Stellenplan 2013-16 - große Mehrheit für "Modell V"

Hage, 28. November 2011

Bei Grundstandards einig: Wegweisender KKT für Norden und das Brookmerland

Am 1.1.2013 bekommt der Kirchenkreis Norden ein neues Gesicht: Zu den bisherigen 14 Gemeinden mit etwa 36.000 Mitgliedern kommen die 6 Gemeinden des Brookmerlands (incl. Leybucht) mit 10.000 Gemeindegliedern hinzu. Das neue Gebilde will gut geplant sein. So verwunderte es nicht, dass der Kirchenkreistag (KKT) diesmal „aus allen Nähten platzte“: Zu den Norder Delegierten kamen die Brookmerlander Abgeordneten des Noch-Kirchenkreises Emden hinzu. Auch viele Gäste hatten sich zu der brisanten Sitzung im Gemeindehaus Hage eingefunden. Im Zentrum standen schwierige Beratungen zur Stellenplanung für den Zeitraum 2013-2016.

Zunächst wurde der formal noch ausstehende Beschluss zur „Integration des Brookmerlandes und Leybucht in den Kirchenkreis Norden“ herbeigeführt: ein einstimmiger Beschluss ohne jede Enthaltung. Da die neuen Gemeinden ja eigentlich noch dem KKT Emden zugehören und juristisch daher keine Stimmberechtigung im Norder KKT hatten, wurde zu diesem Punkt wie auch zur Stellenplanung getrennt abgestimmt. Im Sinne eines Meinungsbildes konnten so auch die Brookmerlander ihren Willen bekunden.

Vor die Entscheidung zur Stellenplanung hatte das KKT-Präsidium weitere planungsrelevante Abstimmungen gesetzt. 8 umfangreiche Konzepte zu den „Grundstandards“ wurden vorgestellt: Zu den Arbeitsfeldern (1) Verkündigung, Gottesdienst und Seelsorge, (2) Kirchenmusik und kirchliche Kulturarbeit, (3) Kirchliche Bildungsarbeit, (4) Kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, (5) Diakonie, (6) Leitung des Kirchenkreises, (7) Verwaltung und (8) Kirche im Tourismus hatten Arbeitsgruppen über Monate hinweg Leitlinien erarbeitet, die den Stand der gegenwärtigen Arbeit beschreiben und den Willen zur Weiterentwicklung dokumentieren. Eine Präambel betont die „Priorität der Gemeindearbeit und des weiter zu entwickelnden Gemeindeaufbaus“, unterstreicht das (finanzielle) Prinzip „Personen vor Sachen“ und hebt die „Wertschätzung des Erreichten“ als Basis der weiteren Entwicklung hervor. Sämtliche Papiere wurden einzeln abgestimmt, bei seltenen Korrekturvorschlägen und wenigen Enthaltungen wurden alle Konzepte einstimmig angenommen.

Die Berichte aus den Ausschüssen (vor allem Bau, Eine Welt, Finanzen) gipfelten im Bericht des Stellenplanungsausschusses, den dessen Vorsitzender Pastor Marten Lensch (Norddeich) mit Hilfe einer umfangreichen Powerpoint-Präsentation hielt. Er ließ die unterschiedlichen Modell-Entwürfe Revue passieren, die im Laufe zahlreicher Sitzungen erstellt und weiterentwickelt wurden. Dabei waren drei Planungsgrößen unstrittig: Ab 2013 solle die Verwaltung 70.000 Euro pro Jahr einsparen; die Gemeinden des Brookmerlands müssen ab 2016 auf 1,5% ihres Zuweisungsvolumens für „pauschale Dienste“ (Küster, Sekretärin u.ä.) verzichten, um den jetzt schon niedrigeren Zuweisungsschlüssel des Altkirchenkreises Norden zu übernehmen. Und schließlich müsse das Brookmerland aus demselben Grund bereits ab 2013 auf 0,75 Pfarrstellenanteile verzichten. Wie in allen Planungsrunden, ergab die Abstimmung über diese Sachverhalte auch im KKT bei allen Anwesenden Einstimmigkeit.

Strittig war allein die Frage, welche konkreten Gemeinden die Einsparung in welchem Umfang treffen würde. Der Stellenplanungsausschuss hatte im Oktober das „Modell IV“ favorisiert, der Kirchenkreisvorstand (KKV) Anfang November daraus ein einstimmig empfohlenes „Modell IV a“ modifiziert. Dieses von allen anderen Gemeinden mitgetragene Modell wurde allein von der größten Gemeinde Marienhafe (4.300 Gemeindeglieder) rundweg abgelehnt; es hätte bedeutet, dass alle vier „großen“ Gemeinden (Marienhafe, Osteel, Rechtsupweg, Leezdorf) je eine volle Pfarrstelle vor Ort behalten, Osteel (+ Leybucht) und Marienhafe I (+ Siegelsum) unter je einem Pfarramt verbunden würden und die Pastoren von Rechtsupweg und Leezdorf einen festen Gemeindebezirk in Marienhafe zugewiesen bekämen. Die Regionaldiakonin sollte ihre Querschnittsaufgaben zu zwei Dritteln im Brookmerland behalten und mit einem Drittel zur Unterstützung der Konfirmanden- und Jugendarbeit Großheide (zur Zeit 1,0 Pfarrstelle für 2.731 Gemeindeglieder) zugeordnet werden.

Um auch die mit Abstand größte Kirchengemeinde Marienhafe für eine Zustimmung zu gewinnen, entwickelten Ausschussvorsitzender Lensch und Superintendent Dr. Kirschstein kurz vor der KKT-Sitzung das neue „Modell V“, das vom KKV in seiner Sitzung am 23. November auch tatsächlich noch die einstimmige Empfehlung bekam. Diesem Modell hatten in zahlreichen Gesprächen sämtliche Hauptamtlichen des Brookmerlands zugestimmt. Damit schien „kurz vor Toresschluss“ doch noch eine einstimmige Beschlussfassung möglich.

Modell V sieht für Marienhafe 1,0 Pfarrstelle + 1,0 Diakonenstelle vor; die Regionaldiakonin wird also einer einzigen Gemeinde zugewiesen und übernimmt dort auch pfarramtliche Aufgaben. Osteel wird neu mit Leybucht verbunden (räumliche Nähe!), Rechtsupweg bleibt mit Siegelsum unter einem Pfarramt. In beiden Fällen müssen die Pfarrstellen auf ihren bisherigen 0,25-Anteil der Regionaldiakonin verzichten. Dies gilt auch für Leezdorf (1.365 Gemeindeglieder), dessen Pfarramt nun zusätzlich einen Gemeindebezirk in Großheide versorgen wird (8 km kürzere Entfernung als bisher nach Leybuchtpolder). Damit wird der bisherige Kirchenkreis auch gemeindlich mit dem Brookmerland verzahnt.

Gegen dieses Modell wurden aus dem Brookmerland auch in der KKT-Sitzung keine inhaltlichen Gründe vorgetragen. Allerdings kritisierten einzelne Delegierte die Kurzfristigkeit der Präsentation und waren aus formalen Gründen nicht zu einer Zustimmung bereit. Andere sahen die Vergleichbarkeit der Gemeindegrößen jetzt nicht mehr gegeben und votierten deshalb mit „Nein“. Trotz bleibender Divergenzen setzten sich Präsidiumsleitung und KKV-Vertreter massiv dafür ein, die Entscheidung auf gar keinen Fall zu vertagen. So kam es nach hartem Ringen zur Abstimmung: Aus dem Brookmerland votierten 5 Abgeordnete für das „Modell V“, 2 enthielten sich, 2 stimmten dagegen. Der KKT Norden stimmte mit überwältigender Mehrheit bei nur 4 Enthaltungen und 3 Gegenstimmen ebenfalls zu.

Aufgabe aller Verantwortlichen im Brookmerland wird es nun sein, im ersten Quartal 2012 die Bedeutung dieses Beschlusses für die kirchliche Entwicklung und Zusammenarbeit in der Region zu konkretisieren. Darauf wies Superintendent Dr. Helmut Kirschstein auch in seinem Ephoralbericht hin, in dem er abschließend die Entwicklungen des „konfliktreichen, aber auch erfolgreichen“ Jahres 2011 vor Augen führte. Als Schwerpunkte benannte er u.a. die rasche Neubesetzung dreier Pfarrstellen, die Durchführung dreier Visitationen, mehrfache Besuche im Brookmerland, die Fortschritte beim Aufbau der Dokumentationsstätte Tidofeld und den Ausbau der Uganda-Partnerschaft. Insbesondere betonte er den Zusammenhang von lebendiger Ortsgemeinde und globaler Verantwortung: Ohne das Engagement für weltweite Menschenwürde und Gerechtigkeit laufe die kirchenpolitische Konzentration auf die Ortsgemeinde Gefahr, „kleinkariert und provinziell“ zu werden. Die gemeinsame Devise müsse lauten: „Mit aller Kraft für die eigene Gemeinde, damit die Kräfte in die weite Welt hinausreichen! Und umgekehrt: Mit voller Verantwortung für die eine Welt, damit die Ortsgemeinde den weiten Horizont behält!“