"Ohne Ostfriesen wäre vieles nicht möglich gewesen"

Norden, 11. Dezember 2011

175 Jahre GOSSNER MISSION - Festgottesdienst und Buch-Vorstellung in Ludgeri

Ihren 175. Gründungstag beging die Berliner Gossner Mission am Sonntag mit Gottesdienst und Buchvorstellung in der Ludgeri-Kirche Norden. Warum gerade hier? Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr fand eine treffende und zugleich charmante Erklärung: „Die Gossner Mission hat in den 175 Jahren ihres Bestehens Großes geleistet – aber ohne die Ostfriesen wäre das nicht möglich gewesen.“

In der Tat ist die Verbindung zwischen der Gossner Mission und Ostfriesland so alt wie das Werk selbst. Denn es war ein Ostfriese, ein Sattlermeister aus Leer, der 1836 sechs  Handwerker zum Berliner Pfarrer Johannes Evangelista Goßner schickte. Und diese sechs wiederum, die als Handwerker bei keiner anderen Missionsgesellschaft Aufnahme gefunden hatten, gehörten auch zu den ersten, die vom alten Goßner in die Mission entsandt wurden. Die Gossner Mission war geboren.

So war es nicht weiter verwunderlich, dass Gossner Mission und der Norder Superintendent Dr. Helmut Kirschstein gemeinsam beschlossen hatten, den Gründungstag des Werkes, den 12. Dezember, in Ostfriesland zu begehen und hier in Norden – als letzten Höhepunkt des Jubiläumsjahres – das Jubiläumsbuch vorzustellen. „Herzenssache Mission. 175 Jahre Missionsgeschichte – Die Gossner Mission in Porträts“: So lautet der Titel des Buches, das mit 35 Lebensbildern aus 175 Gossner-Jahren, geschrieben wiederum von zahlreichen Gossner-Freunden aus dem In- und Ausland, ein sehr lebendiges Bild der Arbeit des kleinen Werkes entwirft. Herausgeber des Bandes sind  Direktor Dr. Ulrich Schöntube sowie die frühere Landessuperintendentin Oda-Gebbine Holze-Stäblein, die ebenso wie ihr Nachfolger Dr. Klahr und Superintendent Dr. Kirschstein im Kuratorium, dem ehrenamtlichen Leitungsgremium, der Gossner Mission vertreten ist.

„Der Titel des Buches ist in der heutigen Zeit sicherlich auch ein bisschen Provokation“, lächelte Dr. Klahr; von Ökumenereferent Rainer Kiefer, der die Buchvorstellung moderierte – übrigens auch er ein Gossner-Kurator – danach befragt. „Aber für die Menschen, deren Lebensbild hier gezeichnet wird, ist Mission tatsächlich Herzenssache. Für andere ist sie das nicht, aber dieses Buch könnte dazu beitragen, auch diesen ein wenig Begeisterung zu schenken.“ So sei dieses Buch letztlich auch typisch für die Gossner Mission, die sich seit 175 Jahren an der Seite der Armen und Schwachen engagiere und viele Menschen für ihre Arbeit begeistere – und dies stets „mit Herz und Hand.“

Zu dem Buch befragt wurde auch der Direktor Schöntube, der die Gelegenheit nutzte, sich bei den Autorinnen und Autoren zu bedanken. Zu diesen gehört u.a Hillard Delbanco, von 1967 bis ´74 Pastor in der Ludgeri-Gemeinde Norden, der in seinem Beitrag den früheren Großefehner Superintendenten und begeisterten Gossner-Freund Heinrich Frerichs porträtiert. Aus Ostfriesland stammte auch der 2001 verstorbene Gossner-Direktor Martin Seeberg, der zuvor Pfarrer in Arle war. Seine Witwe Mechthild Seeberg war gern aus Darmstadt zur Buchvorstellung gekommen. Eigens angereist war auch Autorin Helga Ottow, deren Familie aus Norden stammt und die einige Passagen aus ihrem mitreißenden Beitrag über Missionarsgattin Auguste Letz vorlas.

Zuvor im Gottesdienst hatte - unter einfühlsamer Mitwirkung der Ludgeri Gospel Singers, die u.a. Gospels aus dem südlichen Afrika beitrugen - ein weiterer „Gossner-Begeisterter“, Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, an die Geschichte der Gossner Mission erinnert und die „segensreiche Beziehung zwischen Berlin und Ostfriesland“ in kurzen Zügen dargestellt. Nicht nur die anfänglichen Schwierigkeiten im Hauptarbeitsfeld Indien fanden Erwähnung, sondern auch die Bemühungen der Gossner Mission im eigenen Land, wie etwa die berühmte „Wohnwagenarbeit“ im zerstörten Oderbruch nach dem Zweiten Weltkrieg oder die Arbeit des großen Gossner-Mannes Horst Symanowski, der in Deutschland für eine Kirche an der Seite der Schwachen kämpfte. Kirschstein führte aus, dass die Welt gerade heute „christliche Mission bitter nötig hat“ und kam zu dem Schluss: „Gossner Mission ist Mission, wie sie sein sollte!“

Schöntube bedankte sich später im Namen der Gossner Mission bei ihm, dem Kirchenkreis Norden und dem Sprengel Ostfriesland dafür, den Jubiläumsabschluss in Norden begehen zu dürfen: „Das ist uns eine ganz besondere Ehre.“