"Kein Kinderspiel" - an den Holocaust zu denken...

Norden, 28. August 2009

Ausstellung der Gedenkstätte Yad Vashem in Ludgeri eröffnet

Unter Beisein von Bürgermeisterin Barbara Schlag und Superintendent Dr. Helmut Kirschstein wurde im Hochchor der Ludgerikirche eine besondere Ausstellung eröffnet: Auf Initiative des letzten noch lebenden Norder Juden, Heinz Samson, kamen die Bildtafeln der Exposition "Kein Kinderspiel" in die größte mittelalterliche Kirche Ostfrieslands. Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem (hebr. für "Denkmal und Name") hat diese Wanderausstellung entwickelt - sie ist weltweit unterwegs. Neben großformatigen Bild- und Informationstafeln werden auch zwei Kurzfilme und ein im KZ entstandenes Monopoly-Spiel gezeigt, das "Badstraße" und "Schlossallee" durch die Straßen und Plätze von Theresienstadt ersetzt...

Verantwortlich für die Präsentation in Norden ist der rührige ökumenische "Arbeitskreis Synagogenweg", dessen leitende Mitglieder vor den ersten etwa 30 interessierten Zuhörern eine Einführung gaben. Dr. Hans-Hermann Briese unterstrich mit tiefgründigen Gedichten - teils in plattdeutscher Sprache - die Intention, Kantor Thiemo Janssen umrahmte die Eröffnung mit kongenial improvisierten Orgelklängen, während Pn.i.R. Almut Holler anhand des Schicksals jüdischer Kinder aus Norden den besonderen Bezug zu Stadt und Region herstellte.

Denn es geht in dieser Ausstellung vor allem um das Schicksal der jüngsten Opfer: Von den etwa 6 Mio. ermordeten Juden waren ungefähr 1,5 Mio. Kinder! Nur wenige tausend jüdische Kinder haben den Holocaust überlebt. Auf sie richtet sich der Focus der Ausstellung: Der Weg in den Untergrund, die tödliche Bedrohung im Versteck, aber auch der mutige Einsatz nicht-jüdischer Mitmenschen zu ihrem Schutz wird dokumentiert. Besonders berührt der Einsatz des polnischen Arztes, Schriftstellers und Reformpädagogen Janusc Korczak, der "seinen" Waisenhauskindern bis zuletzt zur Seite stand und mit ihnen in den Tod ging. Von ihm stammt auch der Titel der Ausstellung "Kein Kinderspiel".