Erstaunliche Harmonie: Musik und Ehrenamt gestärkt

Norden, 02. Dezember 2016

KKT beschließt Grundstandards, Haushaltsplan und Finanzsatzung einstimmig

Mit kaum erwarteter Einstimmigkeit nahmen die Delegierten des Norder Kirchenkreistags (KKT) bei ihrer Winter-Synode im Gemeindehaus der Norder Ludgerigemeinde zahlreiche Beschlussvorschläge an. Offenbar waren diese Vorschläge gut vorbereitet worden - vom Stellenplanungs- und Finanzausschuss wie auch von der Verwaltung und vom Kirchenkreisvorstand (KKV). Dabei ging es insbesondere um die Stärkung der Musik und des Ehrenamts. Nachdem bereits Ende letzten Jahres sieben Konzept-Papiere zu den landeskirchlichen „Grundstandards“ verabschiedet worden waren, folgten jetzt ohne jede Gegenstimme die Grundstandards „Kirchenmusik“ und „Ehrenamt“.

Für die Kirchenmusik stellten das Ludgeri-Kantoren-Ehepaar Agnes Luchterhandt und Thiemo Janssen die grundlegenden Erweiterungen vor, ergänzt durch ihren Norderneyer Kollegen Marc Waskowiak. Bisher war das Kirchenkreiskantorat auf den ca. 40%igen Part des stellenteilenden Ehepaars reduziert, nun wird Thiemo Janssen neben seiner Ehefrau zum Kirchenkreiskantor erklärt und erhält die entsprechende Zulage. So entsteht ein 100%iges „klassisches“ Kirchenkreiskantorat, das mit der Ausbildung an der Orgel, der Durchführung von Chortreffen und Gemeinde-übergreifenden Aktivitäten auch eine jährliche Konferenz aller Chorleitungen und Musikverantwortlichen organisiert und eine neue Orgelkonzertreihe für Marienhafe und Osteel auf den Weg bringen möchte. Zusätzlich wird ein Kirchenkreiskantorat für Popularmusik eingerichtet. „Das ist völlig neu“, freut sich Marc Waskowiak, der diese Aufgabe übernimmt. Beabsichtigt sind etwa vierteljährliche Workshops für Gospelchöre und Kirchenbands, selbst an Jazzmusik ist gedacht, wobei je nach Absprache mit den Musikern vor Ort solche Einstudierungen auch für anschließende Konzerte oder Gottesdienste genutzt werden können. Ein Schwerpunkt könnte auch auf Kinder-Musicals gelegt werden, selbst die gemeinsame Erarbeitung einer Kirchenkreis-CD erscheint am Planungs-Horizont.

Ebenso erfreut namen die Delegierten das vorgelegte Papier zum Grundstandard „Ehrenamt“ zur Kenntnis. Damit wird die Wertschätzung ehrenamtlichen Engagements – sogar über das von der Landeskirche Erwartete hinaus – festgeschrieben. Die vorgesehehenen, über die Homepage des Kirchenkreises herunterzuladenden Formulare (Zuschuss-Anträge etc.) müssen allerdings erst noch erarbeitet und eingestellt werden. Ab sofort gilt aber schon die Bezuschussung von Einzelfortbildungen mit bis zu 150 Euro, bei größeren Fortbildungsveranstaltungen werden Ehrenamtlichen zwei Drittel der Kosten erstattet, das letzte Drittel kann bei der eigenen Gemeinde beantragt werden.

In seinem Ephoralbericht legte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein seinen persönlichen Rechenschaftsbericht – auch als Vorsitzender des Kirchenkreisvorstands (KKV) – vor. Er zeigte sich zufrieden mit den Entwicklungen des Jahres 2016: Erstmals seit langem habe man verstärkt „inhaltlich“ wirken können. Die Neuregelungen im Bereich Kirchenmusik etwa hätten über ein Jahr Vorbereitung gebraucht, um aus kontroversen Perspektiven eine tragfähige Gemeinsamkeit zu erarbeiten. Der Superintendent erinnerte auch an die dreiteilige Vortragsreihe zum Thema „Der Islam und wir“, die er im Frühjahr organisiert hatte, und an den durchaus nicht unumstrittenen Auftritt einer engagierten Muslima vor dem Sommer-KKT: „Das war so oder so ein historisches Ereignis.“ Auch der Vorbereitung des Jubiläumsjahrs „500 Jahre Reformation“ habe man sich intensiv widmen können, besonders „schön“ sei zum Auftakt die fünftägige Konventsfahrt nach Wittenberg und zu weiteren Reformationsstätten gewesen. Zur Vernetzung über den Kirchenkreis hinaus erinnerte Kirschstein an den intensiven Besuch einer ugandischen Delegation, die in sechs Gemeinden des Kirchenkreises mit Gottesdiensten, Vorträgen und Veranstaltungen präsent war. Seine Neuwahl zum Stellvertetenden Vorsitzenden der Gossner Mission (Berlin) mit dem Schwerpunkt auf der Uganda-Partnerschaft sei auch für die Arbeit im Kirchenkreis relevant.

Zu den „kleineren finanziellen Lösungen“, über die sich Dr. Kirschstein freute, gehörten Verbesserungen in der Gemeinde-Ausstattung für den Fall von Vakanzen, krankheits- oder bildungsbedingter Abwesenheit des Pastors: Das betroffene Gemeindesekretariat bekommt in solchen Fällen jetzt drei zusätzliche Wochenstunden bezahlt, um die Organisation vor Ort besser bewältigen zu können. Breiten Raum in der Arbeit des Superintendenten nahmen wieder die Visitationen ein: Nach dem Abschluss in Arle besuchte er 2016 die Gemeinden Hage, Baltrum und Rechtsupweg mit Siegelsum. Insgesamt zog er ein erfreuliches Fazit im Blick auf das „lebendig entwickelte Gemeindeleben“.

Trotz voll besetzter Pfarrämter und der Einführung eines weiteren Prädikanten und eines weiteren Lektoren zeichneten sich Veränderungen ab, die insbesondere die Pfarrämter Osteel/Leybucht, Leezdorf und Dornum/Resterhafe beträfen. Unstrittig die ersten beiden Fälle: In der Nachfolge der scheidenden Pastorin Annette Lehmann befürwortete der KKV für Osteel und Leybucht wieder eine 1,0 Pfarrstelle, und durch die Ergänzung der Leezdorfer Pfarrstelle über den Religionsunterricht sei auch diese Pfarrstelle zu 100% gesichert. Bedauerlicher Weise müsse aber die Pfarrstelle Dornum/Resterhafe (mit jetzt weniger als 1.300 Gemeindegliedern) auf eine Dreiviertel Pfarrstelle reduziert werden, sofern das dritte Viertel überhaupt weiter nach dem „Norder Modell“ co-finanziert wird.

Hieran knüpften die Diskussionen zu den anstehenden Stellenveränderungen an. Durchaus kontrovers erörterten die Delegierten, ob die einschneidende Stellenreduzierung für Dornum/Resterhafe tatsächlich schon jetzt erfolgen müsse, oder nicht bis 2022 warten könne, wie zunächst vorgesehen. Die Argumente der Befürworter einer sofortigen Lösung wogen aber offensichtlich schwerer: Ohne Gegenstimme, wenn auch mit 11 Enthaltungen entschied sich der KKT schließlich für die vorgelegten Planungen. Dadurch wurde der Weg frei, um auch die Finanzplanung für 2017/18 zu beschließen. Eindeutiger ging es kaum: Bei einer einzigen Enthaltung stimmten alle Delegierten für die Vorlage.

Schon zu Beginn der Sitzung war die erstaunliche Harmonie aufgefallen: Durch das Ausscheiden von Pastorin Annette Lehmann als Vertreterin des Brookmerlands hätte eigentlich einer der drei verbliebenen Pastoren dieser Region nachgewählt werden müssen. Vorab hatten sich aber die Regionen „Brookmerland“ und „Land“ auf eine gemeinsame Kandidatin geeinigt, mit der die bisherige regionale Zusammensetzung einvernehmlich durchbrochen wurde: Pastorin Hilke Osterwald aus Arle („Region Land“) wurde einmütig vorgeschlagen – und erhielt bei zwei Enthaltungen 55 Ja-Stimmen.

Auch die Berichte der Aussschüsse wurden allenthalben mit Beifall bedacht. Wie hatte es Superintendent Dr. Kirschstein in seinem Ephoralbericht gesagt: „Es ist eine Freude, in diesem Kirchenkreis zu arbeiten.“ Offensichtlich sahen das viele Delegierte ebenso.

FOTO: Bodo Kiefer (OZ) - Veröffentlichung mit herzlichem Dank!