Im besten Sinne volksnah: Merkzeichen des Glaubens

Berumerfehn, 15. Dezember 2016

Landessuperintendent entwickelt Luthers Theologie „im Zeichen der Rose“

„Es gibt keinen Kirchenkreis, der ein so geschlossenes Programm zum Reformationsjubiläum vorgelegt hat“, lobte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr die Norder Aktivitäten zu Beginn seines Vortrags im Rahmen der Veranstaltungsreihe „500 Jahre Reformation“. Vor gut 30 Personen aus verschiedenen Gemeinden des Kirchenkreises erklärte der leitende Geistliche Luthers Theologie anhand seines Wappens: „Im Zeichen der Rose“. Dazu hielt es den Landessuperintendenten nicht am Pult: Immer wieder ging er auf die Gäste zu, fragte nach, motivierte zu eigenen Überlegungen und entwickelte seine Gedanken im Dialog.

Der Abend im adventlich gestalteten Gemeindehaus Berumerfehn hatte mit einer Überraschung begonnen: Das Gesangsduo „Stefan und Simone“ („eine Zusammenarbeit von Nesse und Berumerfehn“, wie Ortspastor Achtermann in seiner launigen Begrüßung betonte) eröffnete die Veranstaltung mit einem plattdeutschen Winterlied, professionell zum Playback vorgetragen. Damit waren populäre Klänge angeschlagen, die erst gar keinen „trockenen“ Vortrag erwarten ließen. Das musikalische Rahmenprogramm – bis hin zum Weihnachtsklassiker „Stille Nacht“ und einer deutschen Fassung des „Little Drummer Boy“ – wirkte im besten Sinne „volksnah“.

Entsprechend umgänglich gab sich Landessuperintendent Dr. Klahr als „großer Fan von Martin Luther“ zu erkennen. Der große Reformator habe sein berühmtes Wappen schon im Jahr 1516 selbst geschaffen: schwarzes Kreuz auf rotem Herz im Zentrum einer weißen Rose, umgeben von der Schrift „vivit“ auf blauem Grund, wiederum umschlossen von einem goldenen Ring. Bei der Frage nach eventuellen Familien-Wappen der Anwesenden wurde der Referent tatsächlich fündig, und auch sein Impuls, wie wohl ein selbst gestaltetes Wappen der Gäste aussehen könnte, stieß auf phantasievolle Antworten.

Auch Martin Luther war den Menschen nahe: Verbunden mit dem Gedanken der „Menschwerdung“ Gottes und dem Leiden des Erlösers, habe der Reformator das Menschsein besonders ernstgenommen. Die berühmte „Luther-Rose“ stelle Jesus Christus ins Zentrum: Sein Leiden (das schwarze Kreuz) und seine tiefe Menschlichkeit (das rote Herz als Symbol der Liebe) seien ebenso „für uns“ geschehen, wie seine Auferstehung (die fünf-blättrige weiße Rose, die auch an die fünf Wunden Christi am Kreuz erinnere). Wie wichtig es sei, dass der Erlöser nicht im Tod geblieben ist, unterstreiche Luther noch einmal durch die lateinische Umschrift „vivit“: „Er lebt!“

Schon in den allerersten evangelischen Bibelausgaben ist dieses Wappen Martin Luthers zu finden. Und als der mit dem Tode bedrohte Reformator 1530 daran gehindert war, an den Religions-Verhandlungen in Augsburg teilzunehmen, schenkte ihm sein Kurfürst „zum Trost“ einen Siegelring, der eben dieses Wappen enthielt. Fortan war Luther in der Lage, seine Korrespondenz damit zu siegeln.

Die Stärke Luthers habe darin bestanden, nicht nur vergeistigt zu denken: „Luther wusste um die Kraft der Bilder“, so der Landessuperintendent. Diese Einsicht führte Dr. Klahr zum Plädoyer für mehr fromme Anschaulichkeit im alltäglichen Leben: Ob der eingerahmte Konfirmationsspruch an der Wand, oder Dürers „betende Hände“ über dem Bett: „Wir brauchen Merkzeichen des Glaubens!“ In diesem Sinne gab der Regionalbischof jedem der Anwesenden eine Bildkarte der Luther-Rose mit nach Hause. Luthers Theologie in wenigen Strichen – im besten Sinne „volksnah“.