Menschen Hoffnung auf ein Leben geben

Hage / Norden, 23. November 2016

BROT FÜR DIE WELT-Kollekten im KK Norden unterstützen Südsudan

Unter dem Motto „Hoffnung auf Leben“ beginnt am 1. Advent die 58. Aktion des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt“. Im vergangenen Jahr kamen Spenden in Höhe von 4.646.412 Euro in der Region zusammen. Das ist auf dem Niveau des Vorjahres, sagt Uwe Becker, "Brot für die Welt"-Bildungsreferent. Im Kirchenkreis Norden wurden an Kollekten und Spenden (im Kirchenkreis und direkt an "Brot für die Welt") insgesamt 46.276,11 gesammelt. „Vielen Dank dafür“, betont Rolf Meyer-Engeler, Pastor in Hage.

In den Kirchengemeinden des Kirchenkreises Norden werden die Kollekten am 1. Advent (in Hage am 2. Advent), an den Weihnachtstagen und im Silvestergottesdienst für ein Projekt im Südsudan gesammelt: Das Geld kommt der Ausbildung von Krankenschwestern und -pflegern zugute.

Im Südsudan tobt ein brutaler Krieg. Zwei Stämme  kämpfen gegeneinander, und auf den Straßen herrschen kriminelle Banden, die alles ausrauben, was Nahrung transportiert. „In dieser Situation können wir nur helfen, indem wir Bildung ermöglichen, die man nicht rauben kann: Gesundheitspersonal ausbilden, damit in den Kleinstädten und Dörfern Hilfe geleistet werden kann“, erklärt Meyer-Engeler.

Das Projekt

Wer im Südsudan krankt wird, dem stehen schwere Zeiten entgegen. Denn Südsudans Gesundheitsstatistiken sind alarmierend: Jede siebte Mutter stirbt während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, nur 4,8 Prozent der Frauen erhalten pränatale medizinische Betreuung, und 80 Prozent bringen ihr Kind zuhause auf die Welt. Für geschätzt elf Millionen Einwohner gibt es gerade einmal 37 Krankenhäuser. Das Gesundheitssystem des neugeborenen Staates liegt auf der Intensivstation.

Wer in Maridi wohnt, hat bessere Chancen, gesund zu werden. Hier bildet die von "Brot für die Welt" geförderte Organisation "Action Africa Help International" Gesundheitspersonal aus. Das Projekt will die Gesundheitsversorgung des staatlichen Gesundheitssystems Südsudans stabilisieren und insbesondere die Mütter- und Kindersterblichkeit verringern. Insgesamt 120 Krankenschwestern und Pfleger lernen für einen Diplom-Abschluss.

Der Hintergrund

Lediglich vier Prozent der staatlichen Ausgaben kommen dem Gesundheitssektor zugute (Southern Sudan Centre for Census, Statistics and Evaluation – SSCCSE, 2011). Soziale Basis-Dienstleistungen sind in viel zu geringem Umfang vorhanden. Nur etwa ein Drittel der Bevölkerung wird von Basisgesundheitsdienstleistungen erreicht. Das Stadt-Land- Gefälle in der Versorgung ist hoch, und insbesondere Frauen und Kinder werden unzureichend versorgt. Die wenigen existierenden Gesundheitseinrichtungen werden überwiegend von Kirchen und humanitären Organisationen betrieben. Die staatlichen Gesundheitsverwaltungsstrukturen – insbesondere auf bezirklicher Ebene – sind schwach entwickelt. Das Projekt leistet durch die qualifizierte Ausbildung von Gesundheitspersonal einen wichtigen Beitrag im Rahmen der nationalen Strategie zum Aufbau einer Basisgesundheitsversorgung in Südsudan. Der fragile Staat kann das System noch nicht allein stützen, so dass "Brot für die Welt" dieses Projekt mit finanziellen Mitteln flankierend unterstützt.

Mehr als eine Schule

Die Maridi Nurses Training School (MNTS) ist heute eine nationale Ausbildungsstätte für Gesundheitspersonal. Über die Qualifizierung von medizinischen Fachkräften hinaus, trägt es durch die Übernahme von Absolventen in die staatliche Gesundheitsverwaltung und die Entwicklung von Zertifikats- und neuerdings Diplom-Ausbildungsgängen strukturbildend zum Aufbau des südsudanesischen Gesundheitssystems bei. 120 Hebammen und Krankenschwestern/-pfleger werden an der MNTS unterrichtet. Während ihrer Ausbildung absolvieren sie Praktika an Gesundheitseinrichtungen in ihren Herkunftsgebieten (in Zentral-Äquatoria).

Wirkung für die Menschen

Seit 1997 wurden mehr als 900 medizinische Pflege- und Fachkräfte, darunter 38 Prozent Frauen, ausgebildet. Viele dieser Absolventen leiten heute Einrichtungen zur Gesundheitsversorgung im ganzen Land. Während zu Kriegszeiten der Schwerpunkt auf der Ausbildung von medizinischem Hilfspersonal gelegt wurde, wurden ab 2011 gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium neue, höher qualifizierende, Ausbildungsgänge entwickelt und in das nationale Gesundheitssystem integriert. Gemeindegesundheitshelfer und traditionelle GeburtshelferInnen wurden seither durch qualifizierte Gesundheitspromotoren, Krankenschwestern/-pfleger und Hebammen ersetzt. 2014 wurde für Hebammen und Krankenschwestern/-pfleger ein Diplom-Ausbildungsgang eingeführt, der mit 36/42 Monaten Dauer die höchste derzeit angebotene Qualifizierungsstufe darstellt.

Im Kirchenkreis Norden ist die Kirchengemeinde Norderney und der dort angesiedelte Partnerschafts-Kreis dem Südsudan ganz besonders verbunden: Zum Ort Kadeba bestehen persönliche Beziehungen. Dort hat der Freundeskreis ein "Geburtshaus" aufgebaut und mit medizinischem Equipment versehen.
Brot für die Welt Wer die 58. Aktion von „Brot für die Welt“ unterstützen möchte, kann Kollekten in den Gottesdiensten geben oder eine Überweisung an das Kirchenamt Aurich abschicken. RaiBa Fresena IBAN: DE 19 2836 1592 0400 4140 00, Kennwort: Brot für die Welt
Infos bei Pastor Rolf Meyer- Engeler (04931/974063).