ein Filmabend und ein gemeinsames Boßeln. "Ziel des Austauschs ist, dass die Schüler den deutschen Alltag und auch das Familienleben kennenlernen", erklärt Pastor Meyer-Engeler. Dass dabei auch gegenseitiges Verständnis und religiöse Toleranz vertieft werden, ist beabsichtigt.

Der Austausch mit der KDS begann als Folgeprojekt zu der nun schon rund 27 Jahre fortdauernden Unterstützung christlicher Aktivitäten und Organisationen im Sudan, der sich ein Ausschuss des Kirchenkreises Norden auch weiterhin widmet. Anfang 2009 besuchten zwei Schüler 14 Tage lang die Schule in Khartoum - seither bemüht sich Meyer-Engeler mit anderen Verantwortlichen um einen regelmäßigen Austausch. Schon 2009 und 2010 waren sudanesische Delegationen im Norderland, 2010 nahmen im Gegenzug deutsche Schüler am Unterricht in Khartoum teil. Inzwischen haben sogar mehrere Studentinnen aus Norden für längere Zeit an der KDS Deutsch-Unterricht erteilt. Nachdem der geplante Besuch einer Norder Delegation im Januar 2011 wegen der unsicheren Lage im Lande kurzfristig abgesagt werden musste, freuen sich die Verantwortlichen umso mehr, dass die Sudanesen wieder in den Kirchenkreis Norden kommen konnten. Pastor Meyer-Engeler hofft, den Gegenbesuch deutscher Schüler nun im kommenden Januar 2012 durchführen zu können.

"Gib uns Ohren, die hören, und Augen, die sehn", hieß der Kanon, der sich wie ein roter Faden durch den Begrüßungs-Gottesdienst zog - "...und ein weites Herz, andre zu verstehn..." Am Sonntagabend öffneten sich die Herzen im Gottesdienst und bei dem folgenden Beisammensein im Gemeindehaus schon spürbar füreinander - die nächsten Tage werden sicherlich zu noch mehr Weite führen!