Kirchliche Geh-Struktur: der "etwas stillere Dienst"

Norden, 10. September 2016

1.Besuchsdiensttag im Kirchenkreis - Viel Information, noch mehr Ermutigung

"Wir sind die Geh-Struktur der Kirche", sagte Pastorin Helene Eißen-Daub beim 1. Besuchsdiensttag im Kirchenkreis Norden. Sie muss es wissen, leitet sie doch die Besuchsdienstarbeit der Hannoverschen Landeskirche und war extra aus der Landeshauptstadt angereist. Etwa 30 Mitglieder von Besuchsdienstgruppen waren der Einladung des Kirchenkreises gefolgt, so dass 8 Gemeinden vertreten waren.

Der Tag begann mit einem Gottesdienst im Hochchor der Ludgerikirche. Er wurde von Gudrun Siol und Johanne Tscharntke vom Besuchsdienst der Norder Andreasgemeinde mitgestaltet. In seiner Predigt stellte Superintendent Dr. Helmut Kirschstein heraus, dass Besuche ohne "Vertrauensvorschuss" nicht möglich seien - niemand wisse, was ihn hinter der einen oder anderen Tür erwarte. Aber Gott selbst habe Vertrauen in die Menschen gesetzt, Jesus Christus sei DIE "vertrauensbildende Maßnahme" Gottes. "Wo ein Mensch Vertrauen gibt" (wie es in dem bekannten Lied heißt), tue er also nichts anderes, als was Gott tut. Dazu ermutigte er die Mitarbeitenden in der Besuchsdienstarbeit: "Mach´s wie Gott: Schenke Vertrauen!"

Im Gemeindehaus stellten sich alle Mitarbeitenden in großer Runde vor. Manche sind bereits seit 16 Jahren dabei, andere nutzten den Besuchsdiensttag, um Orientierung für ihren Einstieg in diese Arbeit zu bekommen. Auch die Schwerpunkte der Besuchsdienste erwiesen sich als unterschiedlich: Während häufig Geburtstagsjubilare besucht werden, stehen in anderen Gruppen Alte, Einsame und ans Haus Gebundene im Fokus, seltener widmet man sich auch den Neuzugezogenen in der Gemeinde.

In ihrem Grundsatz-Referat stellte Pastorin Eißen-Daub die Besuchsdienstarbeit in der Hannoverschen Landeskirche vor. Da staunten die MitarbeiterInnen nicht schlecht: In unserer Landeskirche gibt es 1.000 Besuchsdienstgruppen mit etwa 10.000 Mitarbeitenden - wer hätte das gedacht?! Besuchsdienst sei eben der "etwas stillere Dienst" in der Kirche, so eine Teilnehmerin. Man hänge diesen Einsatz nicht unbedingt an die große Glocke, darum wüssten viele Menschen gar nicht, wieviel Gutes in der Gemeinde passiere.  Umso mehr ermutigte die Leiterin der Besuchsdienstarbeit zu einem gesunden Selbstbewusstsein.

Eine "fragende Haltung" sei wichtig, aber auch, dass man bei aller Nächstenliebe das Gefühl für sich selbst und seine Grenzen bewahre. Dazu könne auch das regelmäßige Miteinander und der Gedankenaustausch im Besuchsdienstkreis beitragen. Sie plädierte darum für "regelmäßige Treffen auf Augenhöhe", bei denen auch Schwierigkeiten und persönliche Fragen vertrauensvoll besprochen werden könnten. Wichtig sei die seelsorgerliche Begleitung dieses Kreises durch den Pastor oder die Pastorin der Gemeinde. Fortbildungen könnten dazu beitragen, immer wieder den Horizont zu erweitern und auch schwierige Fragestellungen anzugehen. Die Referentin vermisste in vielen Kirchenkreisen allerdings die wertschätzende Unterstützung der Besuchsdienstarbeit - und nahm den Kirchenkreis Norden von dieser Kritik ausdrücklich aus.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen standen drei Arbeitsgruppen auf dem Programm:  Helene Eißen-Daub gab einer Vertiefung der aufgeworfenen Fragen Raum und widmete sich den "Basics" der Besuchsdienstarbeit. Marja Goronzy, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle des Kirchenkreises Norden, bot "eine kleine Oase" an, indem sie Körperübungen und Fantasiereisen zu den persönlichen Kraftquellen unternahm. Diakonin Monika Bauer (Leiterin des Besuchsdienstes Marienhafe)  untersuchte am biblischen Beispiel von "Maria und Martha", was ein Besuch auslösen kann - wenn man ihn mit den Augen Jesu in den Blick nimmt.

In großer Runde gaben die Mitarbeitenden schließlich ihr Feedback zum Tage. Man habe sich herzlich aufgenommen gefühlt, das Selbstvertrauen sei tatsächlich gestärkt worden, ja es sei eine Ermutigung gewesen, "mit welcher Freude so viele Menschen diesen Dienst machen". Immer wieder wurde die gastfreundliche Atmosphäre (Gemeindehauswartin Brigitte Trabs!) und die erfahrene Wertschätzung gelobt.

Wie von mehreren Rückmeldungen erhofft, versprach Superintendent Dr. Kirschstein am Ende, dass dem 1. Besuchsdiensttag sicherlich ein 2. folgen werde. Er dankte den Initiatorinnen und Referentinnen, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren "großartigen" Einsatz und schlug den Bogen zurück zum Gottesdienst: "Sie alle sind die vertrauens-erweckende Maßnahme der Kirche!"