Integrative Leistung der Kirche gewürdigt

Norden-Tidofeld, 05. Dezember 2016

Katholischer Bischof Bode besucht erstmals die Dokumentationsstätte Tidofeld

Zweimal hatte Bischof Franz-Josef Bode seinen Besuch verschieben müssen – nun war es endlich so weit: Das Oberhaupt des römisch-katholischen Bistums Osnabrück besuchte die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld. Begleitet von Dr. Hermann Queckenstedt, Leiter des katholischen Diözesan-Museums in Osnabrück und Mitglied im Vereins-Vorstand, Dekanatsreferentin Brigitte Hesse aus Aurich und dem katholischen Pfarrer Bernd Heuermann aus Norden, nahm sich der Bischof einen ganzen Vormittag Zeit, um sich von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein, dem Wissenschaftlichen Leiter Prof. Bernhard Parisius und Geschäftsführerin Anna Jakobs in die Ausstellung einführen zu lassen.

Zunächst entwickelten die Gastgeber den Hintergrund des Projekts, das 2005 begonnen wurde, 2009 in die Vereinsgründung mündete und schließlich im November 2013 zur Eröffnung der in Deutschland einzigartigen Dokumentationsstätte führte. Zu den zahlreichen Geldgebern der für 410.000 Euro grund-sanierten und mit technischem Equipment versehenen Gnadenkirche gehörte seinerzeit auch die katholische Kirche. Von Anfang an ist das Bistum – vertreten durch die katholische Norder Ludgerusgemeinde – als Vereinsmitglied beteiligt.

Franz-Josef Bode zeigte sich äußerst interessiert und aufgeschlossen. Nach eigenem Bekunden hätte der Bischof eine derart vielfältige, auch auf die Gegenwartsfragen von Flucht, Vertreibung und Integration ausgerichtete Ausstellung nicht erwartet. Er sei beeindruckt von der historischen Aufarbeitung wie von der gesellschaftlichen Aktualität. Intensiv vertiefte sich Franz-Josef Bode in die Zeitzeugen-Interviews, mit denen die integrative Leistung der katholischen Kirche nach dem 2. Weltkrieg dokumentiert wird. Dass die Kirche den entwurzelten Menschen Halt und neue Heimat bot, zeigt sich hier im persönlichen Lebensschicksal. Aber auch einen Kurzfilm von 1953, in dem der junge Horst Tappert die Hauptrolle bei der Führung durch die evangelische Vertriebenensiedlung Espelkamp spielt, verfolgte der Bischof in voller Länge.

Schließlich nahmen die Gäste noch eine Slide-Show wahr, die in historischen Fotografien durch das Lager Tidofeld, seine kirchliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung führt. Bischof Bode wie auch Pfarrer Heuermann bedauerten, dass es bisher zu keinen intensiveren Kontakten mit der katholischen Gemeinde vor Ort gekommen sei. Denn neben den Flüchtlingen und Vertriebenen der Nachkriegszeit seien auch zahlreiche vietnamesische „Boat-People“ Mitglied der Ludgerusgemeinde. In Zukunft wolle man Gruppen und Kreise verstärkt nach Tidofeld einladen – auch im Dekanat, wie Brigitte Hesse bekräftigte, und bis in den Osnabrücker Raum hinein. Auch Möglichkeiten zur Erweiterung der finanziellen Unterstützung wurden erörtert. Mit einem gemeinsamen Mittagessen und intensiven Gesprächen zur Ökumene endete das wegweisende Treffen, über dessen wertschätzende Atmosphäre sich beide Seiten zufrieden zeigten.