Zuerst der Gottesdienst - dann die Stellenplanung

Nesse, 17. Juni 2011

Impuls zum Thema "Qualität im Gottesdienst" orientiert den Kirchenkreistag

Bevor es um Finanzen und Stellenplanung ging, widmete sich der Norder Frühjahrs-Kirchenkreistag (KKT) dem zentralen Thema "Gottesdienst" - eine symbolische Schwerpunktsetzung! Rund 50 Delegierte folgten dem spannenden Referat von Christian Binder, Mitarbeiter im EKD-Zentrum für Qualitätsentwicklung im Gottesdienst (Michaeliskloster Hildesheim).

Der Referent setzte sich zunächst mit kritischen Anfragen an gottesdienstliche Qualitäts-Kriterien auseinander: Lässt sich überhaupt festhalten, was einen "guten" Gottesdienst ausmacht? Tatsächlich vermied Christian Binder es weitgehend, konkrete Kriterien zu benennen. Stattdessen stellte er eine ganze Reihe unterschiedlicher "Dimensionen" auf, in denen sich Gottesdienste bewegen und deuten lassen: von theologischen bis hin zu kulturellen Perspektiven. Je umfassender solche Perspektiven wahrgenommen werden, desto anspruchsvoller wird das gottesdienstliche Geschehen gestaltet.

Seine Ausführungen mündeten in den Appell zur wechselseitigen gottesdienstlichen Visitation, beispielsweise durch kleine Teams aus Theologen und Ehrenamtlichen. Es ginge darum, eine tragfähige Feedback-Kultur aufzubauen, um handwerkliche Fehler abzustellen. Wichtig sei bei aller Kritik eine grundsätzlich wertschätzende Haltung, die immer von den positiv wahrgenommenen Elementen im Gottesdienst ausgeht, um darauf weiterzubauen.

Besonderes Interesse weckte der Referent, als er abschließend drei Aspekte der Haltung von Gottesdienstbesuchern skizzierte: Welche Grunderwartungen müssen erfüllt werden, um den Gottesdienstbesucher zumindest nicht zu verärgern? Welche Leistungsanforderungen muss der Gottesdienst erbringen, damit der Gottesdienstbesucher darüber hinaus zufrieden ist? Und welcher Begeisterungsfaktoren bedarf ein Gottesdienst, um über das Erwartbare hinaus für positive (und zu weiterer Beteiligung motivierende) Überraschung zu sorgen? Im Kleingruppengespräch zeigte sich schnell die Brisanz dieser Fragestellung, die alle Delegierten sicherlich auch weiter beschäftigen wird.

Im zweiten Hauptteil der Delegiertenversammlung stellte Kirchenkreisamtsleiter Martin Nörder zunächst den Haushaltsplan 2011 und 2012 vor - er wurde ohne große Aussprache einstimmig angenommen. Entsprechend verfuhr das Parlament des Kirchenkreises mit den Jahresrechnungen für 2007/2008 und erteilte einstimmig die Entlastung.

Der neue Vorsitzende des Stellenplanungs-Ausschusses, Pastor Marten Lensch (Norddeich), stellte sodann den Stand der Stellenplanung vor, die bis zum Herbst-KKT Ende November / Anfang Dezember definitiv für den Zeitraum 2013 - 2016 vorliegen muss. Er skizzierte die bisherigen Überlegungen, die auf Einsparungen in der Verwaltung (ca. 70.000 Euro), im Umfang einer kompletten Pfarrstelle im Brookmerland (ca. 80.000 Euro für die ab 1.1.2013 zum KK Norden gehörenden Gemeinden) und einen Pro-Kopf-Beitrag aller Kirchengemeinden im Alt-Kirchenkreis Norden hinauslaufen könnten (wobei von letzterer Maßnahme jene Gemeinden verschont blieben, die sich schon bisher einer Eigenfinanzierung der eigenen Pfarrstelle geöffnet haben). Alternativ wird eine entsprechende Einsparung im Bereich der "technischen Pauschale" diskutiert. Insgesamt müssen bis zum Jahr 2016 ca. 205.000 Euro jährlich eingespart werden.

Superintendent Dr. Helmut Kirschstein appellierte an alle Anwesenden, gerne auch alternative Konzepte einzubringen. Allen an der Planung Beteiligten liege Transparenz und Fairness am Herzen. Wenn irgend mögliche, solle der Kirchenkreis am Ende des Planungsprozesses zu einer einmütigen Entscheidung gelangen. Die bisherigen Planungsrunden seit 2002 machten Mut dazu, auf einen solchen Konsens zu hoffen.