Reformationszeit - damals und heute

Wittenberg u.a. / Norden, 30. April 2016

Kirchenkreiskonvent auf den Spuren der Reformation in Wittenberg

Spannende Entdeckungen „auf den Spuren der Reformation“: Unter der Leitung von Superintendent Dr. Helmut Kirschstein begab sich der Kirchenkreiskonvent 5 Tage lang auf Entdeckungstour durch Mitteldeutschland. 20 Pastorinnen und Pastoren, eine Diakonin, zwei Lektoren und – erstmals! – auch drei BuFDis (Bundesfreiwilligen-Dienstler) besuchten gemeinsam Magdeburg, Wittenberg, Eisleben, Mansfeld und Halle. Dabei begegneten die Norder nicht nur der beeindruckenden Vergangenheit, sondern auch den aktuellen Herausforderungen der Evangelischen Kirche in Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Stadtführungen in Magdeburg, Wittenberg, Halle und Mansfeld bildeten ein informatives Grundgerüst. Neben Luthers Geburts-, Eltern- und Sterbehaus gab es die Gelegenheit zum Besuch des ehemaligen Augustinerklosters, Luthers langjährigem Wohnsitz und Ort der weltweit größten Reformationsausstellung überhaupt. Auch das neu hergerichtete Melanchthon-Haus, Wohn- und Wirkungsstätte des zweiten großen Wittenberger Reformators, konnte besucht werden. Ein weiterer Höhepunkt: die Ausstellung zu Leben und Schaffen der berühmtesten reformatorischen Künstler, Lukas Cranach d.Ä. und d.J. Unvergesslich dürfte ihr zentrales Reformations-Gemälde bleiben, das den Altar in der „Mutterkirche der Reformation“ – der Stadtkirche St. Marien – schmückt.

Voller Überraschungen war auch der Besuch in Luthers ehemaliger Taufkirche: Projekt-Pastorin Simone Carstens-Kant gab eine überzeugende Einführung in das Konzept des heutigen „Zentrums Taufe“, das die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland in dem faszinierend renovierten Gebäude betreibt. Weitere Einblicke in die kirchliche Situation der Gegenwart gehörten zu den Höhepunkten der Konvents-Fahrt: Andreas Berger, Superintendent in Eisleben, stellte die strukturellen Entwicklungen und personellen Planungen in seinem Kirchenkreis vor, der in den kommenden 10 Jahren wahrscheinlich einen weiteren Schwund von 30 % (!) Kirchenmitgliedern bewältigen muss. Dass diese Entwicklung mit den kulturpolitischen Weichenstellungen in der damaligen DDR zu tun hat, aber auch Fehler beim Übergang in die bundesdeutsche Wirklichkeit zu beklagen sind, machte Dr. Gabriele Metzner deutlich, die als Referentin des Predigerseminars Wittenberg ihre biographischen Erfahrungen mit kirchenhistorischen Beobachtungen verband. Die Norder waren sich einig: Niemand möchte mit den mitteldeutschen Brüdern und Schwestern tauschen. Umso mehr verdienen die Anstrengungen der vergleichsweise wenigen Christen in Mitteldeutschland höchsten Respekt!

Ein schöner und durchaus erwünschter Nebeneffekt des Konvents: Das Programm ließ genügend Zeit für intensive Gespräche im Kollegenkreis und unter vier Augen. So gehen Geistliche und Mitarbeitende neu motiviert in die gemeinsame Gestaltung des Reformations-Jubiläums 2017 im Kirchenkreis Norden.