"Atheismus kann jeder" - Christsein ist ein Geschenk!

Baltrum, 08. August 2016

Gemeinde, Tourismus und Gesellschaft: Visitation der Inselgemeinde Baltrum

Kompakte drei Tage Besuchsprogramm: Von Sonnabend bis Montag visitierte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein die Inselkirchengemeinde Baltrum - mit 15 Terminen ein besonders intensives Unterfangen! Der Fokus lag auf zahlreichen Gesprächen mit kirchlichen "Bündnispartnern" und gesellschaftlichen Institutionen. Nicht nur die kleine Ortskirchengemeinde, auch die Verantwortung für tausende von Übernachtungsgästen nahm breiten Raum ein. Im Mittelpunkt stand der Visitationsgottesdienst, der von der langjährigen Gästekantorin Ursula Mittring und der "Gästekantorei" abwechslungsreich gestaltet wurde.

Das immer noch "neue" Pastorenehepaar Anna Henken und Johannes Heiber - erst seit Februar auf der Insel - teilte sich die gottesdienstlichen Aufgaben: Pastor Heiber hatte die Liturgie übernommen, Pastorin Henken die Predigt. Darin setzte sie blitzlichtartig Trends der gesellschaftlichen Leistungs-Orientierung in Szene: von der US-amerikanischen Fernsehserie "Gilmore Girls" über den beruflichen Zwang zur Selbstdarstellung bis zu den Versagensängsten erfolgreicher Manager. Da täte eine Korrektur aus christlichem Geist heraus gut! Offenbar prägt doch das christliche Menschenbild unseren Umgang mit den Flüchtlingen, und die ungeahnte Hilfsbereitschaft verdankt sich christlichen Wurzeln. Umso erstaunlicher, dass diese Wurzeln eher verschämt versteckt werden und man sich in der Öffentlichkeit lieber auf eine Art "Weltethos" zurückzieht. Aber der Appell des Dalai Lama geht an der Realität vorbei: Ethik ohne Religion gibt es nicht, denn die moralischen Qualitäten des Menschen bleiben höchst fragwürdig. Wann immer es uns gelingt, wirklich Gutes zu tun, ist das ein Geschenk. Unser Glaube verdankt sich der Gnade des liebevollen Gottes, unser Leben und unser Tun ebenso. Ob wir als Christen dazu stehen - diese Frage stellte die Pastorin in den Raum. Manch einer traut sich was: Letzte Woche sei ihr ein Mann im blauen T-Shirt begegnet, "Atheismus kann jeder", stand auf dem Rücken - aber vorne war zu lesen: "Ich bin Christ"...

Gästeführer Hansjürgen Barow hatte dem Superintendenten und einer Gruppe kirchlicher Mitarbeiter interessante Einblicke in Historie und Gegenwart der Insel Baltrum vermittelt.  Besuche im BK-Heim (Rheinische Landeskirche) und im EC-Gästehaus "Sonnenhütte" nahmen die Vernetzung mit kirchlichen Partnern wahr, Begegnungen in der Inselschule bestärkten das gute Miteinander, und selbstverständlich durfte auch das Gespräch mit dem Vorstand des Förderkreises zum Erhalt der Baltrumer Pfarrstelle, mit dem gegenwärtigen Urlauber-Seelsorger (Prof. Dr. Hübner, Bad Boll) und mit Bürgermeister Berthold Tuitjer nicht fehlen.

Durch den Wechsel im Pfarramt war die Visitation um ein Jahr verschoben worden. In der Kirchenvorstandssitzung ging es um eine Bestandsaufnahme und erste Weichenstellungen zur Fortführung der lebendigen kirchlichen Arbeit auf Baltrum - im Schnittfeld von Ortsgemeinde, "Kirche im Tourismus" und Gesellschaft.