"Willkommen bei uns" - die Willkommenskultur lebt!

Norden, 04. September 2016

WOCHE DER DIAKONIE eröffnet - Flüchtlinge aus Eritrea, Iran und Irak feiern mit

"Willkommen bei uns“: Unter diesem Thema wurde die WOCHE DER DIAKONIE im Kirchenkreis Norden mit einem farbenprächtigen Gottesdienst eröffnet. In bunten Gewändern trug der Chor der eritreisch-orthodoxen Gemeinde mit Lobgesang und Tanz dazu bei. So waren die Eritreer nicht nur Gäste, sondern Partner, die selbst Entscheidendes einbringen konnten.

Fasziniert lauschte die große Gemeinde – auch, als Superintendent Dr. Helmut Kirschstein Flüchtlinge aus drei ganz unterschiedlichen Ländern zum Interview bat: Sulaiman, der jetzt in Großheide lebt, ist Jeside und floh vor einem Jahr aus dem Irak, wo der sog. „Islamische Staat“ seine Glaubensgemeinschaft terrorisiert und 5.000 Kinder und Frauen entführt hat. Soheila und Masoud sind Christen aus dem Iran, die ihren Glauben dort nicht frei leben konnten – mittlerweile wurde ihre Tochter Asal in Hage konfirmiert. Und Micheal aus Eritrea war ein Vierteljahr unterwegs, um der Diktatur in seiner Heimat zu entkommen. Er floh auf dramatische Weise durch die Wüste Sahara und über das Mittelmeer zunächst nach Italien – und wohnt jetzt in Marienhafe. Sie alle erzählten, dass sie in Deutschland herzlich willkommen geheißen wurden. Sie hätten „ganz viel Freundlichkeit“ erlebt und zeigten sich überaus dankbar dafür. Alle werden nach wie vor von den evangelisch-lutherischen Gemeinden an ihrem neuen Wohnort begleitet.

Ein Novum im Eröffnungsgottesdienst: Der eritreische Priester Semere las die Epistel Hebräer 13 auf Tigrinya, um seine etwa 30 Landsleute auch inhaltlich weiter in den Gottesdienst einzubeziehen. Kirchenvorsteher Gerhard Wilts trug diesen Text dann wie gewohnt auf Deutsch vor: „Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.“

Um die „Willkommenskultur“ ging es auch in der Predigt: Der bayrische Ministerpräsident hatte bekanntlich deren „Beendigung“ verkündet. Das bedeute „Verrat“ am „C“ in seinem Parteinamen, so der Norder Superintendent. Gott habe – etwa mit dem Predigttext 1. Mose 18 – den Christen die „entgegenkommende Freundlichkeit ins Stammbuch geschrieben“. Christen seien es, die in Deutschland „die christlichen Werte“ und „das christliche Abendland verteidigen“. Gott erwarte diese Willkommenskultur von uns. Niemand habe gesagt, dass das leicht sein werde. „Aber die Bibel sagt, dass darauf Segen liegt.“

In einem Pressegespräch hatten zuvor Superintendent Dr. Kirschstein, Pastor Stephan Bernhardt (Norderney) als Diakoniebeauftragter des Kirchenkreises Norden und Heinz-Dieter Hülsebus als Leiter des Diakonischen Werks das Gesamtprogramm vorgestellt. Es ist die mittlerweile 14. Woche der Diakonie im Kirchenkreis Norden. „Und man merkt, dass sich was tut“, freute sich der Diakoniebeauftragte. Aus den Gemeinden selbst kamen Angebote für diese Woche, die jährlich unter einem anderen Motto stehe. Bernhardt nannte die Kirchengemeinde Arle: „Sie ist zum zweiten Mal dabei.“ Die Arler stellen am Freitag, 9. September, ihr Nachbarschaftscafé vor. Einheimische und Neuzugezogene, die teilweise vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind, kommen hierbei ins Gespräch.

In dieser „Woche der Diakonie“ gebe es Klassiker – wie den Tag der offenen Tür im Treffpunkt Diakonie, Norddeicher Straße (am Mittwoch, 7. September) – und auch Angebote, die „es so noch nicht gegeben hat“, sagte Bernhardt. Dazu gehöre das als „Oasentag“ bezeichnete Angebot. Es wendet sich an ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Kirchenkreis Norden. Die Psychologische Beratungsstelle bietet ihnen einen Tag zum Aufspüren der eigenen Kraftquellen, zum Austausch und zur Unterstützung und Entspannung an. „Dieser Tag macht deutlich, dass wir auch für Ehrenamtliche da sind“, sagte Bernhardt.

Auch folgendes Angebot habe es so noch nicht bei der „Woche der Diakonie“ gegeben: einen „Besuchsdiensttag mit vier Workshops“. Die einzelnen Gemeinden des Kirchenkreises Norden verfügen über zahlreiche Besuchsdienstkreise. Die dort ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter besuchen Menschen zu Hause. Dieser Tag biete Gelegenheit, sich mit verschiedenen Themen im Bereich der Besuchsdienstarbeit zu beschäftigen und sich über die Gemeindegrenzen hinweg auszutauschen und kennenzulernen. Die Organisatoren freuten sich, dass hochrangige Referenten dazu gewonnen werden konnten. Dies Angebot könne als„Weiterbildung“ für Mitarbeiter in Besuchsdienstkreisen verstanden werden. Für Dieter Hülsebus macht dies Angebot auch deutlich, dass es eine Verzahnung zwischen der Arbeit der Ehrenamtlichen und der professionellen Tätigkeit im Bereich der Diakonie gebe.

Das Diakonische Handeln müsse nicht allein örtlich auf die Gemeinde begrenzt sein, sagte Dr. Kirschstein. Er verwies auf ein Angebot innerhalb der „Woche der Diakonie“, das das „Diakonische Handeln in Übersee – am Beispiel Uganda“ – zum Thema hat. „Auch dort haben wir Partner, und auch ihnen wird geholfen“, so der Superintendent.