3.000 Pfeifen begeistern Grundschulkinder

Norden, 07. November 2016

"Orgelentdeckertag": Stribny und Luchterhandt stellen Kirche und Orgel vor

Wie viele Pfeifen hat die Orgel? Die Kinder schätzen. Erst wird die Zahl 30 genannt, dann 50, 100, 200, schließlich 500. Doch noch immer ist Kirchenkreiskantorin Agnes Luchterhandt nicht zufrieden: „Es sind mehr als 3000 Stück.“ Die Mädchen und Jungen der Klasse 4b der Grundschule Süderneuland sind beeindruckt. Auch wenn das Musikinstrument in der Ludgerikirche Norden wirklich groß ist – so viele Pfeifen hat der Arp-Schnitger-Orgel keiner zugetraut.

Überraschungen erlebten am Donnerstag gleich mehrere Norder Klassen während des „Orgelentdeckertages für Grundschulen“. Im Gebiet der gesamten evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers boten Kirchenmusiker Orgelführungen, Kinderkonzerte, Musikandachten und verschiedene Aktionen an. Im Sprengel Ostfriesland-Ems gab es allerdings nur zwei derartige Aktionen - eine davon eben in der Norder Hauptkirche. Hier stellten Kirchenpädagogin Meta Strybny und Kirchenkreiskantorin Agnes Luchterhandt den Kindern die Kirche und ganz besonders die Orgel vor.

Meta Strybny will von den Kindern wissen, wie alt die Kirche wohl ist. Viele Hände schießen nach oben. Hier gibt es Überraschung Nummer eins für die Kirchenexpertin Meta Strybny. Denn eines der Mädchen schätzt das Alter der Kirche auf 750 Jahre. Fast richtig gerechnet.„Vor fast 800 Jahren ist das Langschiff erbaut worden.“ Was in der Kirche Langschiff genannt wird, wissen die Mädchen und Jungen der 4b nach dem Orgelentdeckertag genau. Unruhe entsteht, als Meta Strybny den Kindern erklärt, warum die Bänke Türen haben und was die Menschen früher gemacht haben, um während des Gottesdienstes nicht zu frieren: Sie stellten Stövchen vor sich. In ihnen erhitzten sie Steine, die Glut wärmte die Füße. Die Kinder sind erschrocken: „Glut wärmte die Füße?“ Klassenlehrerin Stefanie Harms beruhigt die Mädchen und Jungen. Kurz stellt Meta Strybny dann Julian, Sofia, Lena, Flynn, Judith und den anderen die Kanzel und den Chorumgang vor. Immer wieder geht der Blick nach oben zur Arp-Schnitger-Orgel. Von einem Punkt hinten im Chorumgang, weiß Meta Strybny, kann man wunderbar zu ihr gucken und sie hören. Doch die Mädchen und Jungen wollen noch viel mehr wissen: „Was ist das Wertvollste in dieser Kirche?“, fragt einer der Jungen. „Das ist wohl die Orgel“, sagt Meta Strybny. „Was hat sie gekostet?“ Um den Wert zu verdeutlichen, macht Agnes Luchterhandt deutlich: „Der Wert entspricht etwa 70 Häusern.“ Die Kinder sind überrascht. Das hatten sie nicht erwartet.

Um deutlich zu machen, wie welche Orgelpfeife klingt, verteilt Agnes Luchterhandt verschieden große Pfeifen. Die Kinder dürfen reinpfeifen – und tun es mit Begeisterung. So wird jeder und jedem deutlich, dass die großen Pfeifen tief und die kleinen hoch klingen. Und sie erfahren noch mehr:Dass die Arp-Schnitger-Orgel nach ihrem Erbauer Arp Schnitger benannt ist, dass es einst viele dieser Orgeln in Hamburg gegeben hat, doch diese wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört – und dass vor allem im Ersten Weltkrieg aus den Pfeifen Kanonen gefertigt wurden.

Dann geht es hoch – hoch zum riesengroßen Musikinstrument. Die Kinder sind überrascht, wie viele Treppenstufen sie erst einmal gehen müssen. Als sie schließlich oben sind, verteilen sie sich an beiden Seiten des Spieltisches. „Das sieht aus wie eine Schreibmaschine.“ Als Agnes Luchterhandt wissen will: „Wofür brauchen wir eigentlich eine Orgel?“ zischen die Arme in die Höhe: „Zur Musik?“, sagt fast fragend eine der Schülerinnen. „Ja“, sagt Agnes Luchterhandt und setzt nach: „Und wozu noch?“ Wieder melden sich Schüler: „ZumSingen.“ Die Kantorin ist begeistert: „Genau.“ Die Schüler sind äußerst interessiert, wollen selbst etwas wissen: „Wozu sind die Holzgriffe neben dem Spieltisch da?“ „Wie klingt die tiefste Pfeife?“ „Wie die höchste?“ Agnes Luchterhandt beantwortet geduldig jede Frage. So lange, bis jeder zufrieden ist. Zum Abschluss singen alle zusammen „Der Herbst ist da“ und auch „Martinus Luther war ein Christ“. Die Orgel begleitet die hellen Stimmen.

Zur Erinnerung an den Orgelentdeckertag in der Ludgerikirche bekommen die Schüler Bastelbögen. So kann sich jeder zu Hause eine Orgel bauen. Und die Mädchen und Jungen erhalten Postkarten, die die Arp-Schnitger-Orgel zeigen. Die kennen die Schüler jetzt ganz genau.

Veröffentlicht mit Dank an den OSTFRIESISCHEN KURIER (Text und Foto).